Thema des Tages

06-01-2019 08:50

Verbreitet große Lawinengefahr im bayerischen Alpenraum

Reisende wurden am gestrigen Samstag im Süden Deutschlands sowie
besonders im angrenzenden Alpenraum einer ordentlichen Geduldsprobe
unterzogen. Die angekündigten kräftigen Schneefälle verursachten
nicht nur auf manch kleineren Straßen Verkehrsbehinderungen, sondern
auch auf wichtigen Autobahnen und Fernverkehrsstraßen. Besonders
winterlich waren die Verhältnisse in den Tourismusregionen der
bayerischen und österreichischen Alpen. Lange Staus waren daher sowie
aufgrund der hohen Reisetätigkeit nach den Weihnachtsferien nicht zu
vermeiden. Allerdings betraf es nicht nur Autofahrerinnen und
Autofahrer, auch bei der Bahn und im Flugverkehr traten Behinderungen
durch den Schnee auf. Nördlich von Donau und Alb bekam die
Bevölkerung davon allerdings nicht viel mit, denn dort fiel
einerseits weniger Niederschlag und andererseits war es deutlich
milder.

Diese Unterschiede zeigen sich auch sehr eindrücklich bei der
Betrachtung der Schneehöhen von Sonntagfrüh (Meldestand 09:00 Uhr).
Abseits des Südens findet das Winterwetter zunächst nur in den
Mittelgebirgen statt, immerhin melden der Brocken mit 71 cm und
Carlsfeld im Erzgebirge mit 26 cm aber einigermaßen mächtige
Schneedecken. So richtig beginnt das "Winterfeeling" aber erst
entlang und südlich von Alb und Donau. In den alpenfernen
Flachlandregionen des Vorlandes sowie im Bayerwald und auf der
Schwäbischen Alb melden zum Beispiel viele Stationen mehr als 15 bis
20 cm. Weiter in Richtung Alpen nehmen die Schneehöhen rasch zu,
sodass dann oft mehr als 30 cm gemessen werden. Direkt in den Alpen
gibt es Schneehöhen jenseits der 50 cm, in höheren Lagen teils mehr
als 150 cm. Auf der Zugspitze liegen aktuell 285 cm Schnee.

Allerdings bringt der Schnee in den Alpen auch Gefahren mit sich.
Durch die in relativ kurzer Zeit gefallenen Schneemengen stieg die
Lawinengefahr deutlich an. Dabei wurde das Gefahrenpotential des
Neuschnees durch den starken bis stürmischen Wind noch verstärkt,
denn dieser sorgte für umfangreiche Schneeverfrachtungen. Dieser, in
der Fachsprache als "Triebschnee" bezeichnete Effekt, trägt immer zu
einer Verschärfung der Lawinensituation bei. Wintersportler können
sich aber natürlich umfangreich über die regionale Lawinengefahr
informieren. Zum einen wird die Lawinengefahr von den lokalen
Behörden auf einer Skala von 1 bis 5 eingeschätzt (sog.
Lawinengefahrenstufen), zum anderen kann ein ausführlicher
Lawinenlagebericht zum Selbststudium verwendet werden. Die
europäische Lawinengefahrenskala beginnt bei der Stufe 1 (geringe
Gefahr) und endet bei Stufe 5 (sehr große Gefahr). Mäßige Gefahr wird
mit der Stufe 2 klassifiziert, erhebliche Gefahr mit der Stufe 3. Ist
die Stufe 4 aktiv, muss mit großer Gefahr gerechnet werden. Die
Festlegung der Lawinengefahrenstufen erfolgt natürlich nicht
willkürlich oder nach persönlichem Gutdünken des Prognostikers,
sondern ist an maßgebliche Kriterien gebunden. Zum einen fließt die
Schneedeckenstabilität, zum anderen die
Lawinenauslösewahrscheinlichkeit und der Umfang der Gefahrenstellen
ein. Zudem wird auch die Zusatzbelastung berücksichtigt, die zur
Lawinenauslösung führen kann (z.B. ein Skifahrer). Besonders bei den
Stufen 4 und 5 steigt die Gefahr für exponierte Verkehrswege und es
muss mit temporären Straßensperren gerechnet werden.

Besonders jenen alpinen Wintersportlern, die sich gerne im
ungesicherten Gelände bewegen, sei daher der aktuellste
Lawinenlagebericht der verschiedenen Regionen ans Herz gelegt. Für
den bayerischen Alpenraum gilt am heutigen Tag zum Beispiel über alle
Höhenstufen hinweg die zweithöchste Warnstufe vier (große Gefahr).
Weitere Informationen zur Lawinengefahr im deutschen Alpenraum
erhalten Sie auch in unserer WarnWetterApp (Button "Naturgefahren",
Informationen zur Verfügung gestellt von unserem Partner
Lawinenwarndienst Bayern).

Wie geht es nun aus meteorologischer Sicht weiter? Die starken
Schneefälle an den Alpen setzen sich heute tagsüber und in der Nacht
zum Montag weiter fort. Am Montag ziehen sich diese dann an den
östlichen Alpenrand zurück und klingen in der Nacht zum Dienstag auch
dort ab. Die Schneepause ist aber nur von kurzer Dauer, denn bereits
im Laufe des Dienstags beginnt es erneut zu schneien. Die sich
einstellende Nordwestströmung sorgt dann besonders in den alpinen
Staulagen für weitere, teils erhebliche Neuschneemengen.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.01.2019

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