Thema des Tages

05-12-2018 09:50

November 2018 - Ein Monat mit zwei Gesichtern

Pünktlich zum Dezemberbeginn änderte sich die Großwetterlage und wir
befinden uns seit einigen Tagen erstmals seit vielen Monaten wieder
in einer ausgeprägten und teils sehr niederschlagsreichen
Westwetterlage. Der November passte hingegen noch ins Muster der
vergangenen Monate. "Auch der November wieder warm, trocken und
sonnenscheinreich" - so lautete demnach die Schlagzeile der
offiziellen Pressemitteilung. Mit Ausnahme der Monate Februar und
März waren bisher alle Monate wärmer als das vieljährige Mittel und
seit Februar war der November nun bereits der zehnte zu
niederschlagsarme Monat in Folge. Die dadurch bedingte Trockenheit
führt nach wie vor zu großen Problemen, was bereits mehrfach an
dieser Stelle thematisieret wurde. Dass die Sonne viele Überstunden
macht, sind wir ebenfalls bereits gewohnt.


Der kürzlich zu Ende gegangene Monat hatte dennoch zwei ziemlich
unterschiedliche Gesichter. Fast die gesamte erste Monatshälfte
zeigte sich für Sonnen- und Wärmeliebhaber von seiner besten Seite.
Bis zum 13. November war es extrem mild, die Abweichung betrug zu
dieser Zeit noch enorme 5 Grad. Am 6. November wurden im Ruhrgebiet
Temperaturrekorde für die erste Novemberdekade übertroffen. Am 12.
November purzelten dann vielerorts im Süden und der Mitte Rekorde für
die zweite Novemberdekade. An beiden Tagen weckten Temperaturen über
20 Grad spätsommerliche Gefühle, wozu auch der oftmals azurblaue
Himmel beitrug.


Der Garant für dieses milde und trockene Wetter war die günstige Lage
der Hoch- und Tiefdruckgebiete. Häufig lagen kräftige
Hochdruckgebiete über Osteuropa und streckten ihre Fühler bis nach
Mitteleuropa aus. Über Westeuropa und dem Nordatlantik lag meist ein
mächtiger Tiefdruckkomplex, der aber keine Chance hatte, gegen das
Hochdruckbollwerk über Osteuropa anzukommen. Deutschland lag meist
zwischen diesen beiden steuernden Druckgebilden in einer südlichen
Strömung, die milde Luft bis zu uns führte (Abbildung 1). Tiefs mit
ihren Regenfronten hatten keine andere Wahl, entweder weit im Norden
über das Nordpolarmeer oder weit nach Süden über das Mittelmeer
auszuweichen, wo sie wiederholt verheerende Regenfälle auslösten.


Ab dem 14. November wendete sich das Blatt und es wurde deutlich
herbstlicher und vorübergehend sogar winterlich. Zwar war es vor
allem anfangs noch sehr sonnig, aber bei Höchstwerten zwischen 5 und
12 Grad und teils frostigen Nächten war schon eine etwas dickere
Jacke gefragt. Auch dafür war die Lage der steuernden Druckgebilde
verantwortlich. An der Hochdruckdominanz änderte sich zwar wenig,
jedoch wanderte der Hochdruckschwerpunkt nach Nordeuropa. An der
Südseite wurde somit der Weg frei für kalte Festlandsluft, die mit
einer teils recht kräftigen östlichen Strömung nach Deutschland
geführt wurde (Abbildung 2). Zwischenzeitlich sorgten Schneefälle
sogar für einen winterlichen Touch. In der Nacht auf den 19. fiel im
Süden und in den östlichen Mittelgebirgen etwas Schnee und am 21.
November zog ein weiteres Schneefallgebiet über die Mitte
Deutschlands. Einen dritten Anlauf startete der Winter in der Nacht
vom 26. auf den 27. November, als sich im Süden bis in tiefere Lagen
eine dünne Schneedecke ausbildete. Frontensysteme blieben weiterhin
meist von Deutschland fern, die überschaubaren Niederschläge wurden
lediglich durch zeitweiliges Aufgleiten milder Luftmassen auf die in
Bodennähe befindliche Kaltluft ausgelöst. Sie konnten aber noch nicht
für eine Entspannung der Trockenheit sorgen. Richtig festsetzen
konnte sich der Winter noch nicht, dennoch lagen in der zweiten
Monatshälfte die Temperaturen mal wieder im Normalbereich oder sogar
etwas darunter, sodass der Temperaturüberschuss sukzessive abgebaut
wurde. Zum Monatsende stand uns im Osten Bayerns und Teilen von
Sachsen schließlich die erste ausgewachsene Glatteislage ins Haus.


Landwirte, Förster und Binnenschiffer freuen sich, dass aktuell
endlich wieder atlantische Tiefs das Regime übernehmen und für mehr
Schwung im Wetter und vor allem für die lang ersehnten Niederschläge
sorgen. Auch in den kommenden Tagen ist mit einem weiteren
Regennachschub zu rechnen. Regional wird damit nach der ersten
Dezemberwoche bereits mehr Regen gefallen sein als im gesamten Herbst
zusammen.


Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.12.2018

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