Thema des Tages

03-08-2019 09:50

Was macht eigentlich der Siebenschläfer?

Ende Juni wurde die Möglichkeit eines Siebenschläfers in den Raum
gestellt. Eine derart beständige Wetterlage gab es nicht,
nichtsdestotrotz macht eine Analyse Sinn, ebenso der Blick nach vorn.


Beim Thema des Tages vom 27.06. 2019 gingen wir der Frage nach,
inwiefern dieser Lostag in diesem Jahr 2019 irgendeine Relevanz hat.
Das Ergebnis ist eindeutig und lautet nein. Nun gut, man könnte die
Frage auch anders beantworten: Aufgrund zahlreicher stationärer Lagen
in diesem Jahr gab es mitunter mehrere Siebenschläfer- oder auch
Murmeltiertage.

Aber schauen wir uns doch noch einmal die Langfristprognose für den
Juli an, die dort aufgestellt wurde: ?Insgesamt ist vor allem für die
Nordhälfte in den nächsten Wochen (Juli 2019) zumindest zeitweise
Tiefdruck-Einfluss zu erwarten, was verbunden ist mit gelegentlichen
Niederschlägen und auch mal kühlerem Wetter. Insgesamt dürfte aber
die Niederschlagsausbeute selbst im Norden nur ausgeglichen oder
leicht zu trocken ausfallen. Auch das Temperaturniveau wird eher über
den Normalwerten liegen. Für die Südhälfte erwarten wir häufige
Hochdruckwetterlagen mit teils heißem bis sehr heißem Wetter.
Niederschläge dürften dort eher Schauer- und Gewittercharakter haben
und somit nicht jeden treffen. Die Niederschlagsbilanz wird also auch
dort in der Fläche eher negativ ausfallen.?

Und was brachte der Juli nun wettertechnisch? Er war häufig zu
trocken und vor allem im Süden deutlich zu warm. Die Gründe liegen
relativ schnell auf der Hand. Wir hatten in der dritten Julidekade
eine außergewöhnliche Hitzewelle, die vorwiegend im Westen und
Südwesten Rekordwerte brachte. Zuvor war es vor allem in der
Nordhälfte leicht zu kühl, aber trotz andauernden atlantischen
Einflusses zu trocken. Im Süden und Südwesten, teils auch Westen
hingegen herrschte nahezu permanent leichter Hochdruckeinfluss. Damit
war es dort auch länger trocken bei relativ normalem
Temperaturniveau. Erst zum Ende des Monats war die Süd- und
Westhälfte durch mehr Tiefdruckeinfluss und verstärkt konvektive
Niederschläge begünstigt.

Woher kommt das?
schwacher, aber kaum wetterwirksamer Einfluss vom Atlantik her,
meridionale Strömungsmuster, die die Entstehung von Hitzewellen
begünstigen,
immer stärkere positive Temperaturanomalien im Nordatlantik, die die
Temperaturunterschiede zwischen Süden und Norden weiter verringern
und somit die Tiefdruckaktivität schwächen,
Transformation atlantischer Tiefs (wie zuletzt Wolfgang) in
subtropische Druckgebilde durch zunehmend warme Umgebung
(Meeresoberflächen).


Wie geht es nun weiter? In der oberen Troposhäre ist die
Tiefdruckaktivität weiterhin recht gut ausgebildet. Leider sind in
Richtung untere Troposphäre permanent Blockaden durch zu hohe
Meeresoberflächentemperaturen und damit zu hohen Luftdruck vorhanden.
So bilden sich zwar über dem Atlantik Tiefdruckgebiete, die sich aber
bei weiterer Ostverlagerung abschwächen durch mehrere
Hochdruckblockaden (Form einer langgestreckten Sinuswelle um den
Erdball herum) oder gar nicht vorankommen. Man hat das bei Tief
Wolfgang gesehen, als die Modelle eine Ostverlagerung in Richtung
Baltikum prognostizierten, die aber nicht stattfand. Vielmehr fand
Wolfgang sein frühes Ende über Deutschland.

Die Prognose für August lautet aufgrund zu erwartender stationärer
Lagen und fehlender Dynamik über Mitteleuropa vermehrt Niederschläge
konvektiven Charakters durch feuchtwarme Luftmassen aus Südwesteuropa
(stationäre Tiefs bei den Britischen Inseln) und insgesamt
überdurchschnittliche Temperaturen. Auch kurzzeitige Hitzeperioden
sind nicht ausgeschlossen. Jahreszeitlich bedingt gehen die
Temperaturen ab der dritten Augustdekade allmählich zurück. Die
Niederschlagsbilanz könnte in der Fläche erneut negativ, allerdings
punktuell auch sehr üppig ausfallen.

Bezugnehmend auf die Überschrift lässt sich somit festhalten, dass
die Siebenschläferlagen mittlerweile auch jahreszeitenunabhängig
zunehmen und dass unabhängig davon, ob wir diese als solche
identifizieren oder auch nicht.


Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.08.2019

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