Thema des Tages

13-03-2019 11:20

"FRANZ" - das nächste Sturmtief

Seine Geburtsstunde erlebte Tief "FRANZ" vor der Küste Neufundlands
in der Labradorsee. Dort strömen zurzeit sehr gegensätzlich
temperierte Luftmassen (Tropikluft trifft auf Polarluft) über dem
Nordatlantik zusammen und bilden einen Bereich, der auch als
planetarische Frontalzone bekannt ist. Wird der Grenzbereich der
beiden Luftmassen nun gestört, entsteht ein neues Tief, wie zum
Beispiel FRANZ am vergangenen Sonntag.

Eingebettet in die vorherrschende stramme westliche Höhenströmung
wurde FRANZ bis Montagabend unter weiterer Intensivierung vor die
Küste Islands befördert. Bereits dort sorgte er bei einem Kerndruck
von rund 955 Hektopascal (kurz: hPa) für Böen bis in den
Orkanbereich. Die Wetterstation auf den vorgelagerten
Westmännerinseln (isländisch Vestmannaeyjar) verzeichnete Böen von
137 km/h, laut dem isländischen Wetterdienst wurden an der Station
Önundarhorn an der Südküste sogar Windgeschwindigkeiten von 169 km/h
registriert.

Bis zum gestrigen Dienstagabend erreichte FRANZ die schottische
Küste. Zwar hatte sich das Tief bis dahin etwas abgeschwächt
(Kerndruck von etwa 965 hPa), dennoch bekamen auch die Britischen
Inseln seine Kraft zu spüren. Bis in die heutigen Frühstunden traten
dort bei Schauern und Gewittern schwere Sturmböen, teils auch
orkanartige Böen auf. Die Station auf dem Great Dun Fell, einem Berg
im Norden von England, registrierte in einer Höhe von 847 Metern
sogar Windgeschwindigkeiten von 178 km/h.

Der Einfluss von FRANZ weitete sich am gestrigen Dienstag sowie in
der vergangenen Nacht auch auf Deutschland aus, wenngleich seine
Auswirkungen bei Weitem nicht so stark ausfallen, wie die von DRAGI
und EBERHARD am vergangenen Wochenende. Die von FRANZ ausgehende
Warmfront sorgte am Dienstag tagsüber besonders in der Nordhälfte für
Regen, zudem frischte rückseitig der Wind stark bis stürmisch auf.
Die am Abend von Westen her nachfolgende Kaltfront brachte dabei
nicht nur kühlere Meeresluft mit sich, auch Sturmböen wurden durch
kräftige vertikale Umlagerungen im Bereich der Front zum Boden
gemischt. Im Westen und Nordwesten waren sogar einzelne schwere
Sturmböen mit von der Partie, die beispielsweise an der Station in
Tholey im Saarland mit 90 km/h gemessen wurden.

Mittlerweile hat die Luftmassengrenze Deutschland nach Polen
verlassen. FRANZ weist inzwischen sogar zwei Tiefdruckkerne auf.
Einer davon lässt sich vor der norwegischen Küste wiederfinden, der
andere Kern liegt bereits über der südlichen Nordsee und verlagert
sich bis zum Abend über den Norden Dänemarks hinweg in den Kattegat.
Allerdings "füllt" sich das Tief immer weiter auf, sodass sein
Kerndruck stetig von 975 hPa am Mittwochvormittag bis etwa 985 hPa am
Abend ansteigt. Somit ist auch das Sturmfeld von FRANZ, das im
Tagesverlauf auf Deutschland übergreift, nicht mehr so stark
ausgeprägt, wie über Island und den Britischen Inseln. Dennoch muss
verbreitet mit stürmischen Böen oder Sturmböen gerechnet werden. In
kräftigen Schauern oder Gewittern sind neben Graupelkörnern auch
einzelne schwere Sturmböen zu erwarten. Einzig am Brockengipfel
könnten Orkanböen auftreten.

Und wie geht es weiter?
Nun, FRANZ wird nicht das letzte Tief in dieser Woche sein, das
Deutschland stürmisches Wetter beschert. Über dem Nordostatlantik
bringen sich bereits weitere Tiefdruckgebiete in Stellung, um Kurs
auf Europa zu nehmen, wobei die zugehörigen Sturmfelder auf deren
Südflanke erneut auf Deutschland übergreifen werden. Das erste mit
dem Namen "GEBHARD" folgt schon am morgigen Donnerstag mit starken
bis stürmischen Böen. Besonders im Westen und Süden sind auch
Sturmböen wahrscheinlich, in Gipfellagen treten orkanartige Böen auf.
Darüber hinaus dürfte in den darauffolgenden Tagen nach
vorübergehenden windschwachen Phasen der Wind wiederholt stark bis
stürmisch auffrischen, sodass der typische, wechselhafte
Aprilwettercharakter weiterhin anhält.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.03.2019

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