Thema des Tages

06-12-2018 09:50

Erst Sturm und Regen, dann Winterwetter!

Am vergangenen Samstag, dem 1.12., war meteorologischer Winteranfang!
Jetzt, wo das Winterwetter nun also die offizielle "meteorologische
Legitimation" hat, darf man doch sicher erwarten, dass es uns
zumindest mal einen Besuch abstattet, oder? Und ja, der Winter
scheint einen ernst gemeinten Anlauf nehmen zu wollen, ziert sich
aber noch etwas.

Die erste Dezemberdekade endet nämlich, wie sie angefangen hat: Mild,
zeitweise stürmisch und nass. Nach kurzem Zwischenhocheinfluss
übernehmen ab dem heutigen Donnerstag wieder atlantische
Tiefausläufer die Regie auf der mitteleuropäischen Wetterbühne.
Insbesondere einem Sturmtief, das sich ab Freitag vom Ostatlantik
über Schottland und die Nordsee nach Südschweden verlagert, sowie
möglicherweise mehreren nachfolgenden Randtiefs, gelten die geballte
Aufmerksamkeit der Meteorologen.

Insbesondere Regen und Sturm stehen im Zuge dieser Wetterentwicklung
im Fokus des Warndienstes. Bis Sonntagabend kommen nochmal recht
verbreitet 20 bis 30, in Staulagen 30 bis 60 Liter pro Quadratmeter
zusammen. Vor allem im Bereich der Mittelgebirge könnten somit
Dauerregenwarnungen fällig werden - was aber in Anbetracht der immer
noch niedrigen Pegel wohl eher als Segen als als Fluch empfunden
werden dürfte. Ein zeitweise stark böig auffrischender West- bis
Südwestwind komplettiert schließlich den "schmuddeligen"
Wettercharakter bis zum zweiten Adventswochenende. Fast überall
treten starke bis stürmische Böen (bis 70 km/h) auf. An der am
Freitag ostwärts durchschwenkenden Kaltfront, an der Südwestflanke
der etwaigen über Deutschland ziehenden Randtiefs sowie allgemein in
Verbindung mit Schauern oder Gewittern treten sogar Sturmböen (bis 85
km/h) bis ins Tiefland auf. Es erübrigt sich fast zu sagen, dass im
höheren Bergland und an der See durchweg mit Sturmböen oder schweren
Sturmböen (bis 100 km/h), auf Berggipfeln mit Böen bis Orkanstärke
(um 120 km/h) zu rechnen ist.

Nein, mit Winter, wie man ihn sich zumindest landläufig vorstellt,
hat das noch wenig zu tun. Zwar gelangt hinter der Kaltfront
tatsächlich mal eine Luftmasse polaren Ursprungs ins Land, die ist
aber vom Meer erwärmt und "gut durchmischt", sodass sich die
Temperaturen nicht spürbar, ja sogar kaum messbar verändern und auf
einem für die Jahreszeit hohem Niveau verharren. Schnee ist somit
zunächst allenfalls in Kammlagen ein Thema.

Doch dann, ja dann scheint sich das Blatt zu wenden! Mit Abzug des
Randtiefs am Sonntag dreht die Strömung zu Beginn der Woche erst auf
Nordwest, später gar auf Nord bis Nordost. Denn ein umfangreiches
Hochdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt von Südwesteuropa erst
zu den Britischen Inseln, im Laufe der kommenden Woche weiter zum
Nordmeer und nach Skandinavien und entfaltet eine blockierende
Wirkung auf atlantische Frontensysteme. Sie müssen ihr Vorhaben, gen
europäischen Kontinent vorzustoßen, "begraben" und mit Regen und
milder Luft nach Norden und Süden ausweichen. Am Rande des
Hochdruckgebietes wird der Weg über Mitteleuropa frei für den Zustrom
arktischer Kaltluft aus Norden (siehe Grafik auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/12/6.html).

Die zu Beginn der Woche zeitweise niedergehenden, oft schauerartig
verstärkten Regenfälle gehen damit mehr und mehr bis in tiefe Lagen
in Schneeregen, Schnee oder Graupel über. Da aber am Tage im Tiefland
immer noch leichte Plusgrade herrschen, wird es dort schwer für eine
Schneedecke. In den Nächten stellt sich allerdings fast überall Frost
ein, sodass etwas Schneematsch und mitunter gefährliche Glätte durch
Überfrieren zumindest in den Frühstunden zu einem winterlichen
Ambiente und sicherlich auch zu einigen Verkehrsbehinderungen führen.
Im Bergland, oberhalb etwa 400 bis 600 m, bildet sich dagegen
verbreitet eine mehrere Zentimeter mächtige, sich länger haltende
Schneedecke. An den Alpen, wo sich die Niederschläge zunehmend
stauen, sind erhebliche Neuschneemengen zwischen 10 und 30 cm,
teilweise sogar über einen halben Meter zu erwarten, was zweifelsohne
"Ski und Rodel gut" bedeuten würde.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.12.2018

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