Thema des Tages

17-11-2018 09:50

Erst die Leoniden - und dann der erste Schnee

Der Höhepunkt steht kurz bevor! In der kommenden Nacht erreichen die
Leoniden ihr diesjähriges Intensitätsmaximum, und damit wird sich
wieder ein äußerst reizvolles Spektakel am nächtlichen Himmel
abspielen. Der Name des Meteor- oder Sternschnuppenstroms, der
übrigens aus Bruchstücken des Kometen 55P/Temple-Tuttle besteht,
leitet sich vom Sternbild Löwe (Leo) ab, in dem die Bahnen bzw.
Spuren der Meteore ihren Ausgangspunkt zu haben scheinen.

"Es ist angerichtet", könnte man aus astronomischer Sicht also sagen.
Um sich aber etwas wünschen zu können, wie es beim Entdecken bzw.
Beobachten von Sternschnuppen ja gerne getan wird, muss auch das
Wetter mitspielen. Und diesbezüglich sind der Westen, Teile der Mitte
und der Süden die "Schokoladenseiten" unseres Landes. Nur vom
Hochrhein bis zu den Alpen bildet sich im Laufe der Nacht
wahrscheinlich Nebel. Am Niederrhein und von den Mittelgebirgen bis
zur Donau, teils sogar bis ins Alpenvorland, präsentiert sich der
Himmel praktisch durchweg klar und lässt damit einen ungetrübten
Blick auf mögliche Sternschnuppen zu. Wobei man mit dem Begriff
"ungetrübt" in Herbstnächten immer vorsichtig sein muss, sorgt die
deutliche Abkühlung doch oft für einen leicht dunstigen oder eben
trüben Charakter in der Atmosphäre.

"Abkühlung" ist auch das Stichwort bei der Wahl der richtigen
Kleidung. Da die Temperaturen in der Nacht durchweg in den
Frostbereich sinken und hier und da auch Werte unter -5 Grad erreicht
werden, sollte man sich warm einpacken, zumal die gefühlten
Temperaturen durch den Wind noch ein wenig niedriger liegen.

Im Norden sind die - man kann im wahrsten Sinn des Wortes von
"Aussichten" sprechen - nicht ganz so ungetrübt. Dort ziehen in der
ersten Nachthälfte nämlich mitunter ein paar hohe oder mittelhohe
Wolken durch, insbesondere von den östlichen Mittelgebirgen bis nach
Vorpommern. Wer jetzt in diesen Regionen auf die zweite Nachthälfte
hofft, wird leider enttäuscht. Denn im Vorfeld einer Kaltfront, die
sich von der Ostsee nähert, nehmen die Wolken im Nordosten in der
zweiten Nachthälfte sogar noch zu und erreichen zum Morgen auch die
Gebiete vom Emsland bis zur Lausitz. Somit stehen die
Sternschnuppen-Chancen dort am schlechtesten. Aber die Hoffnung
stirbt zuletzt, geringe Chancen auf Wolkenlücken, bei ebenfalls
eisigen Temperaturen, gibt es auch im Norden unseres Landes - noch.

"Noch" deswegen, weil die angesprochene Kaltfront im Laufe des
Sonntags weiter nach Süden zieht und dabei vor allem den Osten
beeinflusst. Sie bringt dann in der Nacht zum Montag in den östlichen
Mittelgebirgen den ersten Schnee. Zwar ist die Intensität des
Schneefalls alles andere als atemberaubend, aber einige wenige
Zentimeter Neuschnee sind im Harz, im Erzgebirge, im Thüringer Wald
und im Bayerischen Wald allemal möglich.

Und damit ist nicht Schluss. Bis in die zweite Wochenhälfte hinein
etabliert sich eine teils lebhafte östliche Strömung bei uns in
Mitteleuropa. Der von einigen Kollegen häufiger verwendete und von
den Medien gerne aufgegriffene Begriff der "Russenpeitsche" verbietet
sich natürlich, da die nächtlichen Tiefstwerte nicht unter -10 Grad
liegen. Wer aber Anleihen beim Reitsport schätzt, könnte von einer
"russischen Reitgerte" sprechen.

Diese wirbelt auch im Verlauf der kommenden Woche etwas Schnee herum.
Bei Höchstwerten, die am Tage oft nur im niedrigen einstelligen
Bereich liegen und nachts in den leichten, mitunter auch in den
mäßigen Frostbereich sinken, kann gebietsweise noch ein wenig Schnee
hinzukommen.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2018

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