Thema des Tages

23-12-2018 09:20

TETE füllt im Süden Bäche und Flüsse

Die unmittelbaren Tage vor Weihnachten gestalten sich dieses Jahr
ausgesprochen wechselhaft und teilweise auch turbulent. Dabei stehen
vor allem der Wind, länger anhaltender Regen und die milden
Temperaturen im Mittelpunkt. Am Freitag und am gestrigen Samstag
bestimmte dabei Tief STINA das Wettergeschehen mit Sturmböen im
Flachland und Orkanböen auf exponierten Berggipfeln sowie Dauerregen
in manchen Mittelgebirgsregionen (siehe Thema des Tages vom
21.12.2018). STINA ist nun Geschichte, allerdings mischt sich
zunehmend das neue Tief TETE in das mitteleuropäische Wetter ein. Das
kleinräumige Tief zieht am heutigen Sonntag mit seinem Kern von
Großbritannien über Benelux in die Mitte Deutschlands, ehe es das
Bundesgebiet in der Nacht zum Montag schließlich nach Südosteuropa
verlässt. Im Gegensatz zu STINA kommt es aber bei TETE aufgrund deren
Zugbahn nicht überall zu stürmischen Böen, diese werden sich heute
Nachmittag und in der Nacht zum Montag auf die Gebiete südlich einer
Linie Eifel-Oberpfälzer Wald begrenzen. In den höchsten Lagen von
Schwarzwald und Alpen sind aber durchaus wieder schwere Sturmböen
oder einzelne Orkanböen dabei.

TETE spielt ihre "Stärken" aber auch bei einem anderen Wetterelement
aus. Im Gepäck hat dieses Tief zum einen sehr milde, aber zum anderen
auch ausgesprochen feuchte Luft. TETE flutet damit vor allem die
Südhälfte und die mittleren Gebiete. Verbreitet werden dort bis
Montagmittag Regenmengen zwischen 10 und 20, südlich des Mains teils
über 20 Liter pro Quadratmeter erwartet. Je südlicher, desto höhere
Niederschlagsmengen prognostizieren dabei unsere Wettermodelle. Auf
der Schwäbischen Alb sowie im südlichen Alpenvorland sind durchaus
Regenmengen zwischen 30 und örtlich 50 Liter pro Quadratmeter in 24
Stunden möglich. Ganz besonders im Fokus steht aber der Schwarzwald,
denn aufgrund der westlichen Anströmung und der Nord-Südausrichtung
des Mittelgebirges dient dieser als perfekte Barriere für die
heranströmende feuchte Luft. Dadurch wird die Luft auf dessen
Luvseite zum Aufsteigen gezwungen, wobei die Folge davon ein
verstärkter Niederschlagsprozess ist. Aus diesen Gründen liegt für
den Schwarzwald eine Unwetterwarnung vor ergiebigem Dauerregen vor:
Mengen zwischen 50 und 70, in manchen Staulagen bis 100 Liter pro
Quadratmeter können erreicht werden.

Die für den Schwarzwald erwähnten Staueffekte haben natürlich auch
für die Alpen ihre Gültigkeit. Dort summieren sich die Regenmengen
bis Montagmittag auf 50 bis örtlich 80 Liter pro Quadratmeter, wobei
ein Schwerpunkt in den Bergen des Oberallgäus liegen wird. Im alpinen
Raum muss aber auch noch ein weiterer, gewichtiger "Player" im Auge
behalten werden: die oberhalb von 1000 bis 1300 m noch vorhandene
Schneedecke. Die Kombination aus Regen und milden Temperaturen sowie
Wind führen bei einer auf über 2000 m steigenden Schneefallgrenze
natürlich zu einem starken Abschmelzen des Schnees. Für die
Hochwasservorhersagezentralen ist daher nicht nur die reine
Regenmenge, sondern auch der abflusswirksame Beitrag der abtauenden
Schneedecke von Relevanz. Die Summe dieser beiden Mengen wird mit dem
Begriff "Niederschlagsdargebot" beschrieben und findet im Warnkatalog
des Deutschen Wetterdienstes als "Tauwetter" seine Berücksichtigung.
Im Oberallgäu kann bis Montag durchaus ein Niederschlagsdargebot von
70 bis 100 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen, am restlichen
unmittelbaren Alpenrand sind bis 70 Liter pro Quadratmeter
wahrscheinlich. Folgerichtig ist in diesen Regionen oberhalb von 1000
m eine Unwetterwarnung vor starkem Tauwetter aktiv. Bitte beachten
Sie den aktuellen Warnstatus unter www.dwd.de.

Am Montagnachmittag zieht sich der Regen immer mehr an den Alpenrand
zurück. Nachfolgend kommt es zwar noch zu einzelnen Schauern, meist
sollte der Heilige Abend aber trocken verlaufen. Jedoch muss beachtet
werden, dass mit der nun einströmenden kalten Meeresluft vor allem in
den zentralen und östlichen Mittelgebirgen auch Schnee dabei sein
wird. Deutlich stärker fällt der Schneefall an den Alpen aus, vor
allem oberhalb von 800 bis 1000 m wird wieder eine neue Schneedecke
entstehen. Zumindest in diesen Regionen wird Heiligabend daher
durchaus winterlich verlaufen.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.12.2018

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