Thema des Tages

17-12-2018 09:20

Weihnachtsendspurt

Mit großen Schritten nähern wir uns dem Weihnachtsfest. Für viele
stellt Heiligabend der schönste Tag des Jahres dar. Kein Wunder, dass
sich einige noch in der letzten Woche vor Heiligabend in den
Weihnachtstrubel stürzen, um noch die letzten Geschenke zu besorgen,
der Weihnachtsbaum muss noch geschlagen und geschmückt werden und der
Großeinkauf für die an den Feiertagen servierten Leckereien steht
ebenfalls noch aus. Dabei wünscht man sich natürlich, dass das Wetter
in diesem Jahr auch mal wieder ?mitspielt?. Denn wer träumt an
Weihnachten nicht von einem Spaziergang in der klaren Winterluft auf
knirschendem Schnee. Anschließend wärmt man sich bei einem leckeren
Heißgetränk in der warmen Stube wieder auf und schaut aus dem Fenster
auf eine weiße Winterlandschaft und einen ulkig aussehenden
Schneemann im Garten.

Oftmals erreichen uns bereits einige Wochen vor Heiligabend die
ersten Anfragen nach dem Weihnachtswetter. Allerdings muss man diese
Ungeduldigen zunächst vertrösten. Lediglich ein paar statistische
Aussagen lassen sich im Vorfeld treffen. So stellt die ?Weiße
Weihnacht? in weiten Teilen Deutschlands eher eine Seltenheit dar,
zumindest wenn man nicht gerade in den höheren Mittelgebirgen oder am
Alpenrand wohnt. Häufig dominiert das "grüne Weihnachtsfest".

Der erste Schnee der Saison fällt zwar oft bereits Ende November,
jedoch folgt danach meist eine mildere Phase. Etwa Mitte Dezember
kommt es manchmal zum nächsten Kaltluftvorstoß und weiterem
Schneefall, wie wir das auch am gestrigen Sonntag erlebt haben. Doch
pünktlich kurz vor dem Fest ist die weiße Pracht dann meist wieder
dahin. Das berüchtigte "Weihnachtstauwetter" stellt sich ein. Dabei
strömen von Westen her milde Luftmassen vom Atlantik heran, die das
Wetter wechselhaft gestalten und den zuvor gefallenen Schnee häufig
vollständig wieder aufzehren. Das Weihnachtstauwetter zählt daher
nicht umsonst zu den sogenannten Singularitäten (auch
Witterungsregelfälle genannt) und ist - je nach Region - mit einer
Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent jährlich zu erwarten. In der
Grafik unter www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/12/17.html ist
der mittlere Verlauf im Zeitraum 1949 bis 2017 der
Tagesmitteltemperatur im Dezember am Beispiels Frankfurt am Main
dargestellt.

Kein Wunder also, dass in lediglich 10 % der Fälle im Flachland und
in den Flussniederungen im Westen und Südwesten sowie im
nordwestdeutschen Tiefland an Weihnachten eine geschlossene
Schneedecke vorliegt. Im Norden und Nordosten liegt die
Wahrscheinlichkeit meist auch nur zwischen 15 und 25 %. In den
Mittelgebirgen sieht die Situation aus Sicht der Schnee- und
Wintersportfans schon etwas besser aus. Die Wahrscheinlichkeit für
durchweg verschneite Weihnachten beträgt dort immerhin 30 bis 50 %.
In den Kammlagen der Mittelgebirge sowie in den Alpen (ab etwa 800
bis 1000 Meter Höhe) verlaufen, statistisch gesehen, nahezu alle
Feiertage weiß.

Wie gestaltet sich das Wetter nun in diesem Jahr?
Klimatologisch gesehen läuft in diesem Jahr alles nach Plan. Bereits
im November gab es Kaltluftvorstöße, die im Bereich der
Mittelgebirge, aber auch im Alpenvorland für eine mehr oder weniger
mächtige Schneedecke sorgten. Nachfolgend fraßen Anfang Dezember
kräftige Regenfälle den Schnee wieder vollständig auf. In der
vergangenen Woche strömte dann erneut kalte Festlandsluft ein, die
zunächst im Bergland, am gestrigen Sonntag auch in tiefen Lagen, für
etwas Neuschnee sorgte.

Um aber nun endlich zum Punkt zu kommen: Der "weiße Spaß" wird in
tiefen Lagen nur von kurzer Dauer sein, denn pünktlich zum
Weihnachtsfest setzt in dieser Woche wieder das typische
Weihnachtstauwetter ein. Die Schneedecke wird sich durch das milde
und wechselhafte Wettergeschehen wieder sukzessive in die Gipfellagen
zurückziehen.

Schaut man sich darüber hinaus die Wetterkarten für das Fest an,
zeigen sich in den Wettermodellen noch einige Unsicherheiten.
Trotzdem zeichnet sich bereits ein erster Trend ab: So gestaltet sich
Heiligabend aller Voraussicht nach wieder wie bereits in vielen
Jahren zuvor grün-grau, zeitweise regnerisch und windig. Dabei liegt
die Temperatur tagsüber im Westen bei sehr milden 10 Grad, im
Nordosten ist es bei Werten um 4 Grad etwas kühler. Frostig wird es
nachts meist nur im Bergland. Auch am ersten und zweiten
Weihnachtsfeiertag setzt sich das milde und unbeständige Wetter fort,
zeit- und gebietsweise muss erneut mit etwas Regen gerechnet werden,
Schnee deutet sich lediglich für die höheren Mittelgebirge sowie die
Alpen an.

Besonders winterlich sind die Aussichten für das diesjährige
Weihnachtsfest also nicht. Wer das "wahre weiße Erlebnis" sucht, der
muss schon die höheren Lagen der östlichen Mittelgebirge besuchen
oder besser noch, die Alpen. Aber wer weiß, die aktuellen
Berechnungen der Wettermodelle sind noch nicht der Weisheit letzter
Schluss. Vielleicht ist das Christkind ja noch für eine "weiße
Überraschung" gut.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.12.2018

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