Thema des Tages

12-01-2019 10:20

DONALD sorgt für Evakuierung auf Spitzbergen

Es ist Mittwoch der 09.01.2019 am Nachmittag in Longyearbyen,
Spitzbergen: Der "Sysselmann" (Gouverneur der arktischen Inselgruppe,
Repräsentant der norwegischen Regierung und gleichzeitig Polizeichef)
trifft die Entscheidung, einige Bereiche der Inselhauptstadt
Longyearbyen (Lia und Nybyen, wo viele Studenten wohnen) mit über 100
Menschen zu evakuieren und für Fußgänger-, Auto- und
Schneescooterverkehr ab Donnerstagmorgen zu sperren. Der Grund: Das
Norwegische Meteorologische Institut hat eine Warnung vor starkem
Sturm mit Böen bis 45 m/s (=162 km/h) für Nordenskiöldland (Halbinsel
auf Spitzbergen, an dessen Nordküste die größten bewohnten Orte
Spitzbergens Longyearbyen und Barentsburg liegen) herausgegeben.
Zudem hat die Lawinengefahr Kategorie 4 (hoch) erreicht. Die Bewohner
werden gewarnt, dass durch den starken Wind gefährliche Situationen
entstehen, Gegenstände umherfliegen und Gebäude beschädigt werden
könnten. Außerdem müsse mit sehr geringen Sichtweiten gerechnet
werden. Deshalb empfiehlt der "Chef" der Insel den Bewohnern, sich im
Innern aufzuhalten.

Dass diese Vorsichtsmaßnahmen gerechtfertigt waren, zeigt sich nun im
Nachhinein. Ein schweres Sturmtief (getauft auf DONALD) zog am
Donnerstag mit einem gemessenen Kerndruck von 951 hPa vom
Europäischen Nordmeer zur Barentsee, Spitzbergen befand sich also auf
der Nordflanke des Tiefs. Bereits am frühen Morgen wurden viele
Bewohner sicherlich schon durch ein Rappeln der Fensterläden geweckt,
als die ersten Sturmböen registriert wurden (um 06 Uhr bereits die
erste orkanartige Böe in Hornsund, im Süden des Archipels). Pünktlich
zur Mittagszeit hat auch die Messstation Isfjord Radio, am Eingang
des Isfjords (an dem auch die Hauptstadt Longyearbyen liegt) eine
orkanartige Böe mit 108 km/h gemessen, während im Süden der
Inselgruppe der Wind schon mit voller Orkanstärke (145 km/h) blies.
Dann ging es stetig aufwärts. Die maximal gemessenen Windböen: In
Hornsund 168 km/h (um 23 Uhr), am Isfjord Radio 147 km/h und in
Longyearbyen selbst 115 km/h.

Die Auswirkungen waren trotz der starken Böen (vielleicht auch wegen
der getroffenen Vorkehrungen) überschaubar. Am gestrigen Freitag
haben sich Experten der Norwegischen Direktion für Wasserressourcen
und Energie vor Ort ein Bild der Lage gemacht und in Absprache mit
dem nationalen Wetterdienst entschied der Sysselmann daraufhin, dass
die evakuierten Menschen wieder in ihre Häuser können. Lediglich in
einem kleinen Bereich bleiben Straßensperrungen wegen Lawinengefahr
vorerst weiterhin bestehen.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.01.2019

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