Thema des Tages

05-03-2019 10:50

Der Wind in verschiedenen Kostümen

Mit den Karnevalisten in den Hochburgen Düsseldorf und Köln hatte der
Wettergott am gestrigen Rosenmontag ein Einsehen, denn dort hatte
sich Sturmtief BENNET gerade noch rechtzeitig vor Beginn der
Straßenumzüge verabschiedet. Somit konnten diese dort stattfinden,
wenn auch mit der ein oder anderen sicherheitsrelevanten
Einschränkung. Andere Orte hatten dagegen nicht so viel Glück und
mussten ihre geplanten Karnevalszüge absagen. Beim Blick auf die
Schadensmeldungen war dies aber sicherlich das kleinere Übel.
Verbreitet kam es in Deutschland zu Sturm- und schweren Sturmböen mit
Geschwindigkeiten zwischen 75 und 100 km/h, vor allem in der Nähe von
starken Schauern und Gewittern fegte der Wind vereinzelt auch mal mit
knapp über 100 km/h, wie z.B. im hessischen Gießen (110 km/h). Auf
den Gipfeln der süddeutschen Gebirge sowie auf dem Brocken gab es
Orkanböen, was dort nicht wirklich außergewöhnlich war. Spitzenreiter
mit 144 km/h war der Feldberg im Schwarzwald.

Leider blieb es nicht nur bei materiellen Schäden. Medienberichten
zufolge sorgte BENNET auch für einige Verletzte und forderte sogar
mindestens ein Todesopfer.

Zahlreiche Verletzte und Tote gab es hingegen im Südosten der USA am
vergangenen Sonntagabend (Ortszeit). Auch hierfür zeigte sich der
Wind verantwortlich, allerdings nicht im Kleid eines großflächigen
Sturmfelds, sondern in rotierender Form. Gleich mehrere Tornados
suchten den Südosten der USA mit Windgeschwindigkeiten von zum Teil
über 200 km/h heim. Betroffen waren hauptsächlich der Südosten
Alabamas, Georgia sowie der Nordwesten Floridas. Besonders schwer
erwischt hatte es den Ort Beauregard in Lee County, Alabama, wo ein
Tornado eine Schneise der Verwüstung hinterließ.

In der beigefügten oberen Grafik des nationalen Wetterdienstes der
USA (NOAA) sind alle der NOAA zugemeldeten Tornadosichtungen des
vergangenen Sonntags als rote Punkte eingetragen. Die tatsächliche
Anzahl an Tornados dürfte aufgrund von Mehrfachbeobachtungen ein und
desselben Wirbelsturms allerdings deutlich geringer ausfallen.
Berichten zufolge soll es sich um etwa ein Dutzend gehandelt haben.

Tornados zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr sind in den USA keine
Seltenheit. Die dortige Tornadosaison zieht sich im Mittel von Anfang
März bis Ende Juni / Anfang Juli. Die Anzahl der am vergangenen
Sonntag aufgetretenen Wirbelstürme liegt aber dennoch deutlich über
dem langjährigen Märzmittel (1989-2013). Demnach treten nach Angaben
der NOAA im Südosten der USA im März durchschnittlich nur fünf bis
sechs Stück auf (siehe untere beigefügte Grafik).

In den kommenden Tagen sind Tornados in den USA erst einmal kein
Thema mehr. Auch in Deutschland zeigt sich die Windsituation am
heutigen Faschingsdienstag deutlich entspannter als am gestrigen
Rosenmontag, wenngleich es weiterhin sehr windig bis stürmisch
bleibt. Es empfiehlt sich beim Gang nach draußen also auch zum
Faschingsausklang, etwaige Karnevalshüte gut festzuhalten.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.03.2019

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