Thema des Tages

01-11-2018 08:20

Wie uns Tiere das Wetter ankündigen

"Siehst du die Schwalben niedrig fliegen, wirst du Regenwetter
kriegen. Fliegen die Schwalben in den Höh'n, kommt ein Wetter, das
ist schön."
Fast jeder kennt diesen Spruch oder hat schon eine abgewandelte Form
von ihm gehört. Der Zusammenhang mit dem Wetter ist leicht
hergestellt: Schwalben fressen Insekten und bei trockenen und warmen
Bedingungen fliegen diese länger und auch in größeren Höhen. Bei
kühleren, feuchten und windigen Wetterbedingungen sind die Insekten
hingegen eher in Bodennähe zu finden. Meteorologisch betrachtet
ergibt sich folgendes Bild: Starke Sonneneinstrahlung an mehreren
Tagen in Folge findet man vor allem bei Hochdruckwetterlagen. Diese
haben die Neigung, sich nicht so schnell aufzulösen, man kann also
davon ausgehen, dass auf einen schönen Tag ein weiterer schöner Tag
folgt.

"Ziehen die wilden Gäns' und Enten fort, ist der Winter bald am Ort."

Diese Bauernregel bezieht sich auf den Zug der Vögel im Winter in
wärmere Gefilde. Sobald der erste Kaltlufteinbruch ansteht und das
Futterangebot eingeschränkter ist, setzt bei den Vögeln die
sogenannte "Zugunruhe" ein. Sie bereiten sich auf den Flug in ihr
Winterquartier vor, der unmittelbar bevorsteht.
Eine Erweiterung der Regel findet sich etwa in diesem Spruch:
"Bleiben die Schwalben lange, sei vor dem Winter nicht bange." Ziehen
die Schwalben erst später in Richtung Süden, gab es offenbar noch
keinen Kaltlufteinbruch, der Winter "verspätet" sich also. Aus der
Länge des Winters aber auf die Stärke zu schließen, kann ins Auge
gehen. Auch ein kurzer Winter kann knackig kalt sein.

Das wohl berühmteste Wettertier ist der Hahn. Er steht auf vielen
Dächern und zeigt die Windrichtung an. Eine oft zitierte und
modifizierte Bauernregel lautet: "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert
sich das Wetter, kräht er auf dem Hühnerhaus, hält das Wetter die
Woche aus." Den meisten dürfte der erste Teil der Bauernregel
geläufig sein. Aber erst zusammen mit dem zweiten Teil macht die
Regel Sinn. Denn, kräht der Hahn auf dem Mist, ist dieser vermutlich
nass und er ist dort mit Nahrungsaufnahme beschäftigt. Kräht er
hingegen auf dem Dach des Hühnerstalls, ist der Misthaufen vermutlich
trocken und das Nahrungsangebot nicht so reichlich, weil sich die
Würmer und Insekten in die unteren Schichten verzogen haben. Da sich
Hochdruckwetterlagen und somit meist schönes und trockenes Wetter
länger halten, als Wetterlagen mit Tiefdruckeinfluss die oft Regen
bringen, entbehrt diese Regel nicht einer gewissen Logik. Findet der
Hahn auf dem Mist etwas zu fressen, gab es vermutlich Regen oder
regnet es aktuell. Aufgrund der eher kurzlebigen Tiefdruckwetterlagen
steht ein Wetterwechsel, zu welchem Wetter auch immer, bevor. Findet
er hingegen auf dem Mist nichts zu fressen, ist dieser wohl trocken
und, geht man von langlebigen Hochdrucklagen aus, bleibt es wohl auch
noch trocken. Ob das eine ganze Woche so sein muss, sei
dahingestellt.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.11.2018

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