Thema des Tages

05-06-2019 07:20

Über die Herausforderungen der Greenkeeper

Eine Symbiose aus Fußball, Rasen und Wetter stellt das heutige Thema
des Tages her.

Nach dem Triumph des Jürgen Klopp mit "seinem" FC Liverpool im
Champions League Finale von Madrid gegen den Widersacher aus der
Premier League - die Tottenham Hotspurs - bricht nun für viele
Fußballfans die lange Zeit des Fastens an. Nun ja, nicht ganz! So
wird aktuell in Portugal die Endrunde der Nations League (ohne
deutsche Beteiligung *räusper*) ausgespielt. Dafür ist die Deutsche
Auswahl noch in zwei EM-Qualifikationspartien (wer braucht die nach
Saisonende eigentlich noch?) gegen Weißrussland und Estland
gefordert. Nicht zu vergessen natürlich unsere
Frauennationalmannschaft, die bei der am kommenden Freitag
beginnenden Weltmeisterschaft in Frankreich versuchen wird, den Titel
zum insgesamt 3. Mal nach 2003 und 2007 zu holen. Auch unser
"Fußball-Nachwuchs" ist noch aktiv. In der zweiten Junihälfte findet
in Italien und San Marino die U- 21 Europameisterschaft (Jahrgang
1996 und jünger) statt. Von den innerkontinentalen Turnieren wie dem
Afrika Cup, Gold Cup (USA) und der Südamerikameisterschaft ganz zu
Schweigen... Selbst dem größten Fußballenthusiasten geht es da "ruck
zuck" wie der Luft im Nebel - ziemlich übersättigt. Nicht umsonst ist
in der Allgemeinheit die Diskussion darum entbrannt, ob der Fan nicht
vor lauter Fußball eher gelangweilt und nicht bereit ist, sein
sauer-verdientes Geld in hunderte von Abos zu investieren.
Entschuldigung, aber es muss doch in der heutigen Zeit möglich sein,
EIN Abo für ALLE Spiele des jeweiligen Lieblingsvereins abschließen
zu können! Doch das ist ein anderes Thema...

Kommen wir doch lieber zum Spieluntergrund des Fußballs und spannen
dadurch den Bogen zum Wetter. Nicht nur der Fan benötigt Pausen, um
die Vorfreude auf den Beginn der neuen Saison wieder zu steigern,
nein - auch das Geläuf. Doch gerade dabei wird in den heutigen
Multifunktionsarenen der Bundesligisten kaum Rücksicht genommen,
müssen die "Hightech-Paläste" doch durch diverse Veranstaltungen und
Konzerte rentabel bleiben. Wohin der von der deutschen
Rasengesellschaft verliehene Preis "Pitch of the Year" nach Dortmund
2017 und Leverkusen 2018 in der abgelaufenen Saison geht, stand bei
Veröffentlichung des Artikels noch nicht fest. Fakt ist, dass die
Expertise der Greenkeeper immer ausgefeilter wird und dabei das
Wetter natürlich eine entscheidende Rolle spielt.

Gerade das vergangene trockene Jahr hat vielen Plätzen - insbesondere
natürlich im Amateurbereich - ordentlich zugesetzt. In Wien
berichteten die Verantwortlichen von Wurzelfäule - hervorgerufen
durch den rapiden Übergang von Winter zum Sommer (Kälteeinbruch im
April, heiße Tage über 30 Grad im Mai 2018) und dem Gray Leaf Spot.
Hiermit wird eine gefürchtete Art des Pilzbefalls bezeichnet. In
aller Regel kann dies durch ausreichend Sonne, Wind und Regen
verhindert oder das Risiko dafür zumindest minimiert werden. Doch wie
schafft man derartige Wohlfühlverhältnisse in den rundum
geschlossenen und größtenteils überdachten Arenen und liefert sowohl
einen feuchten und weichen, aber auch robusten Untergrund? Ein
Schlüssel dafür ist die Sortenmischung (regional abhängig) und ein
Hybridrasen - eine Mischung aus Kunst- und Naturrasen. Zur besseren
Beleuchtung werden sogenannte Natriumhochdruckdampf-Lampen oder
Neonröhren eingesetzt. Da diese allerdings nicht viel Energie
verbrauchen, indem gleichzeitig Wärme abgestrahlt wird (was an kalten
Tagen durchaus förderlich sein kann), geht der Trend in der jüngeren
Vergangenheit eher zu LED-Schienensystemen, die über das Spielfeld
fahren. Ventilatoren sorgen für die notwendige Kühlung. Den täglichen
Wasserbedarf, der im Sommer im Mittel bei rund 4 Litern pro
Quadratmetern liegt, stellen hochmoderne Bewässerungsanlagen sicher.
Sollte ein Rasen dennoch "kaputt" gehen und ausgetauscht werden
müssen, werden dafür heutzutage knapp 150 000 Euro fällig.

Sie sehen schon, es ist wahrlich eine Wissenschaft für sich. Die
hohen Anforderungen und der enorme Druck rechtfertigen offensichtlich
die Mittel. Nur, mit "Natur pur" haben die Fußballplätze in den
Arenen wie auch die Golfplätze nur noch wenig zu tun.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.06.2019

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