Thema des Tages

05-07-2019 07:20

Waldbrandgefahrenindex

In den letzten Tagen und Wochen war es gebietsweise sehr trocken und
nun häufen sich die Meldungen über Waldbrände. Der Deutsche
Wetterdienst unterstützt die örtlichen Behörden bei der Einschätzung
der Gefahr.

Im Jahr 2018 brannten in Deutschland etwa 1700 ha Wald und damit
deutlich mehr Fläche, als in 2016 und 2017 zusammen. Grund dafür ist
die langanhaltende Trockenheit. Der wohl bekannteste und größte
Waldbrand ist aktuell bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern, wo etwa
600 ha in Flammen stehen. Auch bei uns im Büro sind in den letzten
Tagen vermehrt Anfragen zu Waldbränden eingegangen. Meist meldet sich
die Einsatzleitzentrale mit den Koordinaten eines Brandherdes und
möchte wissen, wohin die Rauchwolke ziehen wird. Der Deutsche
Wetterdienst führt dann sogenannte Ausbreitungsrechnungen durch,
mithilfe derer die Feuerwehren und örtlichen Behörden die Gefahren
für die Bevölkerung abschätzen können. Oft werden die umliegenden
Bewohner, aufgrund der Ergebnisse der Berechnung, gebeten die Fenster
zu schließen oder geschlossen zu halten.

Meist entstehen die Waldbrände durch Unachtsamkeit der "Benutzer".
Ein weggeworfener Zigarettenstummel, eine achtlos entsorgte Flasche
oder auch der Grill, der nur dürftig gelöscht wurde, sind die
häufigsten Brandursachen. Schnell breiten sich die Flammen vom
flachen dürren Gras auf die Sträucher und schließlich Bäume aus. Ist
es dann noch windig, wird die Glut ordentlich angefacht und das Feuer
kann sich sprichwörtlich in Windeseile ausdehnen.

Der Deutsche Wetterdienst warnt nicht vor Waldbrand. Die Einstufung
der Waldbrandgefahr obliegt den örtlichen Behörden. Der DWD gibt aber
einen Waldbrandgefahrenindex (WBI) heraus, der die Verantwortlichen
bei der Einschätzung unterstützen soll. Dieser WBI errechnet sich aus
der Lufttemperatur und -feuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und
Niederschlagsmenge. Der Anfangszustand wird in ein Berechnungsmodell
eingegeben, welches dann aufgrund der Modellvorhersage die Gefahr für
Waldbrand anhand meteorologischer Gegebenheiten bewertet. Das
Ergebnis ist ein Index, der die Stufen 1 bis 5 enthält. Dabei steht
Stufe 1 für eine sehr geringe Gefahr und Stufe 5 für eine sehr hohe
Gefahr.

Der Index wird einmal täglich aktualisiert zur Verfügung gestellt und
dient den örtlichen Forstbehörden zur Abschätzung und schließlich
Einstufung der Waldbrandgefahr. Da die meteorologischen Parameter im
Normalfall einem Tagesgang unterliegen, schwankt auch der
ursprüngliche Output des Waldbrandgefahrenindexes. Um das Ergebnis
eindeutig zu gestalten und den Index für alle nutzbar zu machen, wird
der Maximalwert, der für gewöhnlich am Nachmittag auftritt,
ausgegeben.

Neben dem Waldbrandgefahrenindex, der die Feuergefährdung in
bewaldetem Gelände abbildet, gibt der Deutsche Wetterdienst auch
einen Graslandfeuerindex (GLFI) heraus, der die Gefahr in offenem
Gelände darstellt. Auch dieser hat eine Skala von 1 bis 5. Bei der
Berechnung des GLFI wird sowohl der morgendliche Tau als auch die
Interzeption berücksichtigt. Unter Interzeption versteht man den
Anteil des Niederschlags, der von den Blättern einer Pflanze
zurückgehalten wird, dort verdunstet und somit nicht für den
Wasserhaushalt zur Verfügung steht.

Heute und auch am Wochenende fällt vor allem in den nördlichen
Regionen Deutschlands etwas Regen. Das trägt zur Abschwächung des WBI
und GLFI in diesen Regionen bei. Ab Samstagnachmittag sind dann auch
im Süden Schauer und Gewitter zu erwarten, die die Trockenheit
wenigstens ein bisschen mildern. Über der Mitte kann in der Nacht zum
Sonntag ebenfalls etwas Regen fallen, die große Entlastung in Sachen
Trockenheit und somit Waldbrandgefahr bringt dieser aber
voraussichtlich nicht. Wenn Sie also in den kommenden Tagen durch den
Park, den Wald oder über die Felder spazieren, halten Sie Ihre Augen
offen und beachten Sie die Verhaltenshinweise der örtlichen
Forstbehörden.


Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.07.2019

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