Thema des Tages

12-03-2019 09:50

Frühlingserwachen


Die beherrschenden Wetterthemen der vergangenen und wohl auch der
kommenden Tage sind Sturm und Regen, hin und wieder auch winterliche
Aspekte wie Frost, Schnee und Glätte. Zur Abwechslung soll es genau
darum heute aber mal nicht gehen?

Während wir uns meteorologisch bereits seit dem 1. März im Frühling
befinden und der kalendarische Frühlingsanfang (20. März) auch nicht
mehr sehr lang auf sich warten lässt, gibt es noch eine weitere
Jahreszeiteneinteilung, nämlich die phänologischen Jahreszeiten. In
der Phänologie werden die Jahreszeiten mit Hilfe der Wachstumsphasen
ausgewählter Pflanzenarten bestimmt. Im Gegensatz zur kalendarischen
Definition, bei der der Sonnenstand den Beginn der einzelnen
Jahreszeiten bestimmt und damit wenig Variabilität aufweist, hängen
die phänologischen Jahreszeiten vom Blühbeginn, dem Beginn der
Blattentfaltung, dem Reifegrad der Früchte und schließlich im Herbst
von der Laubverfärbung und dem Laubfall ab. Mit Hilfe dieser
sogenannten Leitphasen unterschiedlicher Pflanzenarten werden sowohl
dem Frühling als auch dem Sommer und Herbst jeweils in 3 Phasen
zugeordnet. Der Frühling wird dementsprechend in Vor-, Erst- und
Vollfrühling eingeteilt. Um feststellen zu können, wann und wo die
entsprechenden Wachstumsphasen auftreten, gibt es ein
deutschlandweites Netzwerk meist ehrenamtlicher Beobachter.

Der Vorfrühling beginnt, wenn die Schneeglöckchen und Haselsträucher
blühen und kann je nach Witterung und natürlich auch Höhenlage
zeitlich sehr stark zwischen Mitte Dezember und März variieren. Die
ersten Meldungen zur Haselblüte gingen z.B. im vergangenen Jahr
bereits Mitte Dezember ein, die ersten Schneeglöckchenblüten wurden
um den Jahreswechsel 2018/2019 gemeldet. Mittlerweile hat der
Vorfrühling auch in höheren Berglagen Einzug gehalten, andernorts
sind viele Schneeglöckchen bereits verblüht. Entsprechende Grafiken
zur aktuellen Pflanzenentwicklung können auf der Homepage des
Deutschen Wetterdienstes im Bereich Fachnutzer und Freizeitgärtner
(Link: https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/freizeitgaertner/2_pflanzenentwicklu
ng/_node.html) abgerufen werden. Seit Ende Februar liegen nun die
ersten Meldungen vor, die den Beginn des Erstfrühlings markieren. Der
Erstfrühling wird anhand der Blüte von Forsythiensträuchern oder an
der Blattentfaltung der Stachelbeere festgelegt. Im Erstfrühling
folgen dann weitere Obstgehölze mit der Blüte (Stachel- und
Johannisbeere, Pflaume, Birne und Kirsche) und bei den meisten
heimischen Laubgehölzen zeigen sich die Blätter. Von Vollfrühling
spricht man, wenn die Apfelbäume blühen und die Stieleiche ihre
Blätter entfaltet. Das ist dann die Zeit, in der augenscheinlich
alles grünt und blüht - es blühen dann nicht nur die Apfelbäume,
sondern auch viele Wildpflanzen und Ziersträucher wie auch der
Flieder.

Zum Abschluss ein Frühlingsgedicht-Klassiker von Eduard Mörike (dt.
Lyriker, 1804 - 1875):

Er ist's

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
- Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab' ich vernommen!


Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.03.2019

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