Thema des Tages

12-07-2019 08:20

Wolkenklassifikation

Wer hat als Kind nicht nach Figuren in Wolken gesucht? Dabei ist
aufgefallen, dass Wolken in den unterschiedlichsten Formen auftreten
können. Wie man Ordnung in das Chaos bringt und woher die Wolken
ihren Namen haben, soll heute Thema sein.


Sie treten in den verschiedensten Formen auf: Mal als filigrane
Schleier, mal als mächtige Ambosse oder bedrohliche Walzen. Die Rede
ist von Wolken. Eine Wolke ist eine relativ dichte Ansammlung von
winzigen Wassertröpfchen bzw. Eiskristallen in der Luft. Dabei
kondensiert das Wasser bei einer Luftfeuchtigkeit von 100 % an
Staubteilchen, die als Kondensationskeime dienen. Aufgrund der sehr
variablen Erscheinungsformen schien es zunächst nahezu unmöglich eine
Klassifikation von Wolken zu erstellen. Doch Anfang des 19.
Jahrhunderts brachte der englische Pharmazeut und Hobbymeteorologe L.
Howard mit seinem Klassifikationsschema Ordnung in das Chaos. Er
teilte die Wolken wie in der Biologie üblich in Familien, Gattungen,
Arten und Unterarten ein. Seine Einteilung ist heute noch als
internationale Klassifikation gebräuchlich und soll im Folgenden kurz
erläutert werden.
Die Wolkenfamilien werden zunächst einmal nach der Höhe, in der die
Wolken anzutreffen sind (Stockwerk), eingeteilt: Man unterscheidet
zwischen hohen Wolken, die sich in mittleren Breiten in einer Höhe
von 7 bis 13 km befinden, mittelhohe Wolken in einer Höhe von 2 bis 7
km und tiefe Wolken mit einer Höhe von 0 bis 2 km. Dann gibt es noch
Wolken mit großer vertikaler Erstreckung. Dies sind Wolken, die so
mächtig sind, dass sie sich über alle Stockwerke erstrecken.
Pro Familie gibt es in der Regel zwei Gattungen: Diese unterscheiden
zwischen haufenförmigen Wolken (Cumulus) und schichtförmigen Wolken
(Stratus). Im hohen Stockwerk gibt es eine weitere Gattung, die
Schleierwolken (Cirrus), die vollständig aus Eiskristallen bestehen.
In der unteren Schicht existiert noch eine Mischform zwischen Stratus
und Cumulus (Stratocumulus). Insgesamt ergeben sich dann 10
Gattungen. Der Name der Wolke setzt sich nun aus dem Namen für das
Stockwerk und der Gattung zusammen. Für hohe Wolken wird der Ausdruck
Cirro-, für mittelhohe Wolken Alto- und bei vertikal mächtigen Wolken
Nimbo- verwendet. Bei tiefen Wolken wird der Ausdruck weggelassen.
Die Arten beschreiben dann die Gestalt der Wolken, zum Beispiel, ob
sie linsenförmig (lenticularis) oder schichtartig (stratiformis)
sind. In den Unterarten werden weitere Eigenschaften wie
Lichtdurchlässigkeit und Anordnung beschreiben.
Als Beispiel einer Klassifikation sei die Wolke Altocumulus
stratiformis perlucidus angeführt. Dabei handelt es sich um eine
mittelhohe flache Haufenwolke, die sich über eine große Fläche
erstreckt und kleine Lücken zwischen den Wolkenteilen aufweist, durch
die man den Himmel sieht. Auf gut Deutsch sind dies die allseits
bekannten "Schäfchenwolken".


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.07.2019

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