Thema des Tages

01-01-2019 10:20

Der Neujahrs-Wetterrückblick seit 1970

Kalt und schneereich begannen die Jahre 1970 und 1971: Am 01.01.1971
betrug die Tagestiefsttemperatur in München -13, in Frankfurt -15 und
in Hamburg klirrend kalte -17°C. Und dabei waren die drei Großstädte
keine Ausnahmen: Fast überall in Deutschland betrug die tiefste
Temperatur an Neujahr jenen Jahres zwischen -10 und -20 Grad.
Handschuhe waren also sicherlich sinnvoll, auch für durchaus mögliche
Schneeballschlachten, lag doch in Deutschland verbreitet Schnee, in
den genannten Metropolen sogar sage und schreibe 10-15 Zentimeter!

Die nachfolgenden Neujahrstage von 1972 bis 1978 verliefen dann
wettertechnisch recht unspektakulär, woraufhin der Wettergott zum
Jahreswechsel 1978/79 umso heftiger wütete (siehe auch
DWD-Pressemitteilung, siehe Link unten). Eine ausgeprägte
Luftmassengrenze trennte damals kalte Polarluft im Norden von sehr
milder Luft im Süden. Es gab Orte, an denen die Temperatur bei
Durchzug der Luftmassengrenze innerhalb 24 Stunden um 28 Grad fiel!
Anschließend lag die Tagestiefsttemperatur in Deutschland verbreitet
zwischen -15 und -25°C. Hinzu kamen hohe Schneemengen insbesondere in
der Nordhälfte (Hamburg bspw. 38 cm), bis zu 6 Meter hohe
Schneeverwehungen und Glatteisregen. Wer konnte, blieb zuhause und
wer nicht konnte, musste kreativ werden. Und so sah man so manch
Polizisten auf Schlittschuh... (da bekommt "gut ins neue Jahr
rutschen" eine ganz andere Bedeutung). Dass damals auf Straßen und
Schienen "nix mehr ging", ist wenig verwunderlich.

Die Jahresstarts der 1980er und 1990er Jahre waren insgesamt wieder
ruhiger, wenn man von wenigen Ausnahmen absieht: Am 1.1.1981 fegte
ein schwerer Sturm über Deutschland, an etlichen Stationen wurden
Orkanböen gemessen. 1985, 1986 und 1997 war dann eher wieder "Schnee"
ein Thema, war die deutsche Landschaft in diesen drei Jahren am 1.1.
bei frostigen Temperaturen doch weiß gepudert. Dazwischen, also von
1987 bis 1995 herrschte eine regelrechte Schneeflaute an den
Neujahrstagen.
Und in den 2000ern? Nun ja, frostig war's vor allem am 1. Januar
2001, 2002, 2003 (zumindest im Nordosten, im Südwesten war kein
Eiskratzen nötig) und 2009. Schnee gab es dabei hauptsächlich in
2002. Mit Blitz und Donner startete das Jahr 2007, als Orkan LOTTE
mit Gewittern und schweren Sturmböen übers Land zog.

In den letzten 10 Jahren gab es zwei weiße Jahreswechsel: 2011, als
verbreitet zweistellige Schneehöhen lagen (selbst in Hamburg und
Frankfurt bspw. 11 cm) und in 2015, als zumindest in Süddeutschland
viel Schnee lag (München 23 cm).

Insgesamt lässt sich in den betrachteten 48 Jahren doch ein
deutliches Süd-Nord-Gefälle bei der Schneehöhe erkennen: Während in
Frankfurt nur an 9 Neujahrstagen eine Schneedecke größer gleich 1 cm
lag, konnten die Silvesterböller in München 21 mal in die "weiße
Pracht" fallen. Die frostfreien und die frostigen Neujahrstage
hielten sich hingegen eher die Waage. Was nicht heißt, dass es keine
besonders milden Jahresstarts gab. Wer erinnert sich nicht an 2007,
2012 oder auch 2018, als die (man bemerke) tiefste Temperatur am 1.1.
teils zwischen 5 und 10 °C lag und tagsüber lokal auf knapp 15°C
stieg?

Genug der Kramerei in den Wetterannalen, wie schaut es heuer aus? Der
heutige 1.1.2019 fügt sich in die Reihe der "milden, wechselhaften
und stürmischen" Jahresstarts ein...

Anmerkung: In den beigefügten Tabellen sind die Schneehöhe und die
Tagestiefsttemperatur an den Neujahrstagen für drei exemplarische
Städte (Hamburg, Frankfurt und München) seit 1970 aufgelistet, bzw.
ggf. Bemerkungen zur deutschlandweiten Verteilung gemacht. Zusätzlich
findet sich im rechten Kasten eine kurze Zusammenfassung des jeweils
herrschenden Wetters in Deutschland. Die entsprechenden Graphen sind
im unten stehenden Link über Facebook (kein Benutzerkonto
erforderlich) einsehbar. Alle Angaben ohne Gewähr.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.01.2019

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