Thema des Tages

07-03-2019 09:20

Im Bann der Wolke

Strahlend blauer Himmel und kein Wölkchen weit und breit... Ist mal
ganz nett, aber ganz ehrlich: Auf Dauer doch etwas langweilig, oder?!
Viel zu eindrucksvoll und imposant sind doch die diversen
Wolkenformen, die ab und an beim "Blick nach oben" zu sehen sind: Die
berühmten (Cumulus-) Haufenwolken, großflächige (stratiforme)
Wolkenschichten, aus Eiskristallen bestehende Cirren, die wie Federn
über den Himmel ziehen und so weiter und so fort.

Wer in den Bergen unterwegs ist, kann mit etwas Glück noch viele
weitere, sogenannte "orographische Wolken" beobachten. Eine ganz und
gar außergewöhnliche Art ist dabei die "Bannerwolke". Sie bildet sich
nur an Gebirgsgraten oder steilen Berggipfeln, wie es z.B. die
Zugspitze oder das Matterhorn aufweist.
Schon beim Anblick einer solchen Bannerwolke schlägt das
Meteorologenherz oder das jeden Naturliebhabers angesichts der
imposanten Form höher: Während die windzugewandte Seite des Berges
(Luv) wolkenfrei ist, scheint an der windabgewandten Seite (also im
Lee) des Gebirges eine Wolke befestigt zu sein und sich wie eine
Fahne oder ein Banner zu bewegen (siehe Foto).

Der ausschlaggebende Mechanismus zur Entstehung einer Bannerwolke ist
noch nicht vollständig geklärt. Derzeit wird angenommen, dass sich
beim Überströmen des Gebirges Wirbel ausbilden - ähnlich wie
Wasserstrudel, die hinter einem im Fluss befindlichen Hindernis
entstehen. Diese Wirbel heben die Luftmassen hoch, wodurch sich die
Bannerwolke bilden kann.

Im Rahmen einer Doktorarbeit an der Universität Mainz wurde
herausgefunden, dass die Bannerwolken an der Zugspitze im Schnitt
zwischen zwei und zehn Mal im Monat auftreten, am ehesten in den
Sommermonaten am späten Nachmittag. Sie bevorzugen eine Windrichtung
aus Südost, während die Windstärke eher unerheblich ist. Im Vergleich
zu anderen Wolken bleiben Bannerwolken recht lange Zeit (bis zu 40
Minuten) bestehen.

Aber Obacht: In Gegenwart einer Bannerwolke besteht durchaus die
Gefahr, in ihren Bann gezogen zu werden und den Blick gen oben -
anstatt auf den Wanderweg - zu richten!

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.03.2019

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