Thema des Tages

09-10-2018 09:20

Eine gemischte Jahresbilanz für die Landwirtschaft

Das Wetter beeinflusst in vielen Belangen das tägliche Leben, zum
Beispiel in der Freizeitgestaltung oder auf dem Weg zur Arbeit und
Schule. Wetterextreme wie Stürme, schwere Gewitter mit
Starkregenfällen oder winterliche Ereignisse wie Glatteis gefährden
dabei sogar teilweise Leib und Leben und können für massive
Auswirkungen auf den Straßen und Schienen sowie auf den Luftverkehr
sorgen. Allgemein sind damit dann große Schäden an jeglicher Art von
Infrastruktur verbunden.

Vor allem der Anbau von Obst, Gemüse und Getreide ist wesentlich von
den Wetterbedingungen in der Vegetationsperiode abhängig. Am
vergangenen Sonntag wurde in vielen Ortschaften das alljährliche
Erntedankfest - ein christliches Fest nach der Ernte im Herbst -
begangen. Doch in diesem Jahr ziehen die Landwirte hierzulande eine
sehr gemischte Bilanz:

Hierbei schlägt zum einen das verbreitete Wasserdefizit seit dem
Frühjahr zu Buche, das auch an den sehr niedrigen Pegelständen vieler
Flüsse und den zahlreichen Waldbränden in manchen Regionen sichtbar
wurde und vor allem die Feldfrüchte betraf. In vielen Regionen gab es
insbesondere beim Getreide hohe Ernteeinbußen aufgrund von
langanhaltender Hitze und Dürre. Auch der Ertrag von Kohl und
Kartoffeln fiel in diesem Jahr deutlich geringer aus. Der Bereich der
Landwirtschaft, der sich also dem Ackerbau verschrieben hat, muss in
diesem Jahr leider eine schlechte Bilanz ziehen.

Andererseits werden sich wohl die meisten Obst- und Weinbauern über
besonders gute Erträge freuen können - anders als im letzten Jahr,
als es Ende April während bzw. kurz nach der Obstblüte nochmals
verbreitet mäßigen Frost gab und deshalb viele Blüten und
Fruchtansätze erfroren, wenn es nicht möglich war Schutzmaßnahmen zu
ergreifen. In diesem Jahr hielt sich zwar das eher kühle, fast noch
winterliche Wetter bis in den März, dafür startete dann der Sommer im
Laufe des Aprils direkt durch. Es gab auch keine Spätfröste mehr, so
dass der Fruchtansatz an den Obstbäumen und -sträuchern bereits sehr
gut ausfiel. Die Bäume, Sträucher und Reben hingen in vielen Gebieten
regelrecht übervoll mit Kirschen, Äpfeln, Birnen, Quitten, Pflaumen,
Beeren und Trauben. Zusätzlich ließen die vielen Sonnenstunden und
die Wärme während der Sommermonate das Obst gut reifen und sorgten
für einen hohen Zuckergehalt und damit sehr schmackhafte Früchte.
Doch wie aus Winzerkreisen zu hören ist, könnte der hohe Zuckergehalt
der Trauben auch ein kleiner Nachteil für den Weinjahrgang 2018
werden. Dem Wein könnte die für die Geschmacksnote nötige Säure
fehlen und der viele Zucker in den Trauben bei der alkoholischen
Gärung in "verhältnismäßig viel" Alkohol umgewandelt werden...

Auch für einige Gemüsesorten, die empfindlich gegenüber Nässe und
eher wärmeliebend sind, war es ein ertragreiches Jahr. So hatten zum
Beispiel auch viele Hobbygärtner eine reiche Tomaten-, Auberginen-
oder Paprikaernte.

Zusammenfassend lässt sich die Jahresbilanz für die Landwirtschaft
mit dem folgenden Sprichwort beschreiben: "Was dem einen sein Freud,
ist dem Anderen sein Leid." (Autor unbekannt)


Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.10.2018

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