Thema des Tages

18-01-2019 09:50

Es hat mal wieder richtig geregnet, aber...

"Wann wird's mal wieder richtig regnen?" - Diese Frage konnte im
Thema des Tages vom 19. Oktober letzten Jahres (siehe beigefügter
Link) noch nicht beantwortet werden. Der Dezember hat jedoch gezeigt,
dass in Deutschland der Regen nicht gänzlich abgeschafft wurde. Dass
2018 das bisher wärmste und sonnenscheinreichste Jahr seit Messbeginn
war, wurde medial ja bereits "breitgetreten". Dem sehr nassen
Dezember haben wir es schließlich zu verdanken, dass nicht auch noch
beim Niederschlag ein neuer Rekord zu verzeichnen war. Mit
durchschnittlich 586 mm landete 2018 aber immerhin hinter 1959, 1911
und 1921 auf Platz 4 der trockensten Jahre seit 1881 und war somit
das regenärmste Jahr seit 59 Jahren! Insgesamt kamen nur 74,3% der
durchschnittlichen Regensumme (789 mm) vom Himmel. Das
Niederschlagsdefizit betrug damit rund 200 mm - eine Menge, bei der
es noch Monate dauern wird, bis diese wieder ausgeglichen sein wird.


Betrachtet man die Monate Februar bis November 2018, so sieht die
Trockenheit noch viel dramatischer aus. In diesen zehn Monaten wurden
lediglich 380 mm Regen im deutschlandweiten Durchschnitt gemessen, in
einigen Regionen regnete es sogar nur etwa 200 mm, was gerade einmal
20 Gießkannen (a 10 Liter) auf dem Quadratmeter entspricht. Dies
führte zur größten Dürresituation seit Messbeginn in Deutschland.
Umgekehrt kann man auch konstatieren, dass mehr als ein Drittel
(35,1%) des diesjährigen Jahresniederschlags auf die beiden "nassen"
Monate Januar und Dezember 2018 verteilt war.


Angefügt ist eine Deutschlandkarte mit dem aus Radardaten
abgeleiteten und mit Niederschlagsstationen angeeichten
Jahresniederschlag. Der interessierte Leser darf gerne zum Vergleich
einen Blick auf die Grafik des Tagesthemas vom 19. Oktober werfen.
Dabei sehen Sie, dass mit den letzten beiden Monaten die blauen und
grünen Gebiete glücklicherweise weniger und die rötlichen Farbtöne
mehr wurden (sprich: mehr Niederschlag). An der generellen räumlichen
Verteilung der Niederschlagsmengen hat sich dagegen nicht viel
verändert. Mehr oder weniger von der Trockenheit verschont blieb die
Südhälfte Bayerns und Baden-Württembergs, das Saarland, große Teile
von Rheinland-Pfalz und die Mittelgebirgsregionen, wo vielerorts
zwischen 700 und 1000 mm Regen und Schnee zusammen kamen. So war
beispielsweise in München die Abweichung zum vieljährigen Mittel nur
gering und die Station Saarbrücken-Burbach registrierte sogar etwas
mehr als die durchschnittliche Jahresmenge (siehe Diagramm in
angefügter Grafik). Fast alle der ohnehin wenigen Stationen mit
leicht überdurchschnittlichen Regenmengen konzentrieren sich auf
Rheinland-Pfalz und das Saarland. Unter anderem sorgten dort in den
Sommermonaten teils unwetterartige Gewitter und ein großflächiger
Gewittercluster in der Nacht auf den 31. Mai für große Regenmengen.
Das südliche Alpenvorland und der Schwarzwald stechen in der Karte
mit über 1000 mm besonders hervor und mit 1927 mm wurde der meiste
Niederschlag in Ruhpolding in den Chiemgauer Alpen gemessen. Dabei
handelt es sich aber um normale Mengen in dieser Region.


Ein ganz anderes Bild zeigt sich in Teilen von Ostdeutschland. Im
Gegensatz zum Bundesdurchschnitt gab es zwei Bundesländer mit neuen
Allzeitnegativrekorden. Mit 360 mm (vieljähriges Mittel: 547 mm) in
Sachsen-Anhalt und 390 mm (vieljähriges Mittel: 557 mm) in
Brandenburg war es in den letzten knapp 140 Jahren dort noch nie so
trocken wie in 2018. Besonders verheerend ist, dass es sich hierbei
ohnehin um die niederschlagsärmsten Regionen Deutschlands handelt.
Extrem trocken war es vor allem in einem Streifen vom Thüringer
Becken bis zum Fläming und im Wendland (rot markierte Bereiche). Dort
fielen im gesamten Jahr vielerorts nur 250 bis 300 mm Regen -
Wassermengen, die in den "Schneelöchern" der Bayrischen Alpen seit
Jahresbeginn 2019 bereits erreicht oder überschritten wurden! In
Kombination mit dem Hitzesommer entsprechen diese klimatischen
Bedingungen einem typischen Steppenklima. Der trockenste Ort im
dichten DWD-Niederschlagsmessnetz war übrigens Dessau-Roßlau-Rodleben
mit gerade einmal 253,8 mm. Im Vergleich dazu prasselte in Ruhpolding
mehr als das 7,5-fache vom Himmel! An vielen Orten in dieser Region
wurden Trockenheitsrekorde geknackt (siehe Diagramm). Beispielweise
wurde in Lüchow (Niedersachsen) mit 299 mm der bisherige Rekord von
353,2 mm aus dem Trockenjahr 1959 um über 50 mm unterboten, ebenso
wie mit 294 mm in Jeßnitz (Sachsen-Anhalt), wo der bisherige Rekord
aus dem Jahre 1947 bei 348 mm lag.


Ob und wie stark sich die Trockenheit aus dem letzten Jahr auf die
Vegetation und die Landwirtschaft in diesem Jahr auswirken wird,
bleibt abzuwarten und hängt nicht zuletzt davon ab, wieviel
Niederschlag in den kommenden Wochen fällt, solange die Verdunstung
aufgrund der niedrigen Temperaturen noch gering ist. In gewisser
Weise wird die Trockenheit aber ihre Spuren hinterlassen haben.


Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.01.2019

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