Thema des Tages

25-11-2018 09:50

Erneut extreme Niederschläge im Mittelmeerraum


Der November neigt sich allmählich dem Ende entgegen und damit ein
weiterer Monat, in dem in Deutschland über weite Strecken
Hochdruckeinfluss und damit Trockenheit das Wetter dominierte. An
wenigen Tagen im Monat gab es zwar einen Vorstoß von Tiefausläufern
Richtung Mitteleuropa, ausreichend hohe Niederschlagsmengen waren
damit aber nicht verbunden. So verwundert es nicht, dass die Pegel
der Flüsse, Talsperren und Seen hierzulande weiter sinken.

Im Gegensatz dazu zeigt sich der diesjährige Herbst im gesamten
Mittelmeerraum äußerst niederschlagsreich. Anhaltende
Tiefdrucktätigkeit sorgt dort beinah wöchentlich in einigen Regionen
für teils extreme Niederschlagsmengen. Dadurch hervorgerufene
Hochwasser und Erdrutsche verursachten teils katastrophale
Verhältnisse.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Tiefdrucktätigkeit in den Herbst-
und Wintermonaten im Mittelmeerraum zunimmt. Wäre das nicht der Fall,
bliebe es in dieser Region extrem trocken. Bemerkenswert ist aber,
dass diese Entwicklungen oft mit teils extremen Starkniederschlägen
verbunden sind. Die Tiefdruckgebiete nehmen auf ihrer Zugbahn über
das auch zu dieser Jahreszeit im Vergleich zum Festland warme
Mittelmeer reichlich Feuchtigkeit auf, die dann in Form enormer
Regenmengen wieder zu Boden fällt. Kommen dann noch eine langsame
Verlagerung der Tiefs und Staueffekte an Gebirgen hinzu, sind die
Auswirkungen entsprechend stärker. In den Wintermonaten kommt es dann
insbesondere in höheren Lagen zu heftigen Schneefällen.

Derzeit rückt Tiefdruckgebiet EDELTRAUD den Mittelmeerraum ins Visier
neuer Unwetter. Das Tief zieht am heutigen Sonntag vom Tyrrhenischen
Meer über Mittelitalien und die Adria ostwärts und erreicht
schließlich in der Nacht zum Montag die Balkanstaaten. Mit Passage
des Tiefs sind aus jetziger Sicht die höchsten Regenmengen vor allem
in den italienischen Provinzen Latium und Kampanien mit
Niederschlagsmengen von 60 bis 120 Liter pro Quadratmeter innerhalb
von 12 bis 24 Stunden zu erwarten. Entlang der östlichen Adriaküste
und weiter südlich bis zum Peloponnes treten voraussichtlich ähnlich
hohe Mengen auf. Allerdings sind in Verbindung mit Gewittern und
Starkregen lokal noch höhere Mengen möglich, die durchaus um 200
Liter pro Quadratmeter betragen können.

Tief EDELTRAUD zieht am Montag ostwärts ab. Doch schon rasch folgen
von Westen weitere Tiefdruckgebiete, sodass auch im weiteren Verlauf
der Woche die Tiefdrucktätigkeit insbesondere im zentralen und
östlichen Mittelmeerraum anhalten wird. Bis einschließlich Donnerstag
summieren sich die Regenmengen in einigen Regionen entlang der Küsten
auf 100 bis 250 Liter pro Quadratmeter, punktuell liegen die Mengen
sogar noch darüber.

Etwas Fahrt könnte das Wettergeschehen im Laufe der Woche auch in
Deutschland aufnehmen, wenn die Ausläufer eines umfangreichen Tiefs
auf dem Ostatlantik auf Westeuropa übergreifen. Allerdings befindet
sich über dem Osten Europas ein ebenso umfangreiches und kräftiges
Hochdruckgebiet, das den Schwung der Tiefausläufer etwas bremst.
Insofern ist derzeit noch unsicher, inwieweit und in welcher
Intensität die Regengebiete auf Deutschland übergreifen.


Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.11.2018

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst