Thema des Tages

13-01-2019 08:50

Florenz bringt Regen, Schnee und Sturm

In diesen Tagen wird zwar von der Wetterküche eine sich kaum
verändernde Großwetterlage geboten (Nordwest zyklonal), die aber
aufgrund der dabei durchziehenden Frontensysteme in ihren Feinheiten
und Auswirkungen ausgesprochen spannend und abwechslungsreich ist.
Das vom südlichen Norwegen zum Baltikum ziehende Tief FLORENZ färbt
beispielsweise die Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes heute
ordentlich ein (siehe www.dwd.de). Auf dieser finden sich am
Sonntagvormittag Warnungen vor Schneefällen (mit Verwehungen),
Dauerregen, Tauwetter und Sturm. Zudem leuchten diese Warnungen in
den verschiedensten Farben von gelb über orange und rot bis zu
violett - je nach Gefährlichkeit und Intensität der
Wettererscheinung. Allerdings muss betont werden, dass die Warnungen
der höchsten beiden Kategorien (Unwetter und extremes Unwetter) nur
das Bergland sowie besonders den Alpenrand und die höheren alpinen
Lagen betreffen.

An den Alpen brachte die kaum veränderte Wetterlage in den
vergangenen Tagen erheblichen Neuschneemengen, die sich in mittleren
und hochalpinen Lagen zu Schneehöhen von teilweise mehr als 2 bis 3 m
summierten. In den dortigen Tälern sind es immerhin noch Schneehöhen
zwischen 70 und örtlich 170 cm. Auch in der Nacht zum Sonntag
schneite es dort wieder, wenngleich die Mengen nicht an die zur
Wochenmitte beobachteten Werte heranreichten. Heute tagsüber und in
der Nacht zum Montag setzen sich die Niederschläge fort, allerdings
kommt es aufgrund der Zufuhr von deutlich milderer Luft zu einem
starken Anstieg der Schneefallgrenze. Am Nachmittag sowie eingangs
der Nacht zum Montag kann diese in den süddeutschen Mittelgebirgen
sowie im Alpenraum bei ca. 900 bis 1200 m liegen. Das Problem dabei
ist, dass dieser Regen nun in die vorhandene Schneedecke fällt und zu
einem großen Teil davon aufgenommen wird. Dis erhöht die Schneelast
auf den Hausdächern in den alpinen und alpennahen Regionen.

Doch welches Gewicht hat eigentlich Schnee? Diese Frage ist leider
nicht mit einem Satz zu beantworten. Frisch gefallener Neuschnee hat
im Mittel eine Dichte (Verhältnis Masse zu Volumen) von etwa 70 bis
130 kg pro Kubikmeter. Fällt dieser bei kälteren Temperaturen ist
auch ein Wert um oder knapp unter 50 kg pro Kubikmeter möglich. Mit
der anschließenden Alterung ist die Schneedecke deutlichen
Umwandlungsprozessen unterworfen. Dies führt unter anderem dazu, dass
die zunächst aufgrund der verzahnten Schneekristalle mit Luft
gefüllten Zwischenräume sukzessive verloren gehen. Die Schnelligkeit
dieser Schneedeckenveränderung sowie die genaue Art der Umwandlung
sind natürlich von den meteorologischen Einflüssen der
Lufttemperatur, des Niederschlags, der Luftfeuchte und der Strahlung
bestimmt. Für eine mittelalte Schneedecke kann bereits von einer
Dichte zwischen 150 und 300 kg pro Kubikmeter ausgegangen werden.
Besonders dichteerhöhend wirkt dabei Regen, der durch eine noch nicht
wassergesättigte Schneedecke aufgenommen wird. Dabei kann das Gewicht
von einem Kubikmeter Schnee Werte zwischen etwa 300 und 500 kg
erreichen. Noch höhere Dichten sind möglich, wenn die Schneedecke
teilweise vereist. Daraus ist ersichtlich, dass in den Schneegebieten
die Belastung von Dächern ein größeres Thema ist. Allerdings sind die
Dächer in den normalerweise schneereichen Gebieten auf höhere Lasten
ausgelegt. Probleme kann es aber geben, wenn die Dächer
beispielsweise starken Einwehungen (sich auftürmende
Schneeverwehungen) ausgesetzt sind, die Bausubstanz nicht mehr die
Beste oder die Schneehöhe für den spezifischen Ort ungewöhnlich ist.

Wie geht es nun weiter: Nach dem erwähnten Anstieg der
Schneefallgrenze heute tagsüber sinkt diese in der Nacht zum Montag
aufgrund der durchziehenden Kaltfront von Tief FLORENZ wieder bis in
tiefere Lagen. Bis zum Dienstag werden in den Alpen oberhalb von 1000
bis 1200 m weitere 60 bis 80, in den Staulagen 100 bis 130 cm
erwartet. In tieferen Lagen sind es dort meist 30 bis 60 cm. Die
Unwetterwarnungen vor starken oder extremen Schneefällen bleiben
daher an den Alpen weiter bestehen. Mit dem Absinken der
Schneefallgrenze hört aber auch der Tauprozess der Schneedecke auf,
daher wird die Unwetterwarnung vor starkem Tauwetter im Schwarzwald
in der Nacht auf Montag voraussichtlich enden.

Allerdings mischt sind nun auch der Wind deutlicher in das
Wettergeschehen ein. Im Tagesverlauf sowie in der Nacht zum Montag
treten bundesweit starke bis stürmische Böen auf, an der Nordseeküste
sowie auf den Bergen sind es teils schwere Sturmböen. Durch die in
der Nacht absinkende Schneefallgrenze wird der Schnee zudem wieder
trockener und kann auch entsprechend besser verweht werden. Da diese
Windsituation an den Alpen anhält, muss dort mit umfangreichen
Schneeverfrachtungen gerechnet werden. Das meteorologische Ende
dieser kritischen Wettersituation erfolgt an den Alpen
voraussichtlich am Dienstag.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.01.2019

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