Thema des Tages

06-02-2019 08:50

Mild? Ja, aber frühlingshaft?

Es kam, wie es kommen musste. Zum ersten Mal in diesem Jahr deuten
die Wettermodelle den Vorstoß milder Subtropikluft an, die am
Wochenende verbreitet zu deutlich zweistelligen Höchsttemperaturen
führen wird. Prompt liest und hört man, der Frühling stünde ins Haus.
Für einen "frühlingshaften Tag" gibt es zwar keine meteorologische
Definition, auch ist es natürlich hochgradig subjektiv, ab wann von
frühlingshaftem Wetter gesprochen wird. Aber die meisten unter uns
werden einen Frühlingstag mit viel Sonne, angenehmer Milde oder Wärme
und wenig Wind verbinden. Eben ein Tag, an dem die Winterjacke oder
der Regenmantel daheim gelassen werden kann.

Am heutigen Mittwoch ist der Norden und Nordwesten schon mal aus dem
(Frühlings-) Rennen, denn dort bleibt es überwiegend bedeckt und es
regnet zeitweise. Ansonsten zeigt sich die Sonne abseits der
Nebelfelder zwar längere Zeit, bei schwachem Wind kann sich aber
insbesondere nach Süden und Südosten bodennah kalte Luft halten.
Zweistellige Höchsttemperaturen, die wir an dieser Stelle mal ganz
forsch als notwendiges Kriterium für einen Frühlingstag anführen,
sind in jedem Fall nicht zu erwarten. Auf der Terrasse des Kaffees
ihres Vertrauens wird man - sofern sie schon geöffnet ist - also
trotz Sonnenschein auf eine dickere Jacke oder einen Pulli
zurückgreifen müssen.

Am Donnerstag sind sie da, die zweistelligen Temperaturen. Aber nur
im Westen und dort dann in Verbindung mit vielen Wolken und Regen.
Stark böiger Wind komplettiert den eher schmuddeligen als
frühlingshaften Wettercharakter. Viel Sonne gibt es derweil nur noch
im äußersten Südosten am Vormittag, wo dann aber noch der Frost oder
allenfalls zaghafte Plusgrade herrschen. Zu allem Überfluss kommt am
Nachmittag dann auch dort der Regen auf, der auf gefrorenen Böden zu
gefährlichem Glatteis führen kann. Wieder nix!

Am Freitag und insbesondere am Wochenende kann sich die milde Luft
landesweit durchsetzen. Zweistellige Höchsttemperaturen sind
spätestens am Samstag und Sonntag dann verbreitet drin, entlang des
Rheins sogar 15 oder 16 Grad. Juhu! Aber nein, Petrus kennt keine
Gnade. Bei wechselnder bis starker Bewölkung fällt immer wieder
Regen, mitunter auch mal schauerartig verstärkt und auch der Wind
bleibt spürbar, in Böen teilweise stürmisch, sodass die gefühlte
Temperatur wohl deutlich niedriger anzusiedeln ist. Am Sonntag könnte
nach den jüngsten Berechnungen sogar ein ausgewachsener Sturm oder
gar Orkan ins Haus stehen, was aber noch sehr unsicher ist.

Verpufft die Chance auf erste Frühlingsgefühle also gänzlich?
Möglicherweise nicht! So etwas wie frühlingshaftes Wetter könnte sich
am Wochenende am ehesten in den Regionen südlich der Donau
einstellen. Denn dort setzt sich die Sonne unter schwachem
Hochdruckeinfluss und mit Hilfe des Alpenföhns gegen Wolken und Nebel
längere Zeit durch, es bleibt meist trocken und auch der Wind weht
nicht ganz so stark und böig wie in den anderen Regionen. Da könnte
man sich tatsächlich das erste Weißbier oder Weizen im Biergarten
gönnen, ohne dick "eingepackt" zu sein.

Waschechtes Frühlingswetter bleibt also die Ausnahme, tatsächlich
wird es sogar vielerorts recht unangenehm. Allerdings muss man die
Kirche im Dorf lassen, es ist immerhin erst Anfang Februar und der
Winter hat mutmaßlich noch nicht "fertig".

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.02.2019

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