Thema des Tages

23-06-2016 14:40

Dschungel-Wetter in Deutschland

Ab dem heutigen Donnerstag steht Deutschland die erste "richtige"
Hitzewelle des Sommers 2016 bevor, Temperaturen über 30 Grad (per
meteorologischer Definition ein "heißer Tag") dürften in fast ganz
Deutschland bis Freitag, im Osten des Landes auch noch bis Samstag
die Regel sein. Selbst 35 Grad werden ins Visier genommen, örtlich
können mit viel Sonnenschein (Achtung! Sonnenbrandgefahr!) 36 Grad
erreicht werden.

Der Hitze folgen dann bald auch schon wieder teils heftige Gewitter,
die bereits heute den Nordwesten erfassen und sich bis Samstag dann
langsam immer weiter ostwärts ausbreiten. Danach steht ab Sonntag -
viele werden sicherlich aufatmen - wieder eine Abkühlung ins Haus,
die Temperaturen pendeln sich dabei auf für die Jahreszeit normale
Werte zwischen 20 und 24 Grad ein. Mit der aktuellen kurzen
Hitzewelle steigt die Wärmebelastung für den Menschen alleine schon
aufgrund der Temperaturen, hinzu kommt aber auch noch, dass es zum
Teil sehr schwül wird. Der Regenwald (bzw. der Dschungel) lässt somit
grüßen, insbesondere dann, wenn es bei den Gewittern zusätzlich auch
noch kräftige Regengüsse geben sollte (Sturmböen und Hagel können
ebenso vorkommen).

Aber was ist eigentlich "Schwüle"? Unter diesem Begriff versteht man
einen Zustand der Luft, bei der Temperatur und Luftfeuchtigkeit hoch
sind. Je höher die Werte, desto schwerer wird es für den Körper zu
schwitzen. Durch die eingeschränkte Verdunstung an der
Körperoberfläche und die dadurch fehlende Kühlung kann es in
Extremfällen sogar zu einem Hitzschlag kommen.

Um neben der Temperatur die Feuchtigkeit der Luft zu beschreiben,
sind in der Meteorologie zwei Parameter gebräuchlich: die absolute
und die relative Luftfeuchtigkeit. Die absolute Feuchtigkeit stellt
dabei die tatsächlich in der Luft enthaltene Feuchtigkeit (in Gramm
Wasserdampf pro Kubikmeter Luft) dar. Bei der relativen Feuchtigkeit
wird die absolute Feuchtigkeit ins Verhältnis zur maximal möglichen
gesetzt (Angabe in Prozent).

Damit es nun ein Schwüle-Empfinden gibt, muss die absolute
Feuchtigkeit einen Grenzwert von 13,5 g Wasserdampf pro Kubikmeter
Luft überschreiten. Diese Menge an Feuchtigkeit kann die Luft aber
erst ab einer Temperatur von 16 Grad aufnehmen, darunter ist es
physikalisch gar nicht möglich. Somit gibt es erst ab 16 Grad
überhaupt Schwüle.

Je höher die Temperatur steigt, desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft
aufnehmen. So sind bei 20 Grad bereits ab einer relativen
Feuchtigkeit von etwa 80 % 13,5 g Wasserdampf pro Kubikmeter Luft
enthalten und es wird schwül. Bei 25 Grad reichen 60 %, bei 30 Grad
44 % und bei 35 Grad sogar schon 34 % (siehe dazu die Grafik zum
Schwüle-Empfinden und einer Vorhersage für Offenbach, zu finden unter
www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/6/23.html).

Die Vorhersagen für die nächsten Tage zeigen, dass in vielen
Landesteilen mit einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit und damit mit
Schwüle gerechnet werden muss. Alles in allem resultiert daraus bei
gefühlten Temperaturen über 32 bzw. zum Teil sogar über 38 Grad eine
starke bzw. extreme Wärmebelastung. Entsprechende Hitzewarnungen
können Sie aktuell unserer Warnkarte unter www.dwd.de/warnungen oder
über die WarnWetter App des DWD entnehmen. Zusätzlich lassen sich
Hitzewarnungen und auch UV-Warnungen als Newsletter unter
www.dwd.de/newsletter abonnieren.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.06.2016