Thema des Tages

09-12-2018 09:50

Auf dem Weg zum (Bergland)winter...


Es ist einiges los am zweiten Adventswochenende in Deutschland.
Sturm, Regen und Gewitter wecken bei vielen nicht gerade das
Verlangen sich längere Zeit im Freien aufzuhalten. Was für einen
2.Advent allerdings noch fehlt, ist der Schnee. Diesen wird es am
heutigen Sonntag abgesehen von höheren Alpenlagen wohl nicht mehr
geben, in der kommenden Woche sieht es aber für Winterfans gut aus
für die Berge, insbesondere im Erzgebirge und am Alpenrand.

Aber der Reihe nach. Verantwortlich für das aktuell turbulente Wetter
ist Sturmtief MARIELOU, dessen Kern über Südschweden liegt.
Deutschland befindet sich auf seiner Südflanke in einer lebhaften
westlichen Strömung. Mit dieser werden wiederholt schauerartig
verstärkte Niederschläge von West nach Ost über das Land geführt,
auch Blitz und Donner sind vereinzelt mit von der Partie. Der Regen
wird dabei vor allem in der Südhälfte von einem teils stürmischen
Wind begleitet.

Interessant wird es in den nächsten Tagen, wenn sich MARIELOU etwas
ostwärts zum Baltikum verlagert und sich gleichzeitig ein
blockierendes Hochdruckgebiet aufbaut, das sich von Frankreich zum
Nordmeer erstrecken soll. Damit dreht die Strömung über Deutschland
von West auf Nordwest. Diese Umstellung hat mehrere Konsequenzen.
Zum einen wird am Montag für die Nordsee eine Sturmflut erwartet.
Zum anderen sind tiefdruckgeprägte Nordwestwetterlagen der
Schneebringer für das Bergland schlechthin.

Warum dies so ist, kann man sich leicht ausmalen. Wenn die Strömung
auf ein Hindernis trifft, dann muss die Luft irgendwohin ausweichen.
Eine Möglichkeit ist das Umströmen des Hindernisses. Je nach Form und
Höhe ist die Konsequenz aber häufig, dass die Luft zum Aufsteigen
gezwungen wird. Dabei kühlt die Luft ab und es bilden sich Wolken und
Niederschlag. Das ist der typische Staueffekt an Gebirgen. Die
Niederschläge gehen damit in den Staulagen von einzelnen Schauern in
länger anhaltende Niederschläge mit schauerartigen Verstärkungen
über. Der Prozess funktioniert umso besser, desto steiler der Winkel
zwischen Gebirge und Anströmungsrichtung ist.

Für Schnee braucht es natürlich auch kalte Luftmassen und auch da
hilft die Wetterumstellung. Mit der nordwestlichen Strömung werden
Luftmassen polaren Ursprungs über die Nordsee landeinwärts geführt.
Dabei geht die Temperatur im höheren Bergland in den Frostbereich
zurück, während im Tiefland die Höchstwerte positiv bleiben. Fertig
ist der Berglandwinter.

Schnee wird zwar überall im Bergland erwartet, tiefwinterlich dürfte
es aber vor allem im Harz, vom Erzgebirge bis zum Zittauer Gebirge
sowie am Alpenrand werden. Dort werden von Montag bis Mittwoch
Neuschneemengen im zweistelligen Bereich erwartet. Im Harz werden in
Staulagen 10 bis 20 cm Neuschnee prognostiziert, im Westerzgebirge
vereinzelt sogar bis zu 30 cm. Richtig dick wird der Neuschneezuwachs
insbesondere am Alpenrand ausfallen. Dort können staubedingt 20 bis
40 cm Neuschnee bis zur Mitte der Woche zusammenkommen, vereinzelt
sind in höheren Lagen von Allgäu und Berchtesgadener Land auch Summen
bis 70 cm im Bereich des Möglichen.
Dazu bleibt der Wind bis einschließlich Dienstag noch lebhaft, sodass
auch Schneeverwehungen in höheren Lagen auftreten können. Erst zum
Mittwoch lässt der Wind dort deutlich nach.

Damit ist dann der Winter im dauerfrostigen Bergland angekommen. Für
tiefe Lagen reicht das Temperaturniveau allerdings noch nicht. Ab
Mitte der Woche werden aber auch dort Höchstwerte nur noch im
einstelligen Bereich und Nachtfröste erwartet, sodass zumindest die
Glätteproblematik in den Fokus rückt. Verantwortlich dafür ist, dass
sich hoher Luftdruck über Skandinavien einstellt und dadurch mit
östlichen Winden kontinentale Kaltluft angesaugt wird. Wie
nachhaltig diese Ostwetterlage wird und ob neben kälteren
Temperaturen der Winter vom Bergland zum kommenden Wochenende auch
ins Tiefland vordringt ist noch fraglich, denn es gibt noch größere
Fragezeichen und Unterschiede in den Vorhersagemodellen. Zumindest
einem Ausflug in den Berglandwinter steht aber natürlich nichts im
Wege.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.12.2018

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