Thema des Tages

09-01-2019 09:20

Wenn die Forecaster zu Hause bleiben müssen...

Gehören Sie auch zu denjenigen, die sich tagtäglich - oder zumindest
ab und an - durch die Wetterkarten in den verschiedenen
Wetterportalen durchklicken. Dann willkommen im Klub! Zugegeben, ist
ja auch komfortabel. Alles schön visuell aufbereitet, frei verfügbar
und teilweise sogar mit Beschreibungen versehen, wie man selbst
komplexe Darstellung mit Überlagerungen mehrerer Parameter sinnvoll
interpretieren kann. So kann sich jeder sein eigenes Bild vom Wetter
machen und einen Erfahrungsschatz bezüglich der Vorhersagbarkeit
seines ausgewählten Standortes anhäufen. Ein Klassiker bei der
Modellvielfalt seit Jahr und Tag - das Wettermodell des
Amerikanischen Wetterdienstes: das Global Forecast System (kurz:
GFS). Während sich hierzulande "Open Data" erst kürzlich durchgesetzt
hat, steht das GFS für DIE Anfänge der meteorologischen Modellwelt im
Netz.

Sind Ihnen da jüngst Besonderheiten in der Vorhersagegüte
aufgefallen? Falls ja, könnte das eventuell sogar mit dem "Shutdown"
in den USA zu tun haben, wie die "Washington Post" mutmaßt. Als
nationaler Wetterdienst kommt dieser seinen Pflichten bezüglich einer
Wettervorhersage und Ausgabe von Warnungen zum Schutz des
öffentlichen Lebens auch ohne Vergütung offiziell weiter nach.
Selbstredend gibt es an der ein oder anderen Stelle aber
Einschränkungen, sei es im Bereich von Wartungen, Weiterentwicklungen
oder Notfallübungen. Das trifft im Besonderen also auch die
Modellwartung. So wurde bereits um Weihnachten herum bei der
Modellverifikation ein deutlicher Abfall der Prognosequalität
festgestellt. Dieser hängt wohl vorrangig mit einem fehlerhaften
Datenformat in der Assimilation zusammen. Gerade in der Wintersaison
kommt es bei sich ständig ändernden und teils extremen
Wetterbedingungen aber auf präzise Vorhersagen an (Stichwort:
"Blizzards"). Zudem wird die vergangene Hurrikansaison ausgewertet
und versucht die Modellperformanz für die bevorstehende Saison zu
verbessern. Eigentlich wollte der Wetterdienst im Februar auch ein
neues Vorhersagemodell an den Start bringen, was infolge des
"Shutdowns" vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Viele der
Beschäftigten - auch in den kooperierenden Behörden - würden auch
ohne Bezahlung arbeiten, aus Leidenschaft und um einen größeren
Imageverlust zu vermeiden. Sie dürfen aber nicht - auch nicht
freiwillig.

Bei aller Skepsis, weder in der kurzfristigen noch in der
mittelfristigen Wettervorhersage sind dem Autor bis dahin
irgendwelche Besonderheiten aufgefallen. Ihnen vielleicht?

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.01.2019

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