Thema des Tages

21-09-2018 09:20

Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

Tief ELENA befindet sich am heutigen Freitagmittag mit einem
Kerndruck von 975 hPa in der zentralen Nordsee und zieht unter
weiterer Vertiefung nach Südnorwegen. Die Kaltfront hat den äußersten
Westen Deutschlands erreicht und schwenkt im Tagesverlauf rasch nach
Ostsüdost durch. Sie leitet einen deutlichen Temperaturrückgang ein
und beendet das hochsommerliche Wetter. An der Nordseeküste wurden
heute Mittag bereits die ersten Sturmböen, auf Helgoland auch schon
schwere Sturmböen von knapp 100 km/h registriert. Im Westen
Deutschlands treten verbreitet die ersten stürmischen Böen auf. Der
Wind lebt allgemein böig auf. Mit der Kaltfront werden kurzzeitig
auch in den übrigen Regionen vor allem nördlich der Mittelgebirge
Sturmböen erwartet. An der Nordseeküste wird es auch einzelne
orkanartige Böen geben und auch an der Ostseeküste ist mit schwerem
Sturm zu rechnen.

Tief ELENA ist der erste Herbststurm in diesem Jahr. Nach einer
Wetterberuhigung am morgigen Samstag, steuert am Sonntag aber bereits
ein nächstes deutlich kräftigeres Sturmtief auf das Land zu. Die
Modellvorhersagen haben sich zwar angenähert, jedoch sind die
Unterschiede noch so groß, dass es für uns Meteorologen schwer ist,
die exakte Zugbahn des Sturmtiefs über Deutschland zu bestimmen. In
dem Zusammenhang ist auch die Wind- und Niederschlagsentwicklung noch
sehr ungewiss. Bereits im gestrigen Thema des Tages wurden die
Unsicherheiten angesprochen. Je nach Lage des Tiefdruckgebietes
reicht die Vorhersage derzeit an einigen Orten von "Sturm mit etwas
Regen" bis hin zu "kräftigem Regen mit einem lauen Lüftchen". Eines
ist jedoch sicher: Das Sturmtief, das am Sonntag auf Deutschland
zusteuert wird es in sich haben!

Nach derzeitigem Stand wird der Kern des noch namenlosen Tiefs am
Sonntagmittag irgendwo zwischen England und Belgien liegen. Demnach
greifen erste Regenfälle auf den Westen Deutschlands über. Bis zum
Abend wird das Tief kräftiger und dann etwa im Mittelgebirgsraum
erwartet. Das Sturmfeld wird insbesondere die Mitte und den Süden
beeinflussen. Dort werden verbreitet und vor allem länger andauernd
Sturmböen (um 80 km/h), besonders in den Berglagen auch schwere
Sturmböen (bis 100 km/h) erreicht. In Verbindung mit Gewittern sind
zudem orkanartige Böen um 110 km/h nicht ausgeschlossen! In Lagen
über 1000 Meter werden bis in die Nacht zum Montag hinein solch
heftige Böen um 110 km/h simuliert. Der Norden ist vom Wind aber auch
nicht ausgenommen. Insbesondere an der Nordseeküste muss mit dem
abziehenden Tief ab Sonntagabend mit einem länger anhaltenden
Nordweststurm gerechnet werden.

Der meiste Regen wird im Bereich des Tiefkerns von Sonntagmittag bis
in die Nacht zum Montag hinein etwa direkt in der Mitte des Landes
fallen. Konkret prognostizieren die Modelle aktuell in einem breiten
Streifen vom Rheinland und der Eifel bis hin zum sächsischen Bergland
die höchsten Niederschlagsmengen mit 40 bis 60 Liter pro Quadratmeter
in 12 Stunden.

Die Auswirkungen des kräftigen Windes und länger andauernden Regens
können erheblich sein! Zum einen sind die meisten Bäume auch nach dem
Sturm am heutigen Freitag noch stark belaubt und bieten eine große
Angriffsfläche. Zum anderen sind die Böden aufgrund der langen Dürre
in diesem Sommer ausgetrocknet und können das Wurzelwerk bei
anhaltenden heftigen Winden nicht lange halten. Oder aber die Äste
brechen einfach ab und Baumstämme knicken wie Streichhölzer um. Mit
dem erwarteten Dauerregen kann es darüber hinaus örtlich zu
Überschwemmungen kommen. Zum Berufsverkehr am Montagmorgen ist somit
besonders in der Südhälfte Deutschlands erhöhte Aufmerksamkeit im
Straßen- und Schienenverkehr geboten!

Rückseitig des Sturmtiefs hält am Montag dann der Herbst in
Deutschland Einzug! Die Temperaturen rauschen in den Keller und
Montag wird vermutlich nirgendwo mehr die 20-Gradmarke gerissen.
Zudem wird es in der Nacht zum Dienstag im Südosten lokal ersten
Luftfrost und in höheren Lagen der bayerischen Alpen sogar etwas
Schneefall geben.

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.09.2018

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