Thema des Tages

20-12-2018 09:20

Wintersonnenwende

Eine Sonnenwende findet zweimal im Jahr statt. Dabei erreicht die
Sonne einmal ihren nördlichsten (Sommer) und einmal ihren südlichsten
(Winter) Punkt der Erde und somit einmal den höchsten und einmal den
niedrigsten mittäglichen Stand über unserem Horizont. Am 21.12.2018
steht die Sonne gegen 23:22 Uhr über dem südlichen Wendekreis. Diese
späte Sonnenwende, gegen Mitternacht zwischen dem 21. und 22.12.,
erklärt auch, warum es sowohl am Freitag als auch am Samstag die
kürzeste lichte Tagesdauer des Jahres mit beispielsweise im Raum
Frankfurt am Main nur 8 Stunden 3 Minuten und 25 Sekunden gibt. Die
Wende der Sonne gegen Mitternacht bedeutet gleiche Tageslichtlängen
an beiden Tagen. Zu den mittäglichen Höchstständen der Sonne kommt es
an beiden Tagen im Rhein-Main-Gebiet gegen 12:23 Uhr.

Wer jetzt denkt, dass am Freitag und Samstag auch der späteste
Sonnenaufgang und der früheste Sonnenuntergang des Jahres sind, der
irrt sich. Tatsächlich werden seit einigen Tagen die lichten Abende
wieder länger. Zwar verschiebt sich die Dämmerung täglich nur um eine
halbe Minute nach hinten, aber seit dem 14.12. gewinnen wir abends
wieder etwas mehr Licht. Dafür wird es am Morgen später hell. Dies
wird sich auch erst im neuen Jahr ändern, dann geht die Sonne langsam
wieder eher auf. Der späteste Sonnenaufgang findet in diesem Winter
am 01.01.2019 statt.
Wie können nun trotz späterem Sonnenuntergang der 21. und der 22.12.
die kürzesten lichten Tage des Jahres sein? Die Verzögerung des
Sonnenaufgangs ist zur Wintersonnenwende größer als die Verzögerung
des Sonnenuntergangs und so überholt die längere Dunkelheit am Morgen
die längere Helligkeit am Abend und ergeben damit die kürzesten
lichten Tage des Jahres. In Frankfurt am Main beispielsweise geht die
Sonne um 8:21 Uhr auf und um 16:25 Uhr unter. Dies bedeutet eine
lichte Tageslänge von 8 Stunden 3 Minuten und 25 Sekunden.

Nach der Sonnenwende kehrt sich das oben beschriebene Verhältnis um
und die Verzögerung des Sonnenuntergangs am Abend erhöht sich. Statt
einer halben Minute verlängert sich die lichte Tageslänge täglich um
etwa eine ganze Minute. Die tägliche Verschiebung des Sonnenaufgangs
wird jedoch kürzer. Bis zur Jahreswende, und somit dem spätestens
Sonnenaufgang des Jahres, geht die Sonne jeden Tag um weniger als
eine halbe Minute später auf. Die Verzögerung des Sonnenuntergangs
ist also größer als die Verzögerung des Sonnenaufgangs und die
lichten Tage werden allmählich länger. Da es sich zunächst dabei
täglich nur um eine Verlängerung der Tageshelligkeit von etwa 30
Sekunden handelt, fällt das kaum jemandem auf. Ab etwa Mitte des
Monats Januar kann man aber schon eine deutliche Verlängerung der
Tageshelligkeit feststellen, dann ist es nämlich wieder eine halbe
Stunde länger hell als zur Zeit.

Längeres Tageslicht bedeutet aber nicht gleich, dass es auch wärmer
wird. Der Hochwinter steht uns erst noch bevor. Das liegt an der
thermischen Trägheit des Klimasystems der Erde. Vor allem die
mittleren und höheren nördlichen geografischen Breiten können noch
nicht von der sich langsam verlängernden Sonneneinstrahlung
profitieren. Der Energieverlust durch die langwellige Ausstrahlung
überwiegt nämlich noch den Energiegewinn durch die
Sonneneinstrahlung.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.12.2018

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