Thema des Tages

04-01-2019 09:50

Tief "ANDRE" bringt Schnee, verteilt ihn jedoch ungerecht

Nachdem sich das Wetter an Weihnachten und Silvester vielerorts nass
und grün, teils auch neblig-grau und frostig gestaltete, gab es im
neuen Jahr wieder häufiger Niederschläge, die in mittleren und
höheren Lagen der Mittelgebirge sowie an den Alpen als Schnee fielen.
Selbst in tiefsten Lagen der Mitte konnte man zeitweise - besonders
in den Frühstunden - auch mal die eine oder andere Straße in Weiß
befahren.

Die beiden Verantwortlichen findet man leicht in den aktuellen
Bodenwetterkarten. Hoch "ANGELA" liegt mit ihrem Schwerpunkt über
Großbritannien und bewegt sich kaum vom Fleck. Ihr Gegenspieler, Tief
"ZEETJE" war hingegen deutlich sportlicher. Diese zog in den
vergangenen Tagen vom Atlantik über Island und das europäische
Nordmeer nach Nordskandinavien und im Anschluss wieder südwärts nach
Westrussland und legte dabei beeindruckende 7000 km zurück.
Deutschland befand sich dadurch in einer meist nordwestlichen
Strömung, mit der von der Nordsee erwärmte milde Meeresluft
einfließen konnte. Die Ost- bzw. Südosthälfte wurde zeitweise aber
auch von maritimer Kaltluft arktischen Ursprungs aus Norden
beeinflusst. Kleine Störungen verursachten dabei meist nur leichte
Niederschläge, im Süden, teils aber auch im Osten konnte sich sogar
eine dünne Schneedecke ausbilden. Nur in den östlichen und
südöstlichen Mittelgebirgen sowie an den Alpen wurden aufgrund der
mehr oder weniger nördlichen Anströmung aufgrund von Staueffekten
noch weitere Schneeflocken "aus den Wolken gepresst". So akkumulierte
sich dort der Schnee seit Neujahr oberhalb von etwa 800 Metern auf 10
bis 15 cm, am Alpenrand auch auf 20 cm und in höheren Lagen der Alpen
auf über 40 cm. Das Zugspitz-Plateau auf 2960 Metern verzeichnet
sogar einen Schneezuwachs von über 60 cm.

Soweit, so gut. Nun bekommt "ZEETJE" jedoch Unterstützung von Tief
"ANDRE", dessen Geburtsort sich im Europäischen Nordmeer finden
lässt. Dieser zieht am heutigen Freitag nach der Überströmung
norwegischen Küstengebirges vom Bottnischen Meerbusen ins Baltikum.
Das zugehörige Frontensystem verlagert sich im Tagesverlauf in der
nord- bis nordwestlichen Strömung über den Norden Deutschlands und
die Mittelgebirge hinweg und wird in der Nacht zum Samstag an die
Alpen "gedrückt". Dabei fällt heute tagsüber im milden Norden Regen.
Im Bereich der Mittelgebirge liegt die Schneefallgrenze heute
Nachmittag zunächst noch bei etwa 300 bis 500 Metern, steigt jedoch
im Laufe der Nacht bis in Gipfellagen an. Somit sollte dort wohl
anfangs noch die Schneephase überwiegen, im weiteren Verlauf wird es
jedoch - abgesehen vom höheren Bergland - eher nasskalt statt
winterlich.

Anders sieht es im Süden sowie in den östlichen Mittelgebirgen aus.
Dort kann sich die zuvor eingeflossene Kaltluft noch längere Zeit
halten. An den Alpen schneit es bereits seit gestern Mittag.
Allerdings verstärken sich dort die Niederschläge ausgangs der Nacht
zum Samstag weiter und sollen bis in den Montag hinein andauern,
wobei ab der Nacht zum Montag die Intensität allmählich nachlässt.
Dann fallen regelrechte Schneemassen vom Himmel. So werden bis zum
Montag im Alpenvorland 10 bis 40 cm Neuschnee prognostiziert, in den
Nordstaulagen unmittelbar an den Alpen kommen sogar über 50 cm
Neuschnee zusammen. In den Chiemgauer Alpen sowie im Berchtesgadener
Land können örtlich selbst Neuschneemengen bis 100 cm nicht
ausgeschlossen werden. Auch die Hochlagen von Schwarzwald,
Schwäbische Alb, Bayerischem Wald und Erzgebirge sollten tief
eingeschneit sein, wenngleich die Mengen etwas niedriger ausfallen
werden als am unmittelbaren Alpenrand.

Gerade im Bereich der Alpen sowie in deren Vorland sollte man also ab
der kommenden Nacht zum Samstag mit massiven Behinderungen auf
Straßen und Schienen rechnen. Zudem stellt der recht nasse Schnee in
Kombination mit dem zeitweise stark böigen Wind eine Gefahr für
Bäume, aber auch für Ober- und Stromleitungen dar. Unter der massiven
Schneelast können diese im schlimmsten Fall sogar zusammenbrechen. Im
höheren Bergland, wo der Schnee von seiner Konsistenz etwas trockener
und weniger "pappig" ist, kann es zudem zu Verwehungen kommen. Es
lohnt sich also, die aktuelle Wetter- und Warnlage aufmerksam zu
verfolgen. Schauen Sie doch einfach mal unter www.dwd.de oder in der
WarnWetter-App vorbei.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.01.2019

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