Thema des Tages

17-06-2016 14:40

Gewitter und kräftiger Regen - die Bilanz des Tiefs Karin

Viele von Ihnen können es sicherlich kaum noch hören beziehungsweise
lesen. Denn wieder einmal ist in den Wetterberichten für die
kommenden Tage von kräftigen Schauern und Gewittern die Rede. Lokal
können diese auch unwetterartig ausfallen. Der Blick aus dem Fenster
bestätigt dies leider nur allzu häufig. So zieht es sich - von kurzen
Unterbrechungen einmal abgesehen - schon seit Ende Mai hin. Die dafür
verantwortliche, vorherrschende Wetterlage "Tief Mitteleuropa" wurde
im Thema des Tages vom 04.06.2016 bereits ausführlich beschrieben.

Die Wetterkonstellation bekam nun gestern noch ein zusätzliches
Detail. So bildete sich aufgrund der starken Südströmung in der Höhe
(Windgeschwindigkeiten von weit über 100 Kilometer pro Stunde in 4
Kilometern Höhe) leebedingt auf der Alpennordseite das Tief KARIN,
das unter Vertiefung in den nächsten Stunden Nordpolen erreicht.
Starke Temperaturkontraste begünstigten die Verstärkung KARINS.
Während man bei Höchstwerten von 17,1 Grad in Nürnberg mehr oder
weniger im Dauerregen saß, schwitzte man nur 100 Kilometer weiter
südöstlich in Regensburg bei 25,5 Grad im Biergarten. Wer auf der
Strecke mit dem Auto unterwegs war, konnte also pro 10 Kilometer
knapp 1 Grad Temperaturanstieg beobachten. Weiter Richtung Südosten
wurde in Schärding dicht hinter der deutschen Grenze in Österreich
mit 30,3 Grad sogar ein heißer Tag (Höchstwerte größer gleich 30
Grad) registriert. Die Kehrseite der Medaille waren in den späten
Nachmittagsstunden jedoch schwere Unwetter in Niederbayern.

Auf der Rückseite des Tiefs erfasste nun bereits in den Frühstunden
des gestrigen Donnerstags im Bereich der stärksten
Luftmassengegensätze ein Regengebiet weite Teile Baden-Württembergs
und Bayerns, das sich mit Verlagerung des Tiefs nach Nordosten
vergangene Nacht zunehmend auch zur Elbe und Oder ausweitete. Im
Anhang finden Sie eine Übersicht über die 24-stündigen
Niederschlagsmengen bis heute Früh 8 Uhr Ortszeit. In einem Streifen
vom Breisgau über die Bodenseeregion, die Schwäbische Alb, Franken
bis ins Vogtland sind demnach verbreitet 20 bis 30 Liter pro
Quadratmeter gefallen, im Allgäu punktuell sogar um 50 l/qm. Das ist
im Übrigen auch die Größenordnung, die bis in den Nachmittag hinein
noch in weiten Teilen Sachsens, Brandenburgs und Vorpommerns zu
erwarten ist. So schüttet es dort aktuell noch recht verbreitet bei
stündlichen Niederschlagssummen in der Spitze bis 10 Liter pro
Quadratmeter.

Doch betrachten wir auch die positiven Seiten. Nachts kann man bei
angenehmen Temperaturen wunderbar schlafen, die Ozonwerte sind
gering, die Natur wächst und gedeiht, Bauern und Hobbygärtner sparen
Bewässerungskosten, die Waldbrandgefahr ist quasi nicht existent. Es
darf eben nur nicht zu viel Wasser werden, so wie es bis Start der
neuen Woche am Alpenrand zu befürchten ist. Für den Rest des Landes
kann man durchaus Hoffnung verbreiten, denn speziell zum
Sonntagnachmittag und Montag hin zeigt sich auch mal länger die Sonne
und es bleibt weitgehend trocken. Zudem klettern die Temperaturen bis
25 Grad, in der kommenden Woche auch darüber. Der Sommer wagt sich
nach KARINS Abzug also vorsichtig aus der Deckung.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.06.2016