Thema des Tages

21-02-2019 08:20

Biikebrennen

Am heutigen 21. Februar kommt es in Nordfriesland, wie jedes Jahr, zu
einem traditionellen Brauch - dem sogenannten "Biikebrennen". Wie,
noch nie gehört? Da sind Sie sicher nicht allein. Nein, es handelt
sich hierbei nicht um einen Rechtschreibfehler und es werden keine
Fahrräder verbrannt. Das nordfriesische Wort "Biike" bedeutet im
hochdeutschen "Bake", bezeichnet also ein festes Seezeichen zur
räumlichen Orientierung in Gewässern. So findet man Baken sowohl an
der Küste als auch in Binnengewässern zur Navigationshilfe für Boote
und Schiffe. Teilweise stellen Baken aufgrund ihrer individuellen
Gestaltung sogar Wahrzeichen bestimmter Regionen dar - wie
beispielsweise die Mühlenbake von Swinemünde oder die Kugelbake von
Cuxhaven. Im Gegensatz zu Leuchttürmen sind Baken generell
unbefeuert, sieht man einmal vom heutigen Brauchtum in Nordfriesland
ab.

Das traditionelle Volksfest mit Feuerbrauch, dessen Ursprung
vermutlich im Mittelalter liegt, sollte ursprünglich böse Geister
vertreiben und die neue Saat schützen. Auf den Inseln (Halligen)
entwickelte sich aber alsbald eine tiefere Bedeutung. So markierte
der Petritag (Festtag Petri Stuhlfeier in Antiochien am 22. Februar)
den Auftakt der jährlichen Walfangsaison, die seit Martini (11.
November) von der Winterpause unterbrochen war. Mit dem Anzünden der
Baken an den Stränden wurden die Seemänner verabschiedet und das
Licht des Feuers sollte ihnen noch möglichst lange sichereres Geleit
geben.

Entgegen primitiver Leuchtbaken aus früheren Zeiten werden heutzutage
meist alte Weihnachtsbäume und Gestecke zum Verbrennen aufbewahrt
oder die Gelegenheit zum Zurückschneiden von Bäumen und Sträuchern
genutzt. Inzwischen ist das Biikebrennen als immaterielles Kulturerbe
in Deutschland aufgenommen worden und hat sich teilweise bis zur
Ostseeküste ausgebreitet. Es ersetzt in den Gegenden, wo es begangen
wird, teilweise die weiter verbreiteten Osterfeuer. Ähnliche Bräuche
mit entsprechend unterschiedlichen Bezeichnungen gibt es auch in
anderen Gebieten Deutschlands (Hüttenbrennen/Eifel,
Funkenfeuer/Schwaben, etc.).

Treue Anhänger des Brauches finden heute an der Nordsee recht
passable Wetterverhältnisse vor. Bei einem mäßigen Westwind, der das
Funkensprühen lebhaft, aber nicht unberechenbar macht, wird es zwar
bewölkt jedoch meist trocken sein. Die Temperatur liegt stabil bei
rund 6 Grad.

Um den oben schon erwähnten Petritag (22. Februar), den Festtag der
römisch katholischen Kirche, der an die Berufung des Apostels Petrus
zum Lehramt in der Kirche erinnert, ranken sich zahlreiche
Bauernregeln. So stellte der Tag seit jeher ein wichtiges Datum für
landwirtschaftliche Wetterbeobachtungen dar.

Beispiele:

"Gefriert es in der Petersnacht, dann auch noch lange das Eise
kracht."

"Ist es mild und nach Petri offen der Bach, kommt auch kein großes
Eis mehr nach."

"Schließt Petrus die Wärme auf und der Matthias (24. Februar) dann
wieder zu, so friert das Kalb noch in der Kuh."

Daran wird schon ersichtlich, dass sich die Aussagen teilweise
widersprechen. Generell ist der Mehrwert von Bauernregeln, die sich
lediglich auf einen Tag beziehen, nur gering. Für bare Münze
genommen, könnte man bezogen auf das aktuelle Wettergeschehen den
Winter in weiten Teilen des Landes also bereits für beendet erklären.
Doch Vorsicht! Zum Wochenende kündigt sich im Osten und Süden ein
Streifschuss kälterer Luft aus Nordwestrussland an. Bei Aufklaren
"drohen" in diesem Zusammenhang verbreitet mäßige Nachtfröste
zwischen -5 und -10 Grad. Wie war das noch mit Petrus und Matthias?

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.02.2019

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