Thema des Tages

31-12-2018 08:50

Von "sehr gut" bis "mangelhaft": Ein persönlicher Rückblick auf das
Wetterjahr 2018

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass 2018 das wärmste und sonnigste
Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung war. Durch die extreme
Trockenheit von Februar bis November zählt es außerdem zu den
niederschlagsärmsten seit 1881. Doch wie war das subjektive Empfinden
der Menschen, die das Wetter täglich vorhersagen? Fünf Meteorologen
blicken zurück:

Für Dipl.-Meteorologe Thomas Schumann sei die Zeit zwischen Winter
und Sommer schön gewesen, auch wenn der Frühling "faktisch nicht
stattgefunden" habe, denn innerhalb weniger Tage habe der Wettergott
den Hebel auf Sommer umgelegt. An den "endlosen Sommer", in dem es
seiner Meinung nach "etwas mehr und öfter hätte regnen können",
werden wir seiner Meinung nach noch "lange zurückdenken". Auch dem
Herbst konnte er positives abgewinnen, da "uns Herbststürme und
endlose Nebellagen weitgehend verschonten". Insgesamt benotet er das
Wetterjahr mit einer "2".

Auch Meteorologe Reik Schaab erinnert sich an den Sommer, der
"gefühlt von April bis Mitte November" ging und so "Steppenfeeling
nach Rhein-Main brachte". Er sieht die zwei Seiten der Medaille: "Was
den Sonnenanbetern eine Freude war, war für die meisten Bauern ein
Verdruss". Auch wenn 2018, das "Jahr der Superlative" mit all den
Rekordwerten nicht unbedingt seinen Idealen entspräche, sei es
meteorologisch interessant und verdiene eine "1-".

Deutlich härter geht Meteorologe Herrmann Kehrer mit dem Wetterjahr
ins Gericht. Bereits im Februar sei es für ihn als "großer
Schneefreund" sehr schade gewesen, dass praller Sonnenschein den
wenigen Schnee rasch wegtaute. Als besonders "grausam" empfand er
jedoch die Witterung ab Ende Juli, als der Sommer mit "unerträglichen
Temperaturen", die an mehreren Tagen weit über 35 Grad lagen,
"zuschlug". Er kritisiert auch viele Medien, die "nicht seriös"
berichtet, sondern die Witterung schöngeredet hätten, "obwohl viele
Menschen in Deutschland sehr darunter litten". Seiner Meinung nach
wird sich "diese Katastrophe wohl in der Natur noch über Jahre hinweg
auswirken". Wären die ersten Monate von 2018 nicht gewesen, hätte er
dem Wetterjahr eine "glatte 6" gegeben, so vergibt er insgesamt die
Note "5".

Für Dipl.-Meteorologin Jaqueline Kernn war das Wetterjahr 2018 vor
allem eins: teuer. Im Sommer "legte ich mir eine Klimaanlage zu, um
im Schlafzimmer Temperaturen unter 28 Grad zu erreichen". Und im
Herbst hätte sie sich wegen des plötzlichen Frühwinters einen
Heizlüfter kaufen müssen. Auch sie ist der Meinung, dass "der Sommer
wohl allen auf ewig im Gedächtnis" bleibt. Sie habe noch nie so viele
Wasserkannen geschleppt für ihre Obst- und Gemüsepflanzen, allerdings
habe sie auch noch nie so viele Tomaten an einer einzelnen Pflanze
gehabt. 2018 bekommt von ihr eine "3+".

Ihr Kollege Dipl.-Meteorologe Peter Hartmann saß im Januar zunächst
"bangend und hoffend" im Büro, stand für ihn doch ein Urlaub in
Österreich bevor, wo zwar viel Schnee lag, der aber der
prognostizierten Milderung zum Opfer werden schien. "Manchmal wünscht
man sich ja auch, dass die eigenen Prognosen nicht stimmen!". Auch
für ihn war der Sommer mit der "selten erlebten Hitzewelle" ein
Thema, die selbst ihm "als Wärmeliebhaber doch ganz schön zusetzte".
Beim milden, oft trüben und regenreichen Wetter der vergangenen
Wochen im Dezember komme bei ihm zwar "nicht gerade Freude auf", aber
doch sei der Regen auf dem Weihnachtsmarkt leichter zu ertragen
gewesen, da er der Dürre leichte Entspannung gebracht hätte und quasi
"für einen guten Zweck" gewesen sei. Insgesamt sei er "fast geneigt,
dem Jahr die Note 2 auszuteilen", da für seine meisten Unternehmungen
das Wetter "sehr tauglich" gewesen sei. Da der spärliche Regen aber
mehrmals sehr unpassend kam und seine Termine ins Wasser fallen ließ,
reiche es für ihn jedoch nur noch zur Note "3".

Zu einer leicht besseren Bewertung kommt die Autorin dieses Thema des
Tages, die sich nach Rückkehr aus einer schneereichen Skiwoche in den
Dolomiten Anfang April plötzlich im Sommer wiederfand und
Thermounterwäsche gegen Bikini tauschen durfte. Die Nächte wurden in
der kleinen Stadtwohnung zwar unerträglich, aber geschlafen werden
konnte ja tagsüber im Freibad, wo bei unzähligen Besuchen auch
endlich die Kraultechnik besser wurde. Da das Wetter daran maßgeblich
mitbeteiligt war und die Körbe mit Boskoop-Äpfeln aus Omas Garten
noch für viele leckere Apfelkuchen reichen werden, gibt's von mir
eine glatte "2".


Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.12.2018

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