Thema des Tages

01-02-2019 08:20

Murmeltiertag - Groundhog Day

Vermutlich waren es deutsche Auswanderer, die die Tradition der
tierischen Wettervorhersage an Mariä Lichtmess, 02. Februar, mit in
die USA brachten. In alten Bauernregeln lassen sich Hinweise darauf
finden, dass man früher am Schatten von Bär oder Dachs einen
Rückschluss auf das kommende Wetter zog. Im westfälischen Hemschlar
wird im Jahre 1859 ein Herr Kuhn mit folgenden Worten zitiert: "Wenn
der Dachs zu Maria Lichtmeßen, mittags zwischen 11 und 12 seinen
Schatten sieht, so muß er noch vier Wochen in seinem Baue bleiben."

Historiker nehmen an, dass die in Pennsylvania eingewanderten
Deutschen dort keine Dachse vorfanden und daher die weitverbreiteten
Murmeltiere als Wetterpropheten heranzogen. In amerikanischen
Tagebüchern aus dem 18. Jahrhundert lassen sich Hinweise auf den
Murmeltiertag und den Bezug zu "Deutschen" finden. Eine besonders
lange Tradition hat der Murmeltiertag im amerikanischen Punxsutawney
in Pennsylvania. Dort werden seit 1886 Murmeltiere "befragt", was
immer mehr Touristen anzieht. Die Bezeichnung "Groundhog" stammt aus
der deutschen oder holländischen Sprache und heißt so viel wie
Grundsau, was wiederum ein alter Begriff für Murmeltier ist.

Der meteorologische Hintergrund des Murmeltiertages lässt sich
einfach erklären. Sieht das Murmeltier seinen Schatten, scheint die
Sonne. Das heißt, der Himmel ist wolkenlos oder hat zumindest große
Wolkenlücken. Diese Wolkenlücken sorgen nachts durch langwellige
Ausstrahlung der Erde für Abkühlung und aufgrund der Jahreszeit
(Winter) kann von Frost ausgegangen werden. Das Murmeltier muss sich
also noch weitere vier bis sechs Wochen in seinem Bau verkriechen,
bis der Winter, und somit sein Winterschlaf vorbei ist.
Sieht das Murmeltier hingegen keinen Schatten, sind wohl viele Wolken
am Himmel. Diese verhindern die langwellige Ausstrahlung nachts und
die Temperatur geht nicht so stark zurück wie in klaren Nächten. Die
Luft kann sich tagsüber leichter erwärmen, das Murmeltier kann seinen
Winterschlaf früher beenden und muss nicht noch Wochen im Bau
verbringen.

Studien in den USA und Kanada haben ergeben, dass die Vorhersage
durch den Schatten des Murmeltiers in 3 bis 4 von 10 Fällen korrekt
ist. Die Trefferquote liegt also unter 50 % und ist somit deutlich
schlechter als eine mehrtägige wissenschaftliche
Temperaturvorhersage. Nun kann man sich fragen, ob der Murmeltiertag
überhaupt Sinn macht oder ob man vielleicht zu stark in den
Winterschlaf der Tiere eingreift. Zwar kann man für die
Wintervorhersage anhand des Murmeltierschattens meteorologische
Erklärungen finden, jedoch sind viele Faktoren an der Auskühlung und
Erwärmung der Erde beteiligt, sodass für Wissenschaftler wohl immer
ein fader Beigeschmack bleibt.

In Deutschland ist es in der kommenden Woche mäßig kalt mit
Höchstwerten zwischen 0 und 5 Grad. Nachts ist es meist frostig, im
Bergland herrscht Dauerfrost. Dazu kann immer wieder etwas Schnee
fallen, kurzum: Erst mal bleibt es winterlich.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.02.2019

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst