Thema des Tages

08-02-2019 10:20

Der nordaustralische Monsun: Wetterkapriolen Down Under


Mit dem Wort "Monsun" verbinden viele wohl Indien und die damit
einhergehenden heftigen Regenfälle. Dagegen ist auch rein gar nichts
einzuwenden. Schließlich liegen dort mehrere Orte, die eine
durchschnittliche Jahresniederschlagssume von über 10000 mm vorweisen
können, z.B. Cherrapunji mit knapp 11500 mm. Zum Vergleich: An der
Station München-Flughafen fallen im Mittel rund 800 mm im Jahr, etwa
so viel wie im bundesweiten Durchschnitt.

Der Monsun ist allerdings nicht nur auf Indien und nicht einmal nur
auf die Nordhalbkugel beschränkt, sondern auch südlich des Äquators
anzutreffen, wie z.B. derzeit im Norden Australiens zu beobachten
ist. Was es mit dem australischen Monsun auf sich hat, dazu gleich
mehr, doch zunächst ein paar Niederschlagswerte der vergangenen Tage:
In der letzten Januarwoche fielen in der Nordhälfte Queensland
(Nordost-Australien) verbreitet 100 - 200 mm, an der dortigen
Ostküste kamen stellenweise sogar über 400 mm zusammen. Die erste
Februarwoche legte im nördlichen Queensland noch einmal eine Schippe
drauf und in einem recht großen Gebiet fielen über 400 mm (siehe
Abbildung). Laut australischem Wetterdienst (Bureau of Meteorology)
wurden an einigen Orten vornehmlich an der Küste im Norden
Queenslands über 2000 mm innerhalb der letzten zehn Tage gemessen.
Dass damit natürlich auch entsprechende Überflutungen einhergehen,
muss wohl kaum extra erwähnt werden.

Was steckt denn nun aber eigentlich hinter dem nordaustralischen
Monsun? Im Thema des Tages vom vergangenen Dienstag (05.02.2019,
"Atmosphärische Zirkulation - Stationäre Witterungsregime prägen das
Leben auf der Erde") wurde bereits auf die innertropische
Tiefdruckrinne (ITCZ) und die damit verbundenen Passatwinde
eingegangen. Nochmal ganz kurz: Unter der ITCZ versteht man eine mehr
oder weniger parallel zum Äquator laufende Zone aufsteigender Luft,
die mit dem Zenitstand der Sonne alljährlich zwischen dem nördlichen
und südlichen Wendekreis pendelt. In diese Tiefdruckrinne strömt nun
bodennah aus Norden und Süden Luft, die dabei auf der Nordhalbkugel
nach rechts, also nach Westen (Nordostpassat) und auf der
Südhalbkugel nach links, also ebenfalls nach Westen (Südostpassat)
abgelenkt wird (Stichwort Corioliskraft).

Blicken wir wieder nach Australien. Im Südsommer - also momentan -
verläuft die Tiefdruckrinne etwa über dem Norden des Kontinents, also
südlich des Äquators. Das bedeutet aber, dass auch der
Nordostpassatwind den Äquator überschreiten muss, um zu ihr zu
gelangen, wodurch sein weiterer Weg auf einmal unter einem anderen
Vorzeichen steht- im wahrsten Sinne des Wortes. Die nun greifende
Linksablenkung des Winds führt dazu, dass dieser auf Nordwest dreht.
Daher spricht man auch vom sog. Nordwestmonsun. Auf ihrem Weg über
das sehr warme Meerwasser zwischen Asien und Australien kann die Luft
einiges an Wasserdampf aufnehmen, sie ist also bei Ankunft im Norden
Australiens sehr feucht. Staut sich die Luft nun an den küstennahen
Höhenzügen, können sich langanhaltende und kräftige Stauniederschläge
entwickeln. Außerdem bildet diese, in die Tiefdruckrinne einfließende
feucht-warme Luft den idealen Zündstoff für schwere Gewitter und
Tropenstürme (Stichwort "aufsteigende Luft"), die neben
zerstörerischen Winden ebenfalls mit enormen Niederschlagssummen
aufwarten können (wie derzeit beobachtet).

Im Südherbst, also in unserem Frühling auf der Nordhalbkugel,
verabschiedet sich die ITCZ dann wieder allmählich nach Norden, um
dann gegen Ende des Jahres wieder zurückzukehren.


Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.02.2019

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