Thema des Tages

03-07-2016 14:40

Ortsnamen und Wetter


Schaut man mal etwas genauer durch die Vielfalt an Städtenamen, die
es alleine in Deutschland gibt, dann lassen sich so einige
interessante Kuriositäten entdecken. So gibt es im Süden des
Landkreises Mecklenburgische Seenplatte den Ortsteil Troja, der zur
Gemeinde Lärz gehört und dessen Name seinen Ursprung im Jahre 1793
hat ("troj", altslawisch für "drei"). Oder im nordbrandenburgischen
Landkreis Ostprignitz. Dort trägt ein Ortsteils den verniedlichten
Namen des Bundeshauptstadt. Das Dorf Berlinchen hat gerade einmal 250
Einwohner.

Diese interessanten Namen haben zu der Idee geführt, dass es bestimmt
auch Städte- oder Ortsnamen gibt, die sich mit Wetterbegriffen in
Verbindung bringen lassen. Im Folgenden werden die Fundstücke näher
unter die Lupe genommen.

Starten wir mit dem allgemeinen Begriff "Niederschlag". Dabei handelt
es sich um einen Ortsteil der Gemeinde Bärenstein im Erzgebirge.
Natürlich gibt es verschiedene Arten von Niederschlag, zum Beispiel
den Regen. Der "Regen" ist nicht nur ein Nebenfluss der Donau,
sondern auch eine Stadt in Niederbayern, die an besagtem Fluss
gelegen ist. Dabei ist der Namensursprung wohl weniger auf die
Niederschlagsphase, sondern vielmehr auf das Verb "sich regen" zurück
zu führen. Für die feste Phase genügt ein Blick in das Ruhrgebiet.
Ein Stadtteil im äußersten Süden von Dortmund trägt den Namen
"Schnee", aber auch in Stade (bei Hamburg) lässt sich eben jener Name
finden. Dieser leitet sich von dem alten Wort "Schnadegang" (Grenze)
ab. Einen Ortsteil "Hagel" kann man sogar dreimal in Deutschland
finden - in Stade, Oldenburg und Cloppenburg.

Begibt man sich in das "Himmelreich", zur "Himmelpfort" (beides in
Deutschland auffindbare Orte) so wird man auf Wolken stoßen und auch
diese Ortsgemeinde kann man in Rheinland-Pfalz unweit von Koblenz
entdecken. Wolken, die sich am Boden absetzen, nennt man Nebel. Ein
Ortsteil von Amrum (Nordfriesland) trägt eben diesen Namen.
Allerdings ist der Ursprung des Wortes nicht auf die
Sichteinschränkung zurück zu führen. Vielmehr leitet sich der Name
aus den Worten "nei" (neu) und "bel" (altdänisch: Siedlung) ab.

Weiter zur Feuchtigkeit, die bei der Wettervorhersage doch eine
wichtige Rolle spielt. Allseits bekannt ist die Stadt Feucht im
Landkreis Nürnberger Land. Aber auch hier ist der Ursprung anders,
als man im ersten Moment vermuten mag. Das althochdeutsche Wort
"viuhthe - fichta", also die Fichte, diente hier als Namensgeber. Den
Ort "Tau" findet man nicht in Deutschland, dafür aber in Norwegen und
die feste Form Reif lässt sich mit einem doppelten "F" in der Eifel
entdecken. Reif kann im Winter Glätte verursachen und den Ort "Glatt"
sowie einen gleichnamigen Fluss gibt es im Landkreis Rottweil in
Baden-Württemberg. Der Name "Glatt" kommt erneut aus dem
althochdeutschen (glad) für "klar" oder "glänzend".

"Morgenrot, Schlechtwetter droht". Dies trifft für den Ortsteil in
Quedlinburg mit gleichem Namen hoffentlich nicht zu. Interessantes
Kuriosum: Morgenrot trug bis Anfang des 20 Jh. den Namen "Kamerun".
Und dann gibt es im Vogtland noch den Ort "Morgenröthe-Rautenkranz",
knapp nordöstlich von Klingenthal. Dieser Ort ist vor allem bekannt
für seine dort in den Wintermonaten beobachteten extremen Minima.

Die Auflistung kann nicht enden, ohne dass der Allgemeinbegriff
"Wetter" mit dabei ist. Diese Stadt liegt an der Ruhr umringt von
Bochum, Dortmund und Hagen. Der Begriff lässt sich aus dem
althochdeutschen Wort "weter" für "Wind, Wehen" ableiten. Neben der
doch recht bekannten Stadt, findet man den Ort auch noch zweimal in
Hessen und auch in Niedersachsen. Und natürlich gibt es noch den
Fluss "Wetter" in der Wetterau.

Diese Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und so sind
Sie eingeladen uns gerne noch ein paar Ergänzungen mitzuteilen.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.07.2016

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