Thema des Tages

10-07-2019 08:20

Wieviel Regen gibt es jetzt?

Nach dem nassen Mai 2019 folgte ein in weiten Teilen Deutschlands
regenarmer und warmer Juni, der die Trockenheit der Böden schon
wieder arg befeuert hat. In den kommenden Tagen stehen unter
Tiefdruckeinfluss nun jedoch Regenfälle ins Haus, aber wieviel Regen
fällt dabei?

Übertraf der Mai in diesem Jahr mit rund 80 Litern pro Quadratmeter
(l/qm) in Deutschland sein Soll von 71 l/qm der international
gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 um etwa 16 %, so war der Juni
mit nur rund 55 l/qm um 36 % zu trocken. Auch der Juli startete
vielfach trocken, nicht wenige Stationen meldeten bis zum heutigen
Mittwoch sogar noch gar keinen Niederschlag. Die Wasserbilanz
(Differenz aus der Niederschlagssumme und der Summe der potenziellen
Verdunstung über Gras, mehr Informationen dazu unter
https://www.dwd.de/DE/leistungen/wasserbilanzq/wasserbilanzq.html)
war bei meist hohen Temperaturen und daher starker Verdunstung in
vielen Teilen Deutschlands stark negativ, was teilweise schon wieder
zu großer Trockenheit führte, zumal auch die Trockenheit aus 2018
immer noch nachwirkt. In den nächsten Tagen bringt uns
Tiefdruckeinfluss vielerorts Regen, aber welche Mengen kommen dabei
aus den Wolken und können diese die Trockenheit lindern oder sind sie
nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Das Tief, das uns in den nächsten Tagen mit dem nicht nur von
Landwirten und Gärtnern dringend benötigtem Nass von oben versorgt,
hört auf den schönen Namen "Quinctilius". Aktuell hat es seine Zelte
über dem Nordostatlantik, genauer gesagt im Seegebiet südwestlich von
Island, aufgeschlagen, um von dort aus bis zum Wochenende in die
Nordsee in See zu stechen und anschließend auch noch Norddeutschland
zu entern. Erste Ausläufer des Tiefs erreichen bereits am heutigen
Mittwochnachmittag oder -abend die westlichen Bundesländer. Es folgen
weitere Ausläufer, die feuchte Luftmassen vom Atlantik und der
Nordsee ins Land treiben und die Himmelspforten öffnen, um das Nass
über Land wieder loszuwerden.

So legen sich ab heute Abend Niederschläge über das Land, die
zunächst die Westhälfte erreichen, am Donnerstag dann auch fast alle
anderen Regionen des Landes. Etwas ausgenommen ist der Nordosten in
einem Bereich von der Ostsee bis zur Lausitz. Dort bewirkt das
Skandinavische Gebirge Föhneffekte, die die Luft bereits vor
Erreichen Deutschlands soweit abtrocknen, sodass dort kaum oder nur
wenig Regen fällt. Ansonsten nehmen die Niederschläge ab Donnerstag
immer mehr schauerartigen Charakter an und werden vor allem tagsüber
häufig von Blitz und Donner begleitet. Dabei ist örtlich Starkregen
zu erwarten, der die Regenmengen lokal deutlich erhöht. Auch der
Freitag kann sich mit zahlreichen Schauern und Gewittern schmücken,
während am Samstag der Niederschlagsschwerpunkt mehr in die
Südosthälfte wandert und es am Sonntag nur im äußersten Südosten noch
nass wird.

Stellt sich also die Frage, wieviel Regen zusammengerechnet bis zum
Sonntag fällt? Die Berechnungen der Wettermodelle haben dabei recht
ansehnliche Regenmengen im Programm. So werden von den drei großen
Wettermodellen in vielen Teilen Deutschlands 10 bis 30 l/qm bis
Montagnacht erwartet (siehe dazu die Vorhersage der akkumulierten
Regenmengen unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/7/10.html). Zum
Teil werden auch Regenmengen bis 50 l/qm simuliert, am Alpenrand gibt
es mit Staueffekten voraussichtlich noch mehr. Etwas trockener bleibt
es wie oben beschrieben im Nordosten, aber auch im Südwesten Richtung
Saarland und Oberrhein sind die Niederschlagssignale geringer.

Nun helfen 10 bis 30 l/qm Regen erst einmal, um die Trockenheit etwas
zu lindern, sodass Landwirte und Gartenbesitzer bis zum Wochenende
die Bewässerung vorübergehend etwas drosseln können. Danach wird
entscheidend sein, ob der Tiefdruckeinfluss weiter anhält oder ob
sich erneut Hochdruckeinfluss bei steigenden Temperaturen einstellt.
Die neuesten Prognosen gehen eher in Richtung Letzterem, sodass die
Niederschläge der kommenden Tage dann doch nur einen Tropfen auf den
heißen Stein darstellen würden. Aber vielleicht findet Tief
"Quinctilius" ja doch einen geeigneten Nachfolger, der in seine
nassen Fußstapfen tritt und die von der Trockenheit Betroffenen mit
weiteren Regenfällen beglückt.


Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.07.2019

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