Thema des Tages

25-12-2018 11:20

Der Spätherbst zur Weihnachtszeit!

Winter? Nein Herbst! Teils Nebel und Hochnebel mit angenehmen
Temperaturen auf den Bergen sowie kühlen Tälern, teils windiges und
leicht unbeständiges Wetter - alles typische Wetterzutaten des
Herbstes. Winterliche Phänomene wie Schnee und Eis gibt es derzeit
nur selten und lokal begrenzt.

Der Grund für diesen recht milden und herbstlich anmutenden
Witterungsabschnitt findet sich in der aktuellen Luftdruckverteilung.
Aus meteorologischer Sicht bleibt bis ins neue Jahr überwiegend eine
antizyklonale Nordwestwetterlage bestimmend. Von den Azoren über die
Iberische Halbinsel und das westliche Mittelmeer hinweg bis nach
Mitteleuropa dominiert dabei hoher Luftdruck. Den Schwerpunkt auf dem
europäischen Kontinent bildet das mehr oder weniger stark ausgeprägte
Hoch "Hugo" mit Zentrum über Frankreich. Den Gegenpart bilden
zahlreiche Tiefdruckgebiete, die sich von Neufundland über den
Nordatlantik bis nach Skandinavien tummeln und sich ab und an auch in
osteuropäische Regionen vordringen. So regiert über Weihnachten
beispielsweise Tief "Uta" über Skandinavien, während "Tete" in der
Schwarzmeerregion kreiselt.

Der Begriff "antizyklonal" bei der Wetterlage beschreibt den durch
Hochdruck bestimmten Wettercharakter. Bei den vertikalen
Luftbewegungen dominiert dann von höheren Schichten zum Boden
absinkende Luft. Bei einer Nordwestwetterlage strömt in der
horizontalen Betrachtung im bodennahen Niveau die Luft überwiegend
von der Nordsee nach Deutschland. Mit der Entfernung zum Hochzentrum
nehmen die Antizyklonalität, also der Hochdruckeinfluss ab und in der
Regel zyklonale Strömungsverhältnisse zu.

Da Deutschland meist am östlichen Rand des Hochs liegt, können die
Tiefausläufer von Tief "Uta" sowie deren Nachfolgerinnen entsprechend
vor allem den Norden und Nordosten streifen. Das Wettergeschehen in
Deutschland ist somit zweigeteilt. Während im Norden und Osten bis
zum Wochenende von der Nordsee her dichte Wolkenfelder über das Land
ziehen und zeitweise auch etwas Regen bringen können, kämpfen der
Süden und Südwesten eher mit der für den Herbst und Winter typischen
hochnebelartigen Bewölkung. Im Bereich der absinkenden Luft im Hoch
kann sich in den bodennahen Schichten eine kräftige "Inversion", also
eine atmosphärische Sperrschicht ausbilden. Unter einer Inversion
versteht man in der Meteorologie die Umkehr des normalerweise mit der
Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs in einer mehr oder weniger dicken
Schicht. Vom Erdboden aufsteigende Warmluftblasen können eine solche
Inversionsschicht nicht durchdringen. Somit stellt eine Inversion,
wie bereits beschrieben, eine Sperrschicht dar, die einen vertikalen
Austausch zwischen den Luftschichten verhindert. Eine Inversion wirkt
daher in der Atmosphäre stabilisierend. Von einer Inversion wird
beispielsweise gesprochen, wenn unter Hochdruckeinfluss in langen,
meist klaren Winternächten, der Boden sowie die darüber liegende
Luftschicht durch Ausstrahlung stark abkühlt. Diese bodennahe Schicht
ist somit kälter als die darüber liegende Luftschicht.

Unterhalb einer entsprechenden Inversionsschicht bleibt es im
Dauergrau der kommenden Tage bei Temperaturen nur wenig über dem
Gefrierpunkt kalt. Über der Sperrschicht auf den Bergen werden bei
Sonnenschein angenehme Werte teils bis 10 Grad erreicht. Durch
orographisch bedingte Luftumwälzungen sind vor allem im Umfeld der
Berge aber allgemein größere Auflockerungen möglich.

Ab Samstag kann sich mit Winddrehung auf eine zunehmend nördliche
Komponente die Frontalzone weiter nach Süden schieben, sodass der
leicht unbeständige Wettercharakter nahezu das gesamte Land einnimmt.
Dazu lebt der Wind stark bis stürmisch auf.

Mit dem Wind ist auch die letzte Zutat in der Frühwinterküche mit
herbstlichem Touch vorhanden. Richtiges Winterwetter mit Schnee und
Eis ist im Tiefland zumindest derzeit bis ins neue Jahr hinein nicht
in Sicht.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.12.2018

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