Thema des Tages

14-02-2019 10:20

Tagsüber Frühling, nachts Winter

Wer heute früh unterwegs war, konnte auf dem Weg zur Arbeit von
Vogelgezwitscher begleitet werden. Auch die ersten Störche sind aus
dem "Winterurlaub" aus südlichen Gefilden zurückgekehrt. Nicht nur am
Himmel, sondern auch am Boden streckt der Frühling seine Fühler aus:
Krokusse sprießen aus der Erde, Schneeglöckchen blühen. "Not amused"
sind sicherlich Allergiker, denn Hasel- und Erlepollen fliegen umher,
die Pollenkonzentration von der Erle könnte sich am Wochenende sogar
verdoppeln.

Wer die dicke Winterjacke satt ist, wird sich über die Vorhersage der
kommenden Tage sicherlich freuen. Denn am Rande von Hoch DORIT fließt
subtropische Warmluft nach Deutschland, die die Temperaturen in die
Höhe schnellen lässt: Verbreitet werden zweistellige Höchstwerte
erreicht (Ausnahme sind die Küsten und Tallagen Süddeutschlands), an
den Nordrändern der Mittelgebirge kann im Westen Deutschlands sogar
die 15-Grad-Marke geknackt werden. Zusammen mit viel Sonnenschein
fühlt sich das dann schon richtig nach Frühling an: Die Kugel Eis
wird an einem windstillen Ort von dem ein oder anderen sicherlich im
T-Shirt geschleckt werden können.

Doch nach Sonnenuntergang geht es dann sicherlich sehr rasch wieder
rein in die gute Stube, zumindest für diejenigen, die die Winterjacke
tatsächlich in den Schrank verbannt haben. Denn nachdem die Sonne weg
ist, wird es innerhalb kurzer Zeit spürbar kälter, die
Tiefsttemperaturen liegen in den Nächten meist im Frostbereich oder
nur knapp über dem Gefrierpunkt. Auch wenn so mancher Tag in der
hiesigen zweiten Februardekade mit milden Temperaturen vermuten
lässt, dass bereits Frühling ist, ist diese starke nächtliche
Abkühlung ein Indiz dafür, dass eben doch noch "Spätwinter" ist.

Schaut man sich beispielsweise den vorhergesagten Temperaturverlauf
von Wuppertal an (siehe Grafik), dann ist zu erkennen, dass zwischen
Tag und Nacht ein Temperaturunterschied von über 15 Grad zu erwarten
ist.
Der Grund für die starke nächtliche Abkühlung liegt zum einen an der
fehlenden Bewölkung, sodass die Wärmestrahlung der Erdoberfläche
ungehindert aus der Atmosphäre entweichen kann. Zum anderen ist die
Luft der kommenden Tage sehr trocken - und trockene Luft mit weniger
Wasserdampf kann stärker und schneller auskühlen als feuchte Luft.
Denn wenn feuchte Luft abkühlt, wird Kondensationswärme frei (der
enthaltene Wasserdampf kondensiert zu Tröpfchen), die die Abkühlung
"verlangsamt". Gleichzeitig kann trockene Luft tagsüber stärker und
schneller erwärmt werden als feuchte Luft, da beim Verdunsten des
Wassers der Umgebungsluft Energie entzogen wird, was die Erwärmung
wiederum verlangsamt.

Das Zusammenspiel aus wenig Wolken, wenig Wind und trockener Luft
beschert uns in diesen Tagen die großen Temperaturunterschiede
zwischen Tag und Nacht. Da empfiehlt sich das alt bewährte
"Zwiebel-Prinzip", bei dem man im Laufe des Tages mit zunehmender
Temperatur nach und nach eine Kleidungsschicht ablegt, die zu
späterer Stunde wieder übergezogen werden kann.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.02.2019

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