Thema des Tages

04-11-2018 09:20

Grau, grauer, Nebel

Wer kennt das nicht: Es ist Herbst, man freut sich auf lange
Spaziergänge im bunt gefärbtem Laubwald bei strahlendem Sonnenschein
in herrlich klarer Luft. Perfekt, schließlich verkünden die
Meteorologen eine "ruhige Hochdruckwetterlage". Oder?! Erste Zweifel
kommen auf, wenn man morgens verschlafen aus dem Fenster schaut, aber
kein strahlendes Blau am Himmel erblickt, sondern vielmehr in eine
triste, graue Suppe.
Wenn man Glück hat, lichtet sich der Nebel am Vormittag oder Mittag
und die Sonne setzt sich doch noch durch. Manchmal jedoch (und
Bewohner einiger Flussniederungen nicken nun vermutlich zustimmend)
bleibt es tagelang grau in grau, vielleicht mal hellgrau, mal
dunkelgrau - man könnte auch resümieren, der Himmel erstrahlt in
"Fifty shades of grey".

Nun soll dieses Thema des Tages etwas "Licht in die graue Dunkelheit"
bringen, warum sich Nebel so gerne im Herbst bildet.

Es gibt drei Typen von Nebel: Abkühlungsnebel, Verdunstungsnebel und
Mischungsnebel. MISCHUNGSNEBEL entsteht kurz gesagt wenn kalte und
warme Luft aufeinanderstoßen, z.B. in Bereich von Wetterfronten.
VERDUNSTUNGSNEBEL hingegen kann man häufig bei Seen oder Flüssen
beobachten (sie scheinen regelrecht zu "rauchen"), wenn das warme
Wasser verdunstet und die darüber liegende Luftschicht stark
anfeuchtet.

Besondere Aufmerksamkeit soll heute aber dem ABSKÜHLUNGSNEBEL
gewidmet werden, bzw. dessen Unterart dem STRAHLUNGSNEBEL. Er bildet
sich bei klarem und windschwachem Wetter, vor allem in Nächten im
Herbst oder Frühjahr, wenn die Temperaturschwankungen zwischen Tag
und Nacht am größten sind. Bodennahe Luft kühlt sich ab und der
enthaltene Wasserdampf kondensiert. Sobald sich nach Sonnenaufgang
die Erdoberfläche aufheizt und die Sonne die Luft erwärmt, verdunsten
die Tropfen und der Nebel löst sich auf. Im Winter hat die Sonne so
wenig Kraft, dass der Nebel teilweise tagelang erhalten bleiben kann.

Da sich der Nebel häufig nur am Boden befindet, spricht man auch von
Bodennebel, Talnebel, Wiesennebel, Nebelmeer, Nebelbank oder wenn er
sich vom Boden löst auch von Hochnebel.

Auch in den aktuellen Wetterberichten für die kommenden Tage finden
sich fast täglich die Begriffe "Nebel", "Hochnebel", "in den Nächten
verdichtet sich vorhandener Nebel erneut" etc., sodass es vielerorts
wieder eine Lotterie ist, wo sich die graue Suppe hält und wo die
Sonne die Überhand gewinnt. Aber wer die Grautöne am Horizont Leid
hat, kann sich auch die Bergschuhe schnüren und wie in Caspar David
Friedrichs Gemälde "Der Wanderer über dem Nebelmeer" auf eine
Bergspitze kraxeln und ganz erhaben über den Wolken stehen?

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.11.2018

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