Thema des Tages

18-05-2019 13:20

Tief Mitteleuropa bringt unbeständige Witterungsperiode


Tiefdruckeinfluss ist Trumpf! Kein Frühlingshoch in Sicht. Dafür
wiederholt kräftige Schauer und Gewitter, die regional viel Regen
abladen. An den Alpen setzt zudem Tauwetter ein. Überschwemmungen
könnten die Folge sein.

Der hohe Luftdruck um Hoch "Neyvi" über Skandinavien erstreckt sich
weiter von Grönland bis ins westliche Russland und macht nur wenige
Anstalten nach Mitteleuropa vorzudringen. Auch das Azorenhoch hat es
sich über dem Atlantik häuslich eingerichtet und versorgt dort den
Namen gebenden Inseln mit viel Sonnenschein. Dazwischen, von
Neufundland bis in den östlichen Mittelmeerraum, tummeln sich
zahlreiche Tiefdruckgebiete. Über Mitteleuropa ist Tief "Axel"
wetterbestimmend. Da ist sie wieder die schon aus den letzten Jahren
bekannte Wetterlage "Tief Mitteleuropa"!

Laut Definition dieser Wetterlage liegt am Boden und vor allem in der
Höhe ein abgeschlossener Tiefdruckkern über Mitteleuropa vor, der
weitgehend von hohem Luftdruck umgeben ist. Diese Großwetterlage
basiert dabei häufig auf weit nach Süden vordringende hochreichende
Tiefdruckgebiete über West- oder Mitteleuropa, die sich schließlich
von der Höhenströmung abkoppeln. Die atlantische Frontalzone spaltet
sich daher häufig bereits über dem Westatlantik in einen über
Grönland nach Nordosten und einen schwächeren, über dem
Mittelatlantik und die Iberische Halbinsel zum Mittelmeer gerichteten
Zweig auf. Über Mitteleuropa selbst herrscht eine zyklonale (gegen
den Uhrzeigersinn) Strömung. Die Witterung im Frühjahr und Sommer ist
bei dieser Luftdruckverteilung meist von überdurchschnittlichen
Niederschlägen und zu kühlen Temperaturen geprägt. Die maximale
Auftrittshäufigkeit dieser Wetterlage ist in den Frühjahrmonaten zu
verzeichnen. In den letzten Jahren waren vor allem der April und der
Mai, teilweise aber auch noch der Juni betroffen.

Die schwachen Luftdruckgegensätze über Mitteleuropa gepaart mit
feuchter und warmer Luft und den entsprechenden dynamischen
Hebungsprozessen (Aufsteigen der Luft) führt schließlich zu einer
teils explosiven Mischung. Kräftige Regenfälle oder Gewitter, die
sich zu einem größeren Niederschlagsgebiet verclustern und sich kaum
von der Stelle bewegen, sorgen regional für enorme
Niederschlagsmengen. Eine ähnliche Luftdruckverteilung führte
beispielsweise Ende Mai 2016 für heftige Überschwemmungen. In
Erinnerung bleiben die unwetterartigen gewittrigen Regenfälle rund um
Braunsbach am 28. Mai 2016.

Bis einschließlich Dienstag soll sich die Großwetterlage nur wenig
verändern und Tief "Axel" über Mitteleuropa wirbeln. Im direkten
Umfeld von "Axel" sind auch dieses Mal von Samstag bis Dienstag die
kräftigsten Regenfälle oder Gewitter zu erwarten. Am Sonntag kann es
im Südwesten ordentlich schütten und lokal Überschwemmungen geben. In
der Nacht zum Montag und am Montag selber ist bevorzugt der Süden
durch teils unwetterartigen Starkregen gefährdet, innerhalb von 12
Stunden können dort 15 bis 30, örtlich auch bis 50 Liter pro
Quadratmeter fallen. In der Nacht zum Dienstag und Dienstag betreffen
die stärksten Regenfälle den Südosten, insbesondere der Alpenrand,
sowie den zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum.

Erst ab Mittwoch kündigt sich vorübergehend etwas Wetterberuhigung
an, bevor zum Wochenende von Westen neue teils kräftige Regenfälle zu
erwarten sind. Allerdings steigen die Temperaturen im Vergleich zur
ersten Monatshälfte spürbar an, sodass die Luft den Menschen schon
wieder leicht schwül vorkommt.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.05.2019

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