Thema des Tages

13-11-2018 07:50

Niedrigwasser in Schwedens Seen


In vielen Teilen Europas war es in diesem Jahr verglichen mit dem
vieljährigen Mittel zu trocken, woraus sehr niedrige Pegelstände der
Flüsse resultieren. Beispielsweise betrug Pegel des Rheins bei
Düsseldorf am vergangenen Wochenende knapp unter 45 cm, womit man
schon sehr nah dran ist am niedrigsten bekannten Wasserstand von 40
cm am 30. September 2003. Auch am Bodensee sind Flächen sichtbar, die
sich normalerweise unterhalb der Wasseroberfläche befinden.

Aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schweden war das Jahr
2018 markant zu trocken (den meisten werden wohl noch die
diesjährigen Waldbrände in Erinnerung sein). Knapp neun Prozent der
Fläche Schwedens sind Gewässer, eine Fläche ziemlich genauso groß wie
die Fläche der deutschen Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt
zusammen. Allein das Gesamtareal der vier größten Seen Schwedens
(Vänern (zugleich drittgrößter See Europas), Vättern, Mälaren und
Hjälmaren - Lage siehe Abbildung (1)) ist in etwa halb so groß wie
Sachsen.

Aufgrund ihrer Größe reagieren die Wasserstände der Seen langsam. Zu
Beginn des Sommers lagen sie noch auf normalem Niveau, wiesen seitdem
aber eine stetig sinkende Tendenz auf.

Das Niveau des Vänern liegt derzeit bei 43,78 Metern über dem
Meeresspiegel, was 55 Zentimeter niedriger ist als der Mittelwert.
Ähnlich tief lag das Niveau in den Jahren 1996 und 2003. Im April
1970 wurde der niedrigste Wasserstand seit der Regulierung des Sees
in den 1930er Jahren gemessen: Er lag sogar noch weitere 40
Zentimeter tiefer als derzeit (vgl. Abbildung (2)). Das Niedrigwasser
führt dazu, dass große Frachtfahrzeuge, die auf dem See unterwegs
sind, nicht mit voller Zuladung verkehren können.

Die Pegel der anderen drei großen Seen liegen jeweils ungefähr 30
Zentimeter unter ihrem Mittelwert. Erstaunlich beim Mälaren ist
jedoch, dass dessen Niveau innerhalb nur eines halben Jahres fast
einen halben Meter gesunken ist und sich derzeit mit 59 cm über dem
Meer auf dem niedrigsten Stand seit 1989 befindet. Trotzdem ist man
noch weit entfernt vom historischen Tiefststand von 13 cm, der am 5.
November 1939 erreicht wurde.

Berechnungen zufolge würden sich die Pegel im Laufe des Frühjahres
2019 erholen. Diese Prognose geht allerdings für die Wintermonate von
einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge (basierend auf der
Referenzperiode 1981-2010) aus, die wegen der niedrigen Verdunstung
und der Vegetationsruhe zu großen Teilen in die Seen abfließen würde.
Das Problem dabei ist, dass schon die letzten Jahre nicht "normal"
waren. Der Sommer 2018 war in weiten Teilen Schwedens trockener als
normal und diese Trockenheit setzt sich auch jetzt im Herbst noch
fort. Ein zu trockener Winter würde zu anhaltend niedrigen
Wasserständen im kommenden Jahr führen.


M.Sc. Met. Stefan Bach
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.11.2018

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