Thema des Tages

08-07-2019 09:20

Nordwestbrise lässt den Sommer auf Sparflamme köcheln!


Nach der Hitze ist der Sommer nun, rein aus Sicht der
Temperaturdefinition betrachtet, in Deutschland weitgehend nicht
existent. Frische Nordseeluft dämpft das Temperaturniveau. Eine Stufe
höher geht es in der Wetterküche erst nach Wochenmitte wieder.

Seit Samstag hat eine Kaltfront Deutschland von Norden her überquert
und liegt nun an den Alpen. Eine Kaltfront ist dabei eine
Luftmassengrenze, der im Allgemeinen eine Abkühlung folgt. Dabei
schiebt sich kalte Luft keilförmig unter die wärmere Luftmasse, die
entsprechend gehoben wird. In diesem Bereich kommt es im Sommer
häufig zu starker Quellbewölkung, Schauern und Gewittern sowie
teilweise heftigen Böen (vgl. Graphik). Auch am heutigen Montag
lassen sich diese Phänomene im Umfeld der nach Süden abziehenden
Kaltfront an den Alpen beobachten.

Rückseitig der Kaltfront von Tief "Pirmin", der derzeit über dem
Baltikum wirbelt, drehte der Wind auf eine nordwestliche Richtung,
sodass nun von der Nordsee her nur mäßig warme Meeresluft polaren
Ursprungs nach Deutschland gelangt. Zudem kann nach Frontpassage ein
deutliches Ansteigen des Luftdrucks sowie ein markantes Absinken des
Taupunktes (trockene Luft, vgl. Wetterlexikon DWD) festgestellt
werden. Zwischen Sieg und Mosel sowie Werra und Donau kann somit die
Bewölkung auflockern und die Sonne länger scheinen. Weiter nördlich
setzt sich dagegen im Bereich von kälterer Luft in höheren
Luftschichten sowie durch hochreichend zyklonale
Strömungsverhältnisse (Drehsinn der Luftströmung um ein Gebiet tiefen
Luftdrucks (Nordhalbkugel: gegen den Uhrzeigersinn, Südhalbkugel: im
Uhrzeigersinn, vgl. Wetterlexikon DWD), die zu einem leicht
unbeständigen, zu schwachen Schauern neigenden, Wettercharakter
führt.

Das Hoch "Winnie" hat sich derzeit über den Britischen Inseln
festgesetzt und kann mit seinen Fängen nur das Wetter im Westen und
ab dem morgigen Dienstag auch im Süden beeinflussen. Durch die
absinkende Luft im Umfeld des Hochs lockert die Bewölkung auf und die
Sonne kann länger scheinen.

Bis einschließlich Mittwoch bleibt die Luftdruckverteilung und somit
auch die Witterung in Deutschland erhalten. Während in der Nordhälfte
bei mäßiger Seebrise bevorzugt im Küstenumfeld noch einzelne Schauer
fallen, setzt sich in der Südhälfte bei Hochdruckeinfluss
vorübergehend freundliches Sommerwetter durch. Die Temperaturen
erreichen allerdings weiterhin im Zustrom mäßig warmer Meeresluft
wohl nur am Oberrhein die Sommerschwelle von 25 Grad. Besonders in
den Nächten wird es regional bei längerem Aufklaren empfindlich kühl.


Ab Donnerstag soll nach den derzeitigen Modellberechnungen ein
hochreichendes Tief über Mitteleuropa zumindest vorübergehend
wetterbestimmend werden. Die Folge sind teils kräftige vertikale
(senkrechte) Luftumwälzungen, die mit wiederholt kräftigen Schauern
und Gewitter einhergehen. Ausgenommen ist nach aktuellem Stand nur
der Nordosten, wo die Sonne nach Wochenmitte deutlich größere Anteile
bekommt. Da mit der Änderung der Wetterlage die Zufuhr von
Nordseeluft abreißt, kann sich Luft wieder mehr erwärmen. Eine neue
Hitzewelle mit verbreitet Temperaturen über 30 Grad ist nicht in
Sicht. Die höchsten Tageswerte werden am Sonntag und Montag örtlich
für den Oberrhein mit bis zu 29 Grad simuliert. Die Wetterküche
schaltet also eine Temperaturstufe höher, Überkochgefahr besteht
jedoch zunächst weiter nicht!


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.07.2019

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