Thema des Tages

24-05-2019 07:50

Wie Wetter Paten schafft: Die Wetterpatenschaft


Hoch- und Tiefdruckgebiete ohne Name? Heutzutage undenkbar. Ein Blick
zurück auf die Entwicklung dieser Erfolgsgeschichte und ein Vorschlag
zur eigenen aktiven Beteiligung am Wettergeschehen.


Der Nachwuchs ist unterwegs, aber noch kein passender Name gefunden?
Oder der weibliche Vorname mit sieben Buchstaben,"O" am Anfang und
"A" am Ende will einem beim Kreuzworträtsel einfach nicht einfallen?
Dann könnte vielleicht ein Blick auf die Wetterkarte die zündende
Idee liefern. Denn die Kombination aus Druckgebilde und Vorname ist
aus diesen nicht mehr wegzudenken.

Vorreiter diesbezüglich waren die USA. Der US-Wetterdienst begann im
2.Weltkrieg damit, Taifune, also tropische Wirbelstürme über dem
Pazifik, mit Vornamen zu versehen. Der Grund hierfür war recht
simpel: Man konnte dadurch deutlich leichter den Überblick über das
aktuelle Wettergeschehen behalten. Dies machte sich vor allem dann
bezahlt, wenn nicht nur ein, sondern gleich mehrere Taifune unterwegs
waren. Diese Vorgehensweise war so erfolgreich, dass man sich
entschied, in Zukunft auch Hurrikane (tropische Wirbelstürme über dem
Atlantik) zu benennen.

In Deutschland vergingen noch einige Jahre, ehe man auch hier "das
Kind beim Namen nannte". 1954 schlug die damalige Studentin des
Instituts für Meteorologie der FU Berlin, Karla Wege, vor, den
Druckgebilden, die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen, jeweils
einen Vornamen zu geben. Seitdem vergibt das meteorologische Institut
der FU Berlin diese Vornamen und zwar in alphabetischer Reihenfolge,
d.h. man beginnt bei "A", endet bei "Z" und startet danach wieder
einen neuen Durchgang.

Nach jahrzehntelanger medialer Unbedeutendheit stieg der
Bekanntheitsgrad dieser Praktik erst Ende Februar 1990 rasant an, als
mit VIVIAN und WIEBKE gleich zwei Orkantiefs kurz hintereinander in
Deutschland und Umgebung wüteten. Seither sind Vornamen für Hochs und
Tiefs in der Medienwelt kaum noch wegzudenken. In den 90ern wurde
dann aber auch rasch Kritik an der Namensvergabe laut, denn bis dato
war es üblich, Tiefdruckgebieten stets weibliche und
Hochdruckgebieten männliche Vornamen zu verpassen. Die damit
einhergehenden Diskussionen führten schließlich dazu, dass es seit
1998 auf den Wetterkarten fair zugeht: In geraden Jahren besitzen die
Tiefs weibliche und die Hochs männliche Vornamen. In ungeraden Jahren
(wie in diesem) ist es genau umgekehrt.

Im November 2002 entstand dann die Aktion "Wetterpate". Dabei werden
die alphabetischen Namenslisten nicht mehr allein vom
meteorologischen Institut der FU Berlin, sondern mit Unterstützung
der Bevölkerung erstellt. Das bedeutet, dass Sie seitdem die
Möglichkeit haben, Wetterpate zu werden und ein Druckgebilde selbst
zu benennen. Sie können somit also aktiv in das Wettergeschehen
"eingreifen"...zumindest auf der Wetterkarte.

Allerdings möchte so eine "Taufe" natürlich auch bezahlt sein. Sie
kostet für ein Tief im Normalfall 199 und für ein Hoch 299 Euro
(zzgl. MwSt.). Manchmal werden Druckgebilde aber auch von der FU
Berlin auf eBay zur Versteigerung angeboten. Wie sie sehen, hat ein
Hoch nicht nur einen höheren Luftdruck, sondern auch einen höheren
Preis als ein Tief. Der Grund hierfür liegt darin, dass
Hochdruckgebiete im Allgemeinen beständiger und somit auch länger auf
der Wetterkarte zu sehen sind als Gebiete tiefen Drucks. Im Schnitt
werden pro Jahr etwa 50-60 Hochs und ca. 150 Tiefs "getauft".

Das Geld kommt der studentischen Wetterbeobachtung an der
Wetterstation Berlin-Dahlem zu Gute, die seit März 2002 für die
ununterbrochene Fortführung der über hundertjährigen
Beobachtungsreihe sorgt.

Zum Abschluss für unsere "Kreuzworträtsler" hier noch ein Vorschlag
für den weiblichen Vornamen mit sieben Buchstaben: "Ophelia". So
heißt nämlich das am heutigen Freitag für uns in Deutschland noch
wetterbestimmende Hoch.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.05.2019

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