Thema des Tages

24-07-2019 08:20

Hitzeglocke


Deutschland sowie große Teile Europas kommen richtig ins Schwitzen.
Die nächste große Hitzewelle ist in vollem Gange und erreicht am
morgigen Donnerstag ihren Höhepunkt. An dieser Stelle soll der Ablauf
der Hitzewelle und deren Hotspots erläutert werden.


Die nächste große Hitzewelle dieses Sommers hat Deutschland und einen
Großteil Europas fest im Griff. Das hochreichende und umfangreichende
Hochdruckgebiet YVONNE erstreckt sich vom Zentralen Mittelmeerraum
bis nach Skandinavien und hängt wie eine "Glocke" über Europa,
festgesaugt zwischen zwei Tiefdruckgebieten über Westrussland und dem
nahen Ostatlantik. Somit gelangt an der Westflanke des Hochs seit
mehreren Tagen sehr heiße Luft aus Nordafrika über Spanien und
Frankreich hinweg bis nach Skandinavien. Diese Luft konnte sich durch
die noch langen lichten Tage und eine fast ungehinderte Einstrahlung
über den Landmassen Tag für Tag zusätzlich erwärmen.

So wurden am gestrigen Dienstag in Lingen (Emsland) Höchstwerten von
35,8 Grad und in Trier-Petrisberg an der Mosel 35,7 Grad erreicht. Am
heutigen Mittwoch wird es noch heißer: In Westdeutschland erreichen
die Temperaturen Höchstwerte zwischen 37 und 39 Grad. An der Mosel,
Saar und am Niederrhein kann schon heute die 40 Grad-Marke geknackt
werden. Ansonsten liegen die Maxima zwischen 31 und 36 Grad.
Erträglichere Temperaturen zwischen 24 und 27 Grad gibt es nur an der
Ostseeküste, auf den Nordseeinseln sowie im höheren Bergland.

Der Höhepunkt der Hitzewelle wird voraussichtlich am morgigen
Donnerstag erreicht. Dann werden in der Westhälfte Deutschlands
verbreitet Höchstwerte zwischen 37 und 40 Grad erreicht bzw.
punktuell sogar überschritten werden. Somit sind viele regionale
Rekorde greifbar nah und auch der bisherige deutsche Allzeitrekord
vom 5. Juli 2015 mit 40,3 Grad in Kitzingen (Bayern) ist in Gefahr.
Auch in den übrigen Regionen wird es mit 32 bis 37 Grad sehr heiß.
Werte unter 30 Grad sind nur unmittelbar an der Ost- und Nordseeküste
oder auf den Bergen oberhalb 1000 m zu finden.

Am Freitag wird es in Westdeutschland bei Höchstwerten zwischen 36
und 39 Grad nur minimal kühler. Ansonsten werden Temperaturen
zwischen 30 und 35 Grad erreicht. Auch die Nächte bringen derzeit
kaum Abkühlung: In den großen Ballungsräumen gehen die Temperaturen
nicht unter 20 Grad zurück, häufig liegen diese zwischen 24 und 21
Grad. Aber anderswo bleiben die Nächte sehr mild.

Durch die anhaltende Hitze herrscht deutschlandweit eine starke bis
extreme Wärmebelastung. Deswegen sollte man seinen eigenen
Tagesablauf der Hitze anpassen, sofern dies möglich ist. Zum
Beispiel: Früher aufstehen und arbeiten, wenn es noch kühl ist,
mittags und nachmittags in kühlen Räumen aufhalten und Aktivitäten im
Freien auf die Morgen- und späten Abendstunden verlegen. Ganz wichtig
ist es auch, reichlich Wasser zu trinken und möglichst etwas Leichtes
zu essen. Ist es nicht möglich, sich während der Hitze in einem
kühlen Raum aufzuhalten, sollten Sie wenigstens die direkte
Sonneneinstrahlung meiden oder sich mit einer entsprechenden
Sonnenschutzcreme schützen. Denn neben der Wärmebelastung herrscht
durch die fast wolkenlosen Tage auch eine erhöhte UV-Intensität.

Am Wochenende schwächt sich das Hoch YVONNE über Süd- und
Westdeutschland etwas ab, dabei kann dort feuchtere und etwas kühlere
Luft einfließen. Schon am Freitag kann es im äußersten Westen und
Südwesten erste kräftige Schauer und Gewitter geben, die zunächst auf
den gesamten Südwesten, am Sonntag auch auf weite Teile der Mitte
übergreifen. Nachfolgend steigen die Höchstwerte im Westen am Samstag
"nur" noch auf etwa 30 Grad, am Sonntag dann teils sogar nur noch auf
25 Grad an.

Die genaue Entwicklung ist aber noch unsicher. Die Vorhersagemodelle
lassen sowohl in der Stärke und als auch bei der ostwärtigen
Verlagerung der Niederschläge einigen Spielraum. Nach derzeitigen
Berechnungen soll diese nicht auf den Osten übergreifen, so dass dort
weiter heiße Temperaturen über 30 Grad auf dem Programm stehen. Die
Ausnahme bildet die Ostseeküste, wo mit dem auflandigen Wind etwas
kühlere Luft einsickert.


Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.07.2019

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