Thema des Tages

11-12-2018 09:20

"An Tagen wie diesen"

Der Klassiker "An Tagen wie diesen": Der Hals kratzt, die Nase läuft
und der Schädel brummt - Anzeichen einer Erkältung. Auch wenn
bekannter Titel der Düsseldorfer Rockband "Die Toten Hosen" textlich
einen anderen, viel positiveren Hintergrund verfolgt, passen Passagen
daraus derzeit wie die berühmte Faust aufs Auge.

Egal ob in der Schule, auf der Arbeit, in den öffentlichen
Verkehrsmitteln oder beim Einkaufen - "Durch das Gedränge - der
Menschenmenge" sieht man zahlreiche Personen, die derzeit wieder in
ihre Taschentücher schnauben oder husten bis sie kaum noch Luft
bekommen. Wer dann noch einen Job hat, bei dem viele Hände zu
schütteln sind - wie zum Beispiel bei persönlichen Kundengesprächen
in der Bank oder der Versicherung - kann sich ohne ständiges
Händewaschen samt Desinfektion schon mal vorsorglich einen Termin
beim Hausarzt besorgen. Doch ist dafür wirklich das Wetter
verantwortlich?
Nun, in der Tat sind wir statistisch gesehen im Winterhalbjahr
häufiger krank als im Sommerhalbjahr. Das Infektionsrisiko steigt
dabei signifikant an, sobald die Außentemperaturen dauerhaft unter
die 10 Grad-Marke sinken. Im Schnitt erwischt eine Erkältung einen
Erwachsenen in Deutschland dreimal im Jahr mit der größten Häufigkeit
im Januar. Bei mehr als 200 bekannten Viren, die eine Erkältung
auslösen können, übernimmt ein sich langsam wieder stärkendes
Immunsystem den Heilungsprozess. Anders als die Einnahme von
Antibiotika beim Befall von Bakterien helfen Arzneimittel bei viralen
Infekten in der Regel lediglich dabei, die Symptome zu lindern.
Letztlich verursachen nicht die Kälte oder Nässe eine Erkältung,
sondern die Viren. Also lässt sich generell gar kein Zusammenhang zum
Wetter finden? Naja, ganz so einfach ist es dann leider doch nicht.

In kalter Umgebung, in Kombination mit unangepasster Kleidung, kühlt
der Körper - angefangen bei den Extremitäten - aus. Als Gegenwehr zum
Schutz vor weiteren Wärmeverlusten kommt es zur Verengung der
Blutgefäße, beispielsweise auch in den Schleimhäuten der Nase. Die
Folge ist eine schlechtere Durchblutung, womit das Immunsystem
geschwächt wird. Wer leicht friert, empfindet Kälte zusätzlich als
körperlichen Stress, wodurch die Schwächung des Immunsystems noch
verstärkt wird. Haben die Viren einmal die Oberhand gewonnen,
"Bahnen" sie sich "den altbekannten Weg". Beheizte, vor allem
trockene und schlecht gelüftete Räume sind hier ein idealer
Nährboden, "Wo die anderen warten, um [...] zu starten und
abzugehen". Selbst gesunde Menschen haben dann dermaßen
ausgetrocknete Schleimhäute, dass sie anfälliger für eine
Viruserkrankung sind.

Nun wird der ein oder andere von Ihnen denken: Normalerweise müssten
es Viren in kalter Umgebung doch schwerer haben zu überleben,
schließlich bevorzugen sie doch allgemein feucht-warme Bedingungen.
Die für die meisten Erkältungen verantwortlichen Rhinoviren umgeben
sich bei kaltem Wetter mit einem Gel, das sie vor äußeren Einflüssen
schützt. Auch wenn sie sich "Unendlichkeit wünschen" - bei etwa 15
Grad beginnt dieser Überzug zu schmelzen, womit die Viren austrocknen
und absterben. Daher ist im Frühjahr häufig das Ende der Grippewellen
erreicht. Doch bis dahin "Haben wir noch ewig Zeit".

Und wie schaut es mit der Nässe aus? Regendurchnässte Kleidung oder
auch nasse Haare begünstigen ein zusätzliches Auskühlen des Körpers,
wobei wir wieder beim Einfluss der Kälte und der dadurch bedingten
Schwächung des Immunsystems sind. Die Feuchtigkeit in der Luft ist
aber hilfreich, da die Erreger durch den Wasserdampf weniger gut
verteilt werden können und die Schleimhäute nicht so leicht
austrocknen. Insofern sind wir bei trockener Kälte sogar anfälliger
für eine Erkältung als beim nass-kalten "Schmuddelwetter", wie es
derzeit in weiten Teilen des Landes vorherrscht.

Wie geht es nun in den nächsten Tagen beim Wetter weiter? Das Hoch
"GOTTHARD" über Skandinavien verbündet sich mit dem Hoch "FRIDO"
(nicht FRODO!) über Frankreich. Diese Allianz vertreibt das Tief
"MARIELOU" über Polen, womit Regen- und Schneefälle auch im Osten des
Landes immer mehr nachlassen. Bei Temperaturen, die am kommenden
Freitag nur noch entlang der Küsten und des Rheins zarte Plusgrade
erreichen (sonst leichter Dauerfrost), kann man getrost von
weihnachtsmarkttauglichem Winterwetter sprechen. Über Schnee droht
"In dieser Nacht der Nächte" strenger Frost unter minus 10 Grad -
insbesondere bei größeren Wolkenlücken. Während die Vorzeichen im
Westen zum Wochenwechsel auf Milderung stehen, heißt es für den Osten
hingegen vorerst: "Kein Ende in Sicht!"

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.12.2018

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