Thema des Tages

24-12-2018 08:50

Liegen die Geschenke heute pünktlich unterm Weihnachtsbaum?

Um die Frage aus der Überschrift ?Fristgerechte Lieferung der
Geschenke am heutigen Heiligabend?? beantworten zu können, müssen wir
uns zunächst einmal fragen: ?Wer bringt überhaupt die Geschenke an
Weihnachten??. In der Süd- und Westhälfte Deutschlands, aber auch in
Österreich und Luxemburg wird man sich denken: ?Das ist doch klar!
Natürlich das Christkind!?. Dabei handelt es sich um eine junge,
weibliche Symbolfigur mit blonden Engelslöckchen in einem
weiß-goldenen Kleid und einem strahlendem Heiligenschein oder einer
Krone. Als engelsgleiche Erscheinung bringt es uns unabhängig vom
Wettergeschehen an Heiligabend oder auch in der Nacht zum 25.
Dezember Geschenke und das, ohne jemals gesehen zu werden.

Zunehmend Einzug hält aber auch der vor allem im Norden und Osten
Deutschlands verbreitete Weihnachtsmann. Nach amerikanischem Vorbild
bringt der rundliche und äußerst sympathische alte Mann mit seinem
weißen Rauschebart den braven Kindern Geschenke. Die unartigen lässt
er hingegen seine Rute spüren. Allerdings wirkt der Weihnachtsmann,
der sich mit einem Schlitten fortbewegt und nachts durch den Kamin in
Häuser einsteigt, schon etwas irdischer.

Gerüchte um den angeblichen Wohnort des Weihnachtsmannes, an dem er
zusammen mit seinen Rentieren lebt, gibt es viele. Aber um welche
Orte handelt es sich dabei? Und welche Wetterverhältnisse herrschen
dort an Heiligabend vor? Werden die Geschenke pünktlich eintreffen?

Laut der Deutschen Post leben Weihnachtsmann und Christkind samt
Engel in Himmelpforten, einer kleinen Gemeinde in Niedersachsen im
Landkreis Stade. Wer einen Brief an die beiden adressiert, bekommt
sogar eine Antwort. Im Postamt in Himmelspforten helfen in der Tat
etwa 30 ehrenamtliche Engel die jährlich knapp 50.000 Briefe an den
Weihnachtsmann und das Christkind zu beantworten. Weiterhin kommen u.
a. auch St. Nikolaus im Saarland, Engelskirchen in NRW oder
Himmelreich bei Hannover als Wohnorte infrage. Egal, von wo aus die
beiden nun starten mögen, bei leicht positiven Temperaturen zwischen
1 und 4 Grad bleibt es heute Abend überwiegend trocken. Entsprechend
sollten die Geschenke pünktlich zur Bescherung ihren Weg unter den
Weihnachtsbaum finden.

Der amerikanische Weihnachtsmann (auch ?Santa Claus? genannt) wohnt
am Nordpol. Dort gibt es das ganze Jahr über Schnee und Eis, so, wie
man sich den Wohnort des Weihnachtsmannes eben vorstellt. Deshalb
dürfte dem bärtigen, alten Mann und seinen vierbeinigen Wegbegleitern
die Außentemperatur um -35 Grad Celsius bei leicht böigem Wind nichts
anhaben. Vielleicht hat das bekannteste seiner Rentiere ?Rudolph? ja
deshalb eine rote Nase?

Strategisch sinnvoller wäre da Lappland, das sich nördlich des
Polarkreises über den Norden Norwegens, Schwedens, Finnlands und den
äußersten Nordwesten Russlands erstreckt. Dort ist der Weihnachtsmann
nämlich nach finnischer Auffassung zu Hause. Bei Temperaturen von -10
Grad und einer aktuellen Schneehöhe von etwa 20 cm im SantaPark von
Rovaniemi muss beim heutigen Reiseantritt mit Glätte und
geringfügigem Schnee oder Schneegriesel gerechnet werden. Mit
Sicherheit springt der Weihnachtsmann dort vor der Abfahrt noch kurz
in die Sauna.

Die Schweden hingegen behaupten, der ?Jultomten? sei in Dalarna am
Siljansee im Herzen Schwedens zu Hause. Auch dort muss im Verlauf des
Abends bei Temperaturen von -8 Grad mit leichtem Schneefall gerechnet
werden, der auf die bereits vorhandene Schneedecke von 20 cm fällt.

Die Dänen vermuten ihren ?Julemanden? in einem kleinen grönländischen
Städtchen namens Uummannaq. Direkt am Meer nächtigt der bärtige Mann
in einer kleinen Hütte umgeben von Weideland für seine Weggefährten.
Allerdings ist die Landschaft dort zurzeit bei Tageshöchstwerten von
-13 Grad meist schneebedeckt, am heutigen Heiligabend besteht
durchaus Glättegefahr.

Sowohl der Schweizer Nikolaus, der den deutschen Schwarzwald sein zu
Hause nennt, als auch der niederländische ?Sinterklaas?, der bequem
mit einem Dampfer aus Spanien anreist, sollte bei der zunächst noch
recht milden Wetterlage in Südwest- und Mitteleuropa gute
Reisebedingungen haben.

Auf der Südhalbkugel fällt das Weihnachtsfest dagegen sommerlich aus.
In Peru und Uruguay (Südamerika) trifft man sich am heutigen
Heiligabend beispielsweise in sommerlicher Kleidung zum Grillen und
feiert anschließend bis in die Morgenstunden. Geschenke gibt es aber
erst nach einem Feuerwerk um Mitternacht.

In Australien findet Weihnachten bei schweißtreibenden Temperaturen
von teils über 40 Grad häufig am Strand oder am Pool statt. Dort
bestehen die Schneemänner folglich weniger aus Schnee, sondern
vielmehr aus Sand. Ironischerweise wird trotzdem hin und wieder ein
Weihnachtslied a la ?White Christmas? angestimmt, wobei damit wohl
eher die weißen Sandstrände gemeint sein dürften. Damit ?Santa Claus?
in seiner dicken, roten Jacke nicht eingeht, sind dort auch Bade-
oder Surfshorts salonfähig, der Schlitten samt Rentiere werden dabei
des Öfteren auch gegen Wasserskier oder Surfbretter eingetauscht.

Bleibt also nur noch abzuwarten, ob ?unser? Christkind und der
Weihnachtsmann auch in diesem Jahr wieder den Weg durch Deutschland
finden werden, wo auch immer sie nun wohnen mögen. Das in weiten
Teilen nur wenig winterliche Wettergeschehen hierzulande (auch
häufiger als ?grün-grau? bezeichnet) sollte der Anreise jedenfalls
nicht im Wege stehen. Nur in den östlichen Mittelgebirgen sowie in
den Alpen könnte Schnee für "leichte Verzögerungen im Betriebsablauf"
sorgen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.12.2018

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