Thema des Tages

15-11-2018 10:50

Eine Ära geht zu Ende

Die erste Generation von Iridium-Satelliten wurde zwischen Mai 1997
und Juni 2002 über Trägerraketen ins Weltall geschossen. Das
US-amerikanische Unternehmen Iridium Communications Inc. baute ein
Netzwerk bestehend aus 66 Satelliten für die Satellitenkommunikation
auf und ermöglichte dadurch eine weltweite Sprach- und
Datenkommunikation. Hierdurch wird auch polwärts von 82 Grad Breite
eine zuverlässige unterbrechungsfreie Verständigung mit der Außenwelt
gewährt, denn in diesen Breiten kann das Signal von geostationären
Satelliten, die auf einer Umlaufbahn in zirka 36000 Kilometer Höhe
über dem Äquator stehen, nicht mehr empfangen werden.

Mithilfe der Iridium-Satelliten ist auf dem Forschungsschiff
Polarstern, auf dem Meteorologen* des DWD im Einsatz sind, eine
fortwährende Datenübertragung möglich. Bei Einsätzen in der Arktis
kommt es häufig vor, dass sich das Schiff nördlich von 82 Grad
befindet. Würden die Bordmeteorologen* in diesen Breiten keine
Modelldaten oder aktuellen Satellitenbilder empfangen können, wäre
eine Vorhersage dort auf kurz oder lang nicht mehr möglich oder
gerade noch auf das Nowcasting (Vorhersagen bis zu drei Stunden)
anhand der auf dem Schiff stattfindenden Wetterbeobachtung
beschränkt. (*Die verwendete Form steht vertretend für männliche wie
weibliche Mitarbeiter.)

Des Weiteren wird die Iridium-Satellitenkommunikation auch von
Seglern genutzt. Diese können auf hoher See, sofern sie nicht über
Internet erreichbar sind, von den Seeschifffahrtsberatern* des DWD
über Iridium SMS empfangen. Da jedes Zeichen extra über die normale
SMS-Länge hinaus Geld kostet, werden die Routenberatungen kurz
gehalten und nur die wichtigsten Informationen übermittelt.

Von Januar 2017 bis Ende 2018 wird die erste Generation der
Iridium-Satelliten nun durch eine neue Generation (Iridium NEXT)
abgelöst. Die Ära einer spektakulären Leuchterscheinung geht damit
ebenfalls zu Ende. Die alten Iridium-Satelliten verfügen nämlich über
drei geneigt angebrachte Antennen, die etwa die Größe eines
Esszimmertisches haben. Aufmerksame Himmelsbeobachter konnten
jahrelang Iridium-Satelliten vor allem am nächtlichen Himmel, mit
Glück auch am Tage, mit bloßem Auge sehen. Die großen Antennen
reflektierten zu bestimmten Zeiten für mehrere Sekunden das
Sonnenlicht, sodass sehr helle sogenannte "Iridium-Flares" ("flare":
engl. für Aufflackern) sichtbar wurden. Zunächst erschien der
Satellit als kleiner Punkt wie alle sonstigen Satelliten auch.
Innerhalb weniger Sekunden wurde dieser Punkt immer heller, bis ein
Maximum an Helligkeit erreicht wurde und diese dann wieder abnahm.
Auf Fotos mit einer langen Belichtungszeit, wie es uns Artur Schmitt
zur Verfügung stellte, zeigte sich der Iridium-Flare "als heller
Leuchtstreifen mit sich in Flugrichtung zu beiden Seiten verjüngenden
Ausläufern" (Quelle: Wikipedia). Die Geometrie der neuen
Iridium-Satelliten ist nun jedoch so geschaffen, dass keine
Leuchterscheinungen mehr erzeugt werden. Da die alte Generation zum
Teil bereits ersetzt wurde, sind Iridium-Flares seit 2017 immer
seltener zu beobachten. Im Jahr 2019 werden sie wohl gar nicht mehr
zu sehen sein. Die alte Generation der Iridium-Satelliten wird dann
nach und nach in der Erdatmosphäre verglühen. Die genaue Position
eines Iridium-Flares kann übrigens über das Internet in Erfahrung
gebracht werden. Vielleicht haben Sie ja Glück und sehen bis 2019
doch noch mal ein sehr helles Aufflackern am Himmel!

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.11.2018

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst