Thema des Tages

11-06-2019 09:50

Hagelunwetter in München und weitere schwere Gewitter an
Pfingstmontag


Am gestrigen Pfingstmontag ging es mancherorts mit sintflutartigem
Starkregen, golfballgroßen Hagelkörnern und Orkanböen heftig zur
Sache. Eine Nachlese.


Es ist Pfingstmontag, 10.06.2019 gegen 15:30 Uhr. Im schönen Allgäu,
nahe Kempten, türmen sich hochreichende Cumulonimbus
(Gewitter)-Wolken am Himmel auf, es blitzt, donnert und schüttet wie
aus Kübeln (die DWD-Messstation in Kaufbeuren meldete z.B. 24 l/qm
und in Utting am Ammersee 27 l/qm in einer Stunde).

Die Gewitterzelle (von Meteorologen aufgrund ihres Entstehungsortes
auch als "nördliche Lechtalerin" bezeichnet) scheint den Münchner
Feiertagstouristen zeigen zu wollen, dass die bayerische Hauptstadt
nicht nur kulturell, sondern auch wettertechnisch ordentlich was zu
bieten hat und intensiviert sich somit auf ihrer
östlich/nordöstlichen Zugbahn.

Am frühen Abend traf diese Superzelle (eine langlebige, große
Gewitterzelle mit rotierendem Aufwindbereich) dann also mit voller
Wucht München, wo Hagelkörner von 4-5 cm, so groß wie Golfbälle vom
Himmel fielen, und Autos sowie Häuserfassaden demolierten. Doch auch
Starkregen (10 l/qm in nur 9 Minuten) sorgte für überflutete Straßen
und Orkanböen taten ihr Übriges (München Flughafen 120 km/h).
Anschließend schien sie sich ihres Weges nicht mehr ganz so sicher zu
sein und teilte sich kurzerhand auf: Ein Teil zog gen Österreich, ein
anderer Richtung Tschechien.

Doch das sollte es noch nicht gewesen sein: In den Abendstunden
entwickelten sich über Oberfranken, Ostthüringen und dem
Westerzgebirge neue kräftige Gewitterzellen, die sich im weiteren
Verlauf vereinigten (was man im Fachjargon auch als "verclustern"
bezeichnet) und über Teile Ostdeutschlands nordwärts zogen. Besonders
im Erzgebirge regnete es dabei sintflutartig, innerhalb einer Stunde
fielen z.B. in Carlsfeld 31 l/qm, in Zinnwald-Georgenfeld 36 l/qm, in
Neuhausen 40 l/qm und in Marienberg sogar 42 l/qm.
Aber auch die "Städter" bekamen den enormen Flüssigwassergehalt der
feuchtwarmen Subtropikluft zu spüren, als in Dresden z.B. 33 l/qm
herunterkamen. Auch dort sorgte großer Hagel für enorme Schäden.

In den restlichen Landesteilen konnten die Gewitter meist mit
"markant" statt mit "Unwetter" von unseren Meteorologen abgewarnt
werden, mit einer Ausnahme: Im Nordwesten Deutschlands entwickelte
sich eine Gewitterzelle, die sich an ihrem Ort ziemlich wohl zu
fühlen schien und dort für einige Zeit verharrte. Und so fielen
schneller als man gucken konnte sage und schreibe 50 l/qm innerhalb
von 30 Minuten in Hude bei Oldenburg, der Stundenwert lag dann bei 63
l/qm (so viel wie sonst etwa im gesamten Monat Mai dort fällt).

Auch heute und morgen ist lokal mit weiteren heftigen Gewittern zu
rechnen, bevor am Donnerstag und Freitag die Unwettergefahr abnimmt.


Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.06.2019

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