Thema des Tages

07-09-2019 08:20

Tiefdruckbedrängnis

Deutschland wird heute sowie in den kommenden Tagen von mehreren
Tiefs ordentlich in die Zange genommen. Damit kommt es allgemein zu
einem wechselhaften Witterungsabschnitt, regional auch zu stärkeren
Regenfällen.

Diejenigen, die sich im Spätsommer und Herbst die typischen, länger
anhaltenden und durch warme Temperaturen gekennzeichneten
Hochdrucklagen wünschen (Stichwort "Altweibersommer"), werden von den
aktuellen Vorhersagen doch etwas enttäuscht sein. Der Blick auf die
Prognosekarte verrät nämlich, dass die Temperaturen in den kommenden
Tagen nur noch regional begrenzt über die Marke von 20 Grad
hinauskommen - die besten Chancen dafür bestehen am heutigen Samstag
im Osten.

Verantwortlich dafür ist zunächst ein Tiefdruckgebiet über dem
südlichen Skandinavien, das Meeresluft polaren Ursprungs nach
Deutschland lenkt. Da die Luftmasse aber den Weg über die relativ
warme Nordsee nimmt, wird sie immerhin etwas erwärmt. Der Ausläufer
des Tiefs sorgt aktuell zum einen im Westen und in Teilen der Mitte
für leichten bis mäßigen Regen, zum anderen ab dem Nachmittag in der
Nordwesthälfte auch für Schauer und einzelne starke Gewitter.

Neben dem Skandinavientief mischt aber auch noch ein weiteres Tief
südlich der Alpen in der Wetterküche mit. Dieses ist aktuell
maßgeblich für die Regenfälle im Südosten verantwortlich. Etwas außen
vor ist heute der Nordosten, dort werden die längsten trockenen
Abschnitte erwartet.

Eine interessante Wetterlage stellt sich schließlich ab Sonntagmittag
ein. Das Tief südlich der Alpen zieht nämlich von der oberen Adria
über Ostösterreich nach Tschechien und weiter bis nach Polen. Kenner
der Meteorologie werden alleine schon durch diesen Satz hellhörig
werden, denn eine solche Wetterlage hat generell Potential für
stärkere Regenfälle.
Auch in diesem Fall trifft die Regel zu: ab Sonntagnachmittag setzt
südlich der Donau Regen ein, der sich nachfolgend deutlich verstärkt
und sich in der Nacht zum Montag nach Thüringen, Sachsen,
Sachsen-Anhalt und in den Süden Brandenburgs ausweitet. Am Montag
tagsüber kommt es schließlich im gesamten Osten gebietsweise zu teils
kräftigen Niederschlägen. Dabei nimmt die Verlagerungsgeschwindigkeit
des Tiefs ab der Nacht zum Dienstag deutlich ab, trotzdem erreicht es
Dienstagmittag das Kattegat. Als unmittelbare Folge davon halten die
Regenfälle über dem Nordosten bis in die Nacht zum Mittwoch an.

So einfach wie sich der eben geschilderte Wetterablauf liest, ist es
im Detail aber leider nicht. Solche Wetterlagen sind nämlich bekannt
dafür, dass die Prognoseunsicherheiten bis knapp vor dem Ereignis
deutlich erhöht sind. Eine etwas andere Zugbahn des Tiefkerns kann
bereits zu größeren Änderungen in der Prognose führen. Erschwerend
kommt hinzu, dass die Niederschläge vor allem am Montag und Dienstag
schauerartig verstärkt sein werden. Auch einzelne in den Regen
eingebettete starke Gewitter sind wahrscheinlich.

Die von den verschiedenen Modellen aktuell prognostizierten
Regenmengen bewegen sich in den vorher genannten Regionen
gebietsweise zwischen 40 und 60 Liter pro Quadratmeter in 48 Stunden.
Etwas höhere und damit unwetterartige Mengen sind stellenweise nicht
ausgeschlossen. Vor allem muss in die Überlegungen auch noch
einbezogen werden, dass durch die schauerartige oder gewittrige
Verstärkung örtlich (heftiger) Starkregen ein Thema sein wird.

Die Chancen stehen also gut, dass der doch ziemlich ausgetrocknete
Osten des Landes nun endlich etwas Regen abbekommt. Damit sie aber
von der Stärke des Regens nicht überrascht werden, verfolgen Sie
bitte die aktuellen Warnungen unter www.dwd.de oder in der
WarnWetter-App.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.09.2019

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