Thema des Tages

21-11-2018 10:20

Was uns dieser November über den kommenden Winter verrät.

Für November gibt es nicht sehr viele Bauernregeln, jedenfalls nicht
unbedingt mit einem Bezug zum Wetter oder zur Wettervorhersage. Die
meisten Regeln befassen sich nämlich mit der Ernte im nächsten Jahr,
wie zum Beispiel diese hier: "Bringt November Morgenrot, der Aussaat
dann viel Schaden droht." Diese Bauernweise will uns nichts anderes
sagen, als dass die junge Aussaat im November der Kälte meist
schutzlos ausgeliefert ist. Die frischen Keimlinge werden durch
frostige Nächte häufig zerstört. Oft liegt auch noch keine
Schneedecke, die die Saat in frostigen Nächten schützen kann. Wenn
sich der morgendliche Himmel also in einem leuchtenden Rot zeigen
kann, bedeutet dies in den meisten Fällen, dass die Nacht klar und
aufgrund der langwelligen Ausstrahlung frostig war.

Bauernregeln mit Wetterbezug sind im November seltener als in anderen
Monaten und ranken sich meist um Allerheiligen (1.11.) oder den
Martinstag (11.11.). Wobei die Regeln für Allerheiligen oft nur einen
Bezug für die nächsten Tage liefern: "Schnee an Allerheiligentag gar
nicht lange liegen mag." Betrachtet man den mittleren
Luftdruckverlauf über ein Jahr in Deutschland, so gibt es Ende
Oktober/Anfang November eine Tendenz zu höherem Druck. Dies würde
weitgehend trockenes und ruhiges Wetter bedeuten. Schneit es jedoch
zu Allerheiligen, liegt es nahe, dass der Luftdruck eher tiefer ist
als normal. Auf die eher tiefdruckgeprägte Lage müsste bald eine
Hochdrucklage mit trockenerem und bei südlicher Strömung zu dieser
Zeit des Jahres oft noch milderem Wetter folgen, sodass der Schnee
rasch wieder wegtaut.

Vorhersagen für den kommenden Winter lassen sich eher aus den Regeln
um den Martinstag herum ableiten. So zum Beispiel: "Ist Martini trüb
und feucht, wird gewiss der Winter leicht." Ist das Wetter am 11.11.
feucht und trüb, so ist nach der Wetterstatistik der darauffolgende
Winter tatsächlich in 2 von 3 Fällen insgesamt zu mild. Der
diesjährige 11. November war nass. Ein Tief brachte kräftigen Wind
und auch Regen. Für den kommenden Winter würde dies bedeuten, dass er
mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 65 % zu mild wird. Betrachtet
man nun nicht nur den Martinstag, sondern erweitert den Zeitraum bis
zum 21.11., so würde laut Statistik auf eine feucht-trübe Wetterlage
am 11.11. sogar mit 75 prozentiger Wahrscheinlichkeit ein zu milder
Winter folgen. Allerdings hatten wir im genannten Zeitraum meist
trockenes und oft auch sonniges Wetter. Anhaltenden Nebel gab es kaum
und auch die kurzen feuchten Abschnitte brachten nur wenig Regen oder
Schnee. Für den kommenden Winter kann aus dieser Regel diesmal also
keine Ableitung für eine milde Witterung getroffen werden.

Eine ganz allgemeine Bauernregel mit Bezug zum nächsten Januar ist
folgende: "Ist der November kalt und klar, wird mild und trüb der
Januar." Diese Bauernregel hat eine Eintreffwahrscheinlichkeit von 70
%. Wenn der November unterdurchschnittlich bewölkt ist, folgt in 7
von 10 Fällen ein wolkenreicher und milder Januar nach. Bisher zeigte
sich der November von seiner sonnigen, also klaren Seite. Auch die
Nebelfelder hielten sich in Grenzen und lösten sich meist rasch auf.
Durch die frostigen Nächte der letzten Tage und Höchstwerte im eher
tiefen einstelligen Bereich ist auch die anfangs viel zu hohe
mittlere Temperatur in Deutschland etwas heruntergegangen und nähert
sich langsam dem normalen Niveau. Aus dem bisher eher klaren, wenn
auch derzeit noch leicht zu warmen November, könnte man also zum
jetzigen Zeitpunkt ebenfalls auf einen milden und eher trüben Januar
schließen. Allerdings ist noch mehr als eine Woche Zeit bis zum Ende
des Novembers und die Bilanz hinsichtlich Bewölkung könnte sich noch
umkehren.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.11.2018

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