Thema des Tages

31-01-2019 10:20

"Arctic Outbreak" - Extreme Kälte im Mittleren Westen der USA.


Normalerweise befindet sich der Polarwirbel mit seinem Zentrum über
der Arktis und ist meistens stabil. Schwächt sich der Polarwirbel
aber ab, oder teilt sich sogar, dann fangen die Teilwirbel an zu
taumeln und werden häufig in südlichere Breiten abgedrängt. Starke
Kaltluftausbrüche bis weit nach Süden sind die Folge.
Für die Schwächung des Polarwirbels und eine zeitweise Teilung könnte
eine plötzliche Stratosphärenerwärmung von Ende Dezember
verantwortlich sein. Solche Stratosphärenerwärmungen schwächen den
Polarwirbel meist stark ab (siehe Thema des Tages "Hitzewelle in der
Stratosphäre - "Das Berliner Phänomen" " https://bit.ly/2UxtR3E).
Dies könnte auch indirekt eine der Ursachen für die extremen
Schneefälle an den Alpen Anfang Januar gewesen sein.

Die extreme Kältewelle im Mittleren Westen ist dadurch zu erklären,
dass sich nun ein Teil des Polarwirbels ungewöhnlich weit südlich
über Kanada und dem nördlichen Mittleren Westen festgesetzt hat.
Temperaturen wie in der Arktis sind die Folge. In den vergangenen
Nächten gab es verbreitet Temperaturen unter - 30 °C. Aktuell ist
die kälteste Station Park Municipal Airport in Minnesota mit -42 °C.
In Chicago gab es Tiefstwerte von -31 °C. Auch wenn die Kälte extrem
ist. Allzeitrekorde der Tiefstwerte wurden noch nicht geknackt.
Extrem ungewöhnlich an dieser Kältewelle ist jedoch, dass sie mit
starkem Wind einhergeht. Durch die hohen Windgeschwindigkeiten
empfindet man die Temperatur als noch kälter, da die körpernahe
wärmere Luftschicht vom Wind weggeblasen wird. Man nennt dies auch
Windkühle- oder Windchill-Effekt. Besonders schlimm ist das
Kälteempfinden in Minnesota. In Ponsfond wurde eine gefühlte
Temperatur von -54 °C registriert. Der Rekord für Minnesota liegt bei
-57 °C. Ab -45 °C gefühlter Temperatur kühlt die Haut so schnell ab,
dass es schmerzhaft wird. Frostbeulen und Erfrierungen an
ungeschützter Haut drohen bereits nach wenigen Minuten.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass starke Kaltlufteinbrüche in
den USA nach einiger Zeit dann auch in Europa auftreten. Einen
direkten Zusammenhang gibt es zwar nicht, dennoch kann es sein, dass
durch den schwachen Polarwirbel Kaltlufteinbrüche in Europa
wahrscheinlicher sind als sonst und dadurch der Eindruck entsteht, es
gäbe so einen direkten Zusammenhang. Nächste Woche wird es zwar bei
uns erst mal kälter, richtig kalte arktische Kaltluft wird jedoch
nicht zu uns kommen. Gegen Ende der neuen Woche gehen die Prognosen
dann deutlich auseinander. Einige wenige Modelle rechnen dann
tatsächlich mit einem stärkeren Kaltlufteinbruch. Diese sind aber
deutlich in der Unterzahl, sodass eisige Kälte bei uns zunächst erst
mal unwahrscheinlich ist.

Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.01.2019

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